Otto Stockmayer

Es gibt einen Weg, ungeschlagen durchzukommen

 

Ziehe hin mit Frieden! 2. Könige 5,19

  

Es hat schon mancher angefangen, nachdem Gott so Herrliches an ihm getan wie an dem Kämmerer aus dem Mohrenland (Apg. 8) und hier an dem Syrer Naeman, seine Straße fröhlich zu ziehen.

 

Aber auf einmal sind seine Gedanken vorausgeeilt. Er hat sich schon daheim gesehen in seinen vier Wänden, in seinen Lebensverhältnissen, und da sind ihm Bedenken und Besorgnisse aufgestiegen, die seinen Lauf hemmten. Da sieht sich der Feldhauptmann, der Generaladjutant des Königs, dem Hofzeremoniell daheim gegenüber: "Wenn mein Herr ins Haus Rimmons geht, daselbst anzubeten, und er sich auf meine Hand lehnt" - was dann? Solche, welchen der Herr begegnet ist, und die er gewaschen hat, können keinem anderen Gott mehr dienen; aber der Teufel will sie erschrecken, als gäbe es keinen Weg dafür.

 

Auf Naemans Bitte (Vers 17-19) antwortet Elia mit dem königlichen Wort: "Ziehe hin mit Frieden!" Er geht nicht ein auf die Bedenken, er lässt scheinbar die Sache zunächst auf sich beruhen, er legt dem Syrer kein Gesetz auf; denn er weiß, es ordnet sich alles im höheren Licht, zur rechten Stunde, wenn Naemans Herz nur ganz dem Herrn gehört.

 

Wenn wir an eine Unmöglichkeit kommen, so gibt das dem Herrn Gelegenheit, sich neu zu offenbaren nach dem Maß seiner Gnade. Er kommt auf den Wellen daher. Alle Umstände deines Lebens, alles, was dein Herz am meisten befürchtet - es sind die feurigen Wagen und Rosse, die ihn zu dir bringen. Arme Seele, lass ihn seinen Weg mit dir gehen, folge ihm, gehorche ihm! Dann wird dir in allen Lagen deines äußeren, in allen neuen Entwicklungsstufen deines inneren Lebens seine Majestät und Herrlichkeit so nahe sein, dass du verlernst, dich zu erschrecken vor Vorspiegelungen des Widersachers, vor unmöglichen Forderungen, als müsstest du noch in das Haus Rimmons gehen.

 

Es gibt einen Weg, ungeschlagen durchzukommen in Haus und Familie, in Geschäft oder Gesellschaft, im Laden, im Büro, in der Küche und auf der Kanzel. Ziehe hin mit Frieden! Dein Herr, der dich geheilt, hat die verwickelte Welt deiner Lebensverhältnisse so völlig überwunden, dass du nirgends Kompromisse zu schließen, nirgends zu kapitulieren, nirgends Zugeständnisse zu machen brauchst.

 

Ziehe hin mit Frieden! Steige hinab in das Tal der Prüfung, der Schwierigkeiten - dein Herr und Heiland steigt auf den Berg, um für dich zu beten! Dort in des Vaters Gegenwart sind seine Hände über dich ausgestreckt, während du hinabsteigst in das tiefe, dunkle Tal. Alle Täler, in denen Finsternis und Todesschatten liegt, hat er durchwandelt, und wo der Fuß deines Heilandes gestanden hat, kommst auch du durch.

 

Wie er mich durchbringt, weiß ich nicht;

doch dieses weiß ich wohl,

dass er, wie mir sein Wort verspricht,

mich durchbringt wundervoll.

 

Wie er die Nacht vor mir erhellt,

ja, wie, das weiß ich nicht,

doch dies, dass es mir niemals fehlt

für einen Schritt an Licht.

 

Wie er die Macht des Feindes bricht,

die mir das Herz macht schwer,

das weiß ich armes Kind noch nicht,

glaube nur: Sie bricht der Herr!

 

In seine Hand hineingelegt,

bleib' ich in stiller Ruh';

wie er mich führt, wie er mich trägt,

das stehet ihm nur zu.

 

 

 

aus "Die Gnade ist erschienen" von Otto Stockmayer, 29. November