Klatsch und Tratsch!

von Melody Green

 

Ich denke, der eigentliche Grund, warum Gott mich etwas über »Klatsch« weitergeben lässt, liegt darin, dass mir dieses Problem durchaus nicht fremd ist. Ich habe mir nicht nur Klatsch angehört, ich habe ihn auch verbreitet und bin selbst ein Opfer davon gewesen. Und glaub mir: Alle drei Dinge schmerzen den HERRN in gleicher Weise!

 

Wenn ich etwas weitererzählte, das ich hätte für mich behalten sollen, rechtfertigte ich es gewöhnlich mit den Worten: »Wir müssen unbedingt für den und den beten, er hat folgendes schwere Problem …« Aber dann haben wir normalerweise nicht gebetet, sondern die Sache durchgesprochen. Natürlich war es immer höchst interessant, die neuesten Geschichten über eine Person oder ein Werk zu erfahren. Und wieder habe ich versucht, das zu rechtfertigen, indem ich mir sagte:

»Es ist schließlich wichtig, sich auf dem Laufenden zu halten. Außerdem muss ich wissen, wofür ich beten soll.«

 

Das habe ich dann allerdings fast nie getan. (Ja, wenn ich so viel Zeit auf meinen Knien verbracht hätte, um mit Gott zu reden, wie ich auf meiner Couch im Gespräch mit Bekannten verbracht habe — wie sehr hätte Gott mich schon verändern können!) In der Anfangszeit unserer Arbeit, als unsere Gemeinschaft begann, wurde mir das Problem erstmals bewusst. Ich merkte, dass wir durch die vielen engen Beziehungen, die entstanden, zu einer regelrechten Brutstätte für den Klatsch wurden, wo er sich ausbreiten und alle Beteiligten infizieren konnte. Das machte mich sehr betroffen. So las ich viele Bibelstellen zu dem Thema und hielt einige recht überzeugende Bibelarbeiten darüber.

 

Aber Gott öffnete meine Augen erst richtig, als ich selbst und unser Werk Opfer von Gerüchten und Übertreibungen wurden, die mich tief verletzten. Ich war erschüttert! Verbitterung stieg in mir auf. Ich verstand nicht, wie Menschen so etwas sagen konnten. Aber noch mehr entsetzte mich der Gedanke an die, die sich solche Informationen anhörten und einfach als Tatsache hinnahmen. Ich flehte Gott an, ihnen Einhalt zu gebieten.

 

Es dauerte dann auch nicht lange, bis Jesus eingriff. Was zeigte er mir nicht alles für Sünde! Aber was meinst du, wessen Sünde es war? Meine eigene! Er erinnerte mich an all die Situationen, in denen ich Gerüchte gehört und weitererzählt hatte. Nicht nur über Leute, die ich kannte, sondern auch über viele, denen ich nie begegnet war. Jesus zeigte mir, wie ich Gift in den Leib Christi gestreut und den guten Ruf vieler Menschen zerstört hatte.

 

Damals hatte ich nicht gedacht, dass ich damit jemanden verletzen würde. Jetzt sah ich die Dinge anders. Nun musste ich diesen Schmerz am eigenen Leib erfahren. Es war schrecklich! Jesus zeigte mir auch, dass er selbst mehr als irgendein anderer darunter leidet, wenn seine Leute lieblos miteinander umgehen. Es wäre nicht richtig zu behaupten, dass ich dieses sündige Verhalten durch jene Erfahrung vollkommen überwunden hätte. Ich komme weiterhin fast jeden Tag in Versuchung, und manchmal versage ich. Aber ich kann ehrlich sagen, dass dieses Erlebnis in meinem Leben einen Unterschied bewirkt hat wie Tag und Nacht. Ich weiß, dass Jesus treu ist. Er wird das Werk, das er in mir begonnen hat, auch vollenden.

 

Was ist »Klatsch«?

Bei unserer Bekehrung zu Jesus geben wir die »großen Sünden« auf, wie z. B. Lügen, Stehlen, Trinken, Betrügen, Drogenkonsum, unerlaubte sexuelle Beziehungen. Wir beginnen, unsere Zeit mit unseren neuen Freunden zu verbringen, indem wir über unseren HERRN reden, über unser Leben und überhaupt über die Dinge, die um uns herum passieren. Völlig harmlos — denken wir. Doch lasst uns die Sache einmal etwas näher betrachten! Wie oft sind diese Unterhaltungen voll von Urteilen, von Gerüchten, vom Hörensagen — alles sorgfältig hinter einem christlichen Lächeln versteckt!

