Otto Stockmayer aus "Die Gnade ist erschienen"

Die Gnade ist erschienen

 

Denn es ist erschienen die heilsame Gnade Gottes allen Menschen und züchtigt uns, dass wir sollen verleugnen das ungöttliche Wesen und die weltlichen Lüste und züchtig, gerecht und gottselig leben in dieser Welt und warten auf die selige Hoffnung und Erscheinung der Herrlichkeit des großen Gottes und unsers Heilandes, Jesu Christi, der sich selbst für uns gegeben hat, auf dass er uns erlösete von aller Ungerechtigkeit und reinigte ihm selbst ein Volk zum Eigentum, das fleißig wäre zu guten Werken.  Titus 2,11-14

 

Zu Beginn des neuen Jahres wollen wir uns und unser inneres und äußeres Leben unter das große Zentralwort der Heiligen Schrift stellen, das in den obigen Versen enthalten ist. In diesem Wort liegt das ganze Evangelium: Christus für uns und wir für Christus. Wir haben hier die allen Menschen Heil und Rettung bringende Gnade, die Gnade, die den einzelnen unterweist und erzieht, heiligt und für die Erscheinung Jesu Christi vollendet, die Gnade in ihrer Fülle und Herrlichkeit.

 

"Die Gnade ist erschienen." Sie ist die Offenbarung der unverdienten, freien Barmherzigkeit Gottes (Eph. 2,4), die den gefallenen Menschen nicht in seiner Verlorenheit lassen kann. Sie steigt hinab in die Tiefen der Sünde und Gottlosigkeit des Menschen, um ihn wieder emporzuheben zu Gott. Diese rettende Gnade ist verheißen und vorgebildet durch das ganze Alte Testament; sie erschien auf der Erde mit der Geburt des Kindleins Jesus in der Krippe zu Bethlehem. Das war der Aufgang aus der Höhe, um denen zu leuchten, die da saßen in Finsternis und Todesschatten, und ihre Füße zu richten auf den Weg des Friedens (Luk. 1,78.79), solches hatte das Gesetz nicht zustande bringen können; die Gnade hat's ausgerichtet.

 

Wie der Himmel die ganze Erde überwölbt, so umfasst die Gnade die ganze Menschheit. Es ist ein köstlich Ding, ein Evangelium predigen zu dürfen, das für alle Menschen ist und das volle Genüge bringt für jeden, welches auch sein Stand und seine Verhältnisse seien, seine Art und Anlage oder seine Sünde und Gebundenheit. Die Gnade fasst einen jeden da an, wo er gerade ist; sie setzt da ein, wo keine Menschenhand mehr helfen kann, ja wo der Sünder an sich selbst verzweifelt. Die Gnade bringt Heilung und Hilfe für alle Schwachheiten und alle Mängel, sie hat Vergebung und Tilgung für jede Schuldenlast, und wäre sie seit Jahrzehnten angehäuft, zurückgehend bis in die Kindheit, bis zum Erwachen des ersten Bewußtseins. Er hat sich selbst für uns alle gegeben (V. 14), um unsere Schulden zu bezahlen, um uns loszukaufen von aller Gottlosigkeit.

 

Andacht zum 01. Januar