Es kommt der Tag...
Erschrocken schreit Frau Schulze auf
Da ist sie nun jeden Tag hinübergelaufen zu dem nahen Supermarkt. Die Leute dort haben so eine praktische Methode: Man braucht nicht gleich zu bezahlen! Alles wird angeschrieben. Einmal monatlich bekommt man eine Rechnung und bezahlt...
So kam es, dass Frau Schule gar keinen Überblick mehr hatte, wie hoch sich ihre Rechnung belief. Ja, die ganze Sache war sehr verlockend. Man konnte seinen Geldbeutel zu Hause lassen. Das Einkaufen war so leicht. Ja, man vergaß schließlich ganz zu fragen, was die Dinge überhaupt kosten. Wenn Frau Schulze irgendetwas sah, was ihr gerade gefiel, dann nahm sie es mit. "Es wird ja alles angeschrieben." Und der Zahltag war in weiter Ferne...
Aber nun hielt Frau Schulze die Aufstellung in der Hand. Ihre erste Reaktion war: "Unmöglich habe ich so viele Schulden. Da muss ein Versehen vorliegen!" Empört rannte sie zu dem Kaufmann: "Was fällt Ihnen ein, mir eine solche Rechnung aufzustellen?"
Der aber blieb ganz gelassen. Punkt für Punkt zeigte er auf, dass alles stimmte.
"Wie soll ich das nur bezahlen?" jammerte Frau Schulze.
Ist das nicht ein Bild dafür, wie wir vor Gott stehen? Ja, wenn wir für jede Sünde gleich bezahlen müssten, dann würden wir erschrecken und anfangen, Gottes Gebote ernst zu nehmen. Aber das ist das Seltsame: Gott kann warten und schweigen. So sündigen wir drauflos. Und weil Gott schweigt und wartet, denken wir, es sei alles nicht so ernst zu nehmen.
Aber die Bibel sagt uns: Es ist alles "angeschrieben". Und es kommt einmal an den Tag, da wird uns die Rechnung vorgelegt. Dann haben wir nichts in der Hand, um zu bezahlen. Wie wollen wir denn eine einzige Sünde gutmachen?
Kürzlich sagte mir einmal ein Mann: "Sie reden immer von Sünde. Machen Sie es sich doch einmal klar, dass der moderne Mensch nicht mehr weiß, was das ist..."
Ich konnte ihm nur antworten: "Wenn Ihnen die Rechnung über Ihr Leben vorgelegt wird, dann werden Sie es wissen. Aber ich fürchte, dann wird es zu spät sein, irgendwelche Maßnahmen zu ergreifen."
Denken wir noch einmal an Frau Schulze. Eigentlich brauchte sie ja gar nicht so aufgeregt zu tun. Sie hatte ja die ganze Zeit gewusst, wie es kommen würde. Ganz tief im Herzen hatte sie es gewusst. Nur hatte sie dieses Wissen "verdrängt". Und genauso "verdrängt" der Mensch von heute das Wissen von Gottes Gericht. Das ist eine törichte und schlimme Sache.
Nun spricht die Bibel von einer Freudenbotschaft. Und diese Freudenbotschaft heißt: Du darfst Buße tun! Das ist seltsam: Wir haben gemeint, Buße sei eine schreckliche Sache. Welch ein Irrtum! Es handelt sich um eine Freudenbotschaft.
Ich brauche den großen Zahltag Gottes gar nicht abzuwarten. Ich nehme meine Schuldenrechnung, die ich überhaupt nicht bezahlen kann und die mich in die Hölle bringen wird, und trage sie zu einem Mann - ja zu einem seltsamen Mann. Er unterhält kein Büro, wo solche Sachen geregelt werden. Ich brauche keine Reise zu machen, um ihn zu finden. Mein Auge sieht ihn nicht. Und doch ist er eine Handbreit neben mir. Dieser Mann heißt Jesus und ist der Sohn Gottes. Dem lege ich meine Schuldenrechnung hin. Er nimmt sie an und sagt: "Sei getrost, ich habe schon alles bezahlt, als ich für dich am Kreuz hing."
Man muss sich nur wundern, dass nicht alle Leute davon Gebrauch machen. Wer Jesus seine Schuldenrechnung gegeben hat, der singt fröhlich mit dem Liederdichter Woltersdorf:
Die Nägel Seiner Wunden
zerrissen meinen Brief,
der alle Tag und Stunden
an Schulden höher lief.
Sein völlig ausgeströmtes Blut,
Sein heilges Tun und Leiden
macht meine Rechnung gut.
Der allein versteht auch, was einer meiner Freunde immer sagte: dass der Bußtag für ihn der schönste Tag des ganzen Jahres sei. Da dachte er immer dankbar an den Tag zurück, als er Vergebung seiner Sünden durch Christi Blut empfing und wirklich ein neuer Mensch wurde. Das wünsche ich auch Dir von ganzem Herzen.
Pfarrer Wilhelm Busch