 

Wusstest du schon, dass die Bibel viel über Klatsch spricht? Und zwar ist das keine »kleine Sünde«, wie viele von uns denken. In der Bibel steht: »… falschen Lippen bin ich feind« (Spr. 8,13). Gott gebietet uns: »Du sollst nicht als Verleumder umhergehen unter deinem Volk!« (3. Mose 19,16). Er sagt auch: »Sie laufen von Haus zu Haus und sind dann nicht nur ohne rechte Beschäftigung, sondern führen auch bei ihrer Geschwätzigkeit und Neugier ungehörige Reden« (1. Tim. 5,13). Und in Psalm 101,5 sagt Gott: »Wer seinen Nächsten heimlich verleumdet, den will ich vernichten

 

Gott ist der Ansicht, dass geschwätzige Menschen Ihn nicht anerkennen, sondern ihren verdorbenen Gedanken verfallen sind. Er stellt verleumderische Menschen in eine Reihe mit solchen, die nicht vertrauenswürdig sind, mit Mördern und Gottesverächtern. Und er sagt weiter, dass die, die solche Dinge tun, wissen, dass sie den Tod verdient haben. Aber das hält sie nicht davon ab, es weiterhin zu tun und sogar andere dazu zu ermutigen (Röm. 1,28–32). Das sind harte Bibelworte, und ich wage kaum, über die Schlussfolgerungen nachzudenken.

 

Übrigens, Klatsch muss nicht unbedingt Lüge sein. Viele denken: »Die Sache ist ja wahr, also kann ich sie jedem erzählen.« Aber das stimmt nicht! Die Wahrheit mit falschen Motiven zu sagen kann sich noch verheerender auswirken, als die Unwahrheit zu sagen. Die folgende Definition von »Klatsch« macht das deutlich: Etwas über jemanden zu erzählen, ist dann Klatsch, wenn das Weitererzählen nicht zur Lösung des Problems jener Person beiträgt.

 

Matthäus 18

»Wenn dein Bruder sündigt, so gehe hin und weise ihn zurecht unter vier Augen. Hört er auf dich, so hast du deinen Bruder gewonnen. Hört er aber nicht, so nimm noch einen oder zwei mit dir, damit jede Sache aufgrund der Aussage von zwei oder drei Zeugen festgestellt wird …« (Matth. 18,15–16).

Ich glaube, Gott hat diese Anweisung in die Bibel schreiben lassen, weil er weiß, wie schwach wir sind, und wie sehr wir klarer Wegweisung bedürfen. Wenn wir durch jemanden beleidigt werden oder sehen, dass jemand in Sünde lebt, haben wir zu diesem Menschen zu gehen und zu keinem anderen!

 

Ich will ein Beispiel geben: Wenn jemand in Sünde lebt — welchen Wert sollte es haben, anderen davon zu erzählen? Was sollen die anderen damit anfangen? Wenn wir beginnen, über diese »schlimme Sache« zu reden, die wir bei jemandem entdeckt haben, und andere fragen, ob sie das auch schon gesehen haben, verleiten wir sie dazu, denjenigen zu verurteilen und letztendlich zu Fall zu bringen. Stattdessen ist es unsere Aufgabe, den Bruder oder die Schwester wieder in die Gemeinschaft mit Gott zurückzuführen. Du könntest ihnen den dunklen Punkt in ihrem Leben zeigen, den der HERR so dringend bereinigen möchte. Wenn die Person nicht darauf hört, dann sind weitere Schritte zu unternehmen. Auch darauf musst du vorbereitet sein, obwohl es normalerweise nicht so weit kommt.

 

Du kannst es mir glauben: Ich habe immer dann mein größtes geistliches Wachstum erlebt, wenn jemand in aufrichtiger Liebe mit Besorgnis über eine Unstimmigkeit in meinem Leben zu mir kam. Ich bin dankbar für solche Leute, die mich so lieben, dass sie mich auf diese Dinge hinweisen und mir dadurch die Chance geben, mich zu verändern. »Liebe Brüder, wenn etwa ein Mensch von einer Verfehlung ereilt wird, so helft ihm wieder zurecht im Geist der Sanftmut, ihr, die ihr geistlich seid. Und sieh auf dich selbst, dass du nicht auch versucht werdest« (Gal. 6,1).

 

Andere miteinbeziehen

Anderen unsere Verletzung und Verbitterung mitzuteilen und zuzuhören, wenn sie ihrerseits davon erzählen, ist ein weiterer Bereich, in dem wir sehr vorsichtig sein müssen. Hat jemand deinen besten Freund verletzt, und dieser teilt dir seinen Schmerz mit, wirst du wahrscheinlich aus Sympathie zu ihm auch gekränkt sein. Du fühlst dich nun selbst verletzt und bist vielleicht böse auf die Person, die deinem Freund so etwas zugefügt hat. Später mögen sich die beiden versöhnen, und alles ist vergeben und vergessen. Aber ein Problem bleibt: Du bist immer noch verbittert! Und wenn du diese Person das nächste Mal siehst, merkst du, dass du ihr nicht vergeben hast. Solange du die Angelegenheit nicht geklärt hast, wirst du eine unterschwellige Bitterkeit mit dir herumtragen, die dir jedes Mal zu Bewusstsein kommt, wenn du diesen Menschen siehst oder seinen Namen hörst. Warum? Weil Gott dir nicht dieselbe Gnade gegeben hat zu vergeben, die er deinem Freund gab. Du bist ja nicht beleidigt worden. Gott gibt den Demütigen (und Zerschlagenen) Gnade (Jak. 4,6), aber das warst du nicht. Du bist nur »zufällig« in eine Sache hineingezogen worden, die dich gar nichts anging.

 

Ein Streit, ausgelöst durch einen kleinen Zwischenfall, kann sehr weitreichende Folgen haben und sich lange hinziehen, je nachdem wie viele Menschen davon hören. Du siehst, es ist völlig unverantwortlich, andere in deine Verletzungen und Verärgerungen einzubeziehen. Soweit ich sehe, haben wir kein Recht, zu irgendeinem anderen zu gehen als zu Gott und dem, der uns beleidigt hat, es sei denn, wir wissen absolut nicht, was wir tun sollen. In diesem Fall haben wir zu einem Seelsorger zu gehen und nicht zu unserem »besten Gesprächspartner«!

Der Unterschied zwischen Seelsorge und Klatsch

Oft wird Klatsch und Verleumdung als »seelsorgerliche Beratung« getarnt. Es ist nichts an Seelsorge auszusetzen, wenn du wirklich mit einem Seelsorger sprichst. Ein Seelsorger ist ein reifer Christ, der dich zu einem geistlichen Leben und zur Versöhnung ermahnt, der deine Sünde in der jeweiligen Situation aufzeigt! Er bauscht die Sache nicht auf und ist nicht schnell persönlich beleidigt. Ihm geht es vor allem um Gottes Willen, nicht um deinen. (Eine solche Person ist gewöhnlich in der Leiterschaft einer Gemeinde zu finden).

 

Ich fürchte, diese Beschreibung schließt 95 % der Leute aus, zu denen wir normalerweise mit unseren Problemen hinlaufen. Wenn wir tatsächlich Seelsorge brauchen, sollten wir sie bekommen. Aber meistens suchen wir gar nicht ernsthaft eine Lösung, wenn wir mit jemandem über ein Problem reden, sondern nur ein mitfühlendes Ohr, das auch unseren Standpunkt vertritt. Es scheint uns gleichgültig zu sein, wie viel Trennung wir verursachen, solange wir nur Leute auf »unsere Seite« ziehen können. Wir sind viel zu selbstsüchtig, über den Schaden nachzudenken, den wir anderen zufügen, mit denen wir reden oder über die wir reden.

»Sechs Dinge sind es, die der HERR hasst, und sieben sind seinem Herzen ein Gräuel: hochmütige Augen, eine Lügenzunge und Hände, die unschuldiges Blut vergießen; ein Herz, das tückische Anschläge schmiedet, Füße, die eilends zu bösen Taten laufen; wer als falscher Zeuge Lügen aussagt und Streit anstiftet unter Brüdern« (Spr. 6,16–19) .

 

»Ich höre doch nur zu!«

Viele von uns denken, Klatsch bloß anzuhören sei nicht so schlimm, wie ihn zu verbreiten. Aber das stimmt nicht! Gott sagt: »Ein Böser hört auf böse Lippen, ein Lügner leiht verderblichen Zungen sein Ohr« (Spr. 17,4).

In 1. Sam. 24,10 ermahnt David Saul: »Warum hörst du auf das Geschwätz der Menschen, die sagen: ‹David sucht dein Unglück›?« Ja, warum hören wir darauf?! Warum sind wir so schnell bereit, das Schlimmste zu glauben? In der Bibel steht: »Die Liebe hofft alles« (1. Kor. 13,7). Warum sagen wir nicht freundlich, aber bestimmt: »Entschuldigung, ich habe den Eindruck, du erzählst mir etwas, das ich gar nicht hören sollte. Du solltest das dem HERRN sagen und dem, den es betrifft, aber nicht mir.«

 

Ein paar Ermahnungen dieser Art werden die meisten Klatschgeschichten schon im Keim ersticken. Zumindest werden sie die Leute davon abhalten, mit ihrem Tratsch zu dir zu kommen. Vielleicht gibst du ihnen dadurch auch einen Anstoß, einmal über wichtigere Dinge nachzudenken als über anderer Leute Angelegenheiten. Die Bibel warnt uns davor, uns auf Klatsch einzulassen: »Wer als Verleumder umhergeht, plaudert Geheimnisse aus, und mit dem, der den Mund nicht halten kann, lass dich nicht ein!« (Spr. 20,19) .

 

Ein Zeichen der Reife

Ich sage euch aber, dass die Menschen am Tage des Gerichts Rechenschaft geben müssen von jedem

nichtsnutzigen Wort, das sie geredet haben« (Matth. 12,36) . Bei jedem Wort, das wir sprechen, treffen wir eine Wahl. Entweder entscheiden wir uns, Gott zu verherrlichen, oder ihn zu betrüben, indem wir gegen sein Wort rebellieren. »Lasst kein hässliches Wort aus eurem Mund kommen, sondern redet, was gut ist zur notwendigen Erbauung, damit es denen Segen bringt, die es hören« (Eph. 4,29) .

 

Oft nehmen wir Gottes Befehl, unsere Zunge zu kontrollieren, nicht ernst genug. Dabei ist das eines der Kennzeichen eines reifen Christen. Jakobus sagt: »Wenn jemand Gott zu dienen meint, aber seine Zunge nicht im Zaum hält, sondern sein Herz betrügt, so ist sein Gottesdienst wertlos« (Jak. 1,26). Wir wissen, dass das Herz betrügerischer ist als alles andere (Jer. 17,9), und so wäre es leicht, unser Fehlverhalten damit zu begründen. Aber denk einmal darüber nach, wie hoch der Preis ist! Mir wird das gerade jetzt bewusst, während ich dies schreibe. Ich möchte ganz bestimmt nicht, dass mein Leben mit dem HERRN wertlos wird, nur weil ich nicht reif genug bin, die Worte, die aus meinem Mund kommen, unter Kontrolle zu bringen.

 

Ein letzter Gedanke

Klatsch und Verleumdung sind Werkzeuge Satans. Er weiß: Wenn er uns dazu bringen kann, uns zu entzweien und gegeneinander zu kämpfen, werden wir viel zu beschäftigt sein, um gegen ihn zu kämpfen. Wir müssen innehalten und denken, bevor wir reden! Wir sollten uns in unserem Herzen vornehmen, nie wieder dem Klatsch zuzuhören oder ihn zu verbreiten! Das ist möglich durch Gottes Gnade und unsere Entscheidung, die richtige Wahl zu treffen. Bete darüber!

 

Vielleicht musst du dich bei einigen Menschen entschuldigen. Vielleicht muss Bitterkeit bekannt und geheilt werden. Geh zuerst zu Gott und lass dein Herz in Ordnung bringen! Er wird dir auch die Kraft geben, das übrige zu tun. »Lasst uns fröhlich sein und jubeln und ihm die Ehre geben; denn die Hochzeit des Lammes ist gekommen, und seine Braut hat sich bereit gemacht« (Offb. 19,7). Das alles mag dir als eine übergroße Aufgabe erscheinen. Aber: Gott sucht sich eine heilige Braut, und wir sollten alles uns mögliche tun, um uns »bereit zu machen«!

Melody Green © 1984 Last Days Ministries