C.O. Rosenius
Wache auf, besinne dich, halte aus - jetzt gilt es!
Seid fest, unbeweglich und nehmt immer zu in dem Werk des Herrn! 1.Kor.15,58
Vielleicht bist du, der du dieses liest, so glücklich, zu einem Nachfolger Jesu „aus der Welt erwählt“ zu sein, so glücklich, jetzt in einer innigen Vereinigung mit deinem Heiland zu stehen. „Halte, was du hast, dass niemand deine Krone nehme!“ Der Teufel hat uns den Tod geschworen und geht umher bald als ein brüllender Löwe, bald als ein Engel des Lichts. Viele, die „im Geiste anfingen, vollendeten im Fleisch“, bald durch die Welt und ihre Lüste, von welchen sie aufs Neue gefesselt wurden, als sie im Streit und in der Kreuzigung des Fleisches ermüdeten und sich aufs Neue in den Dienst der Sünde begaben, bald dadurch, dass sie durch eine mächtige und hartnäckige Versuchung in Verzweiflung gerieten; bald durch die bezaubernde Macht neuer Lehren, durch die sie von der Einfalt in Christus weggeführt wurden und durch die das Leben starb; bald durch Hochmutseinbildungen, die der Tod aller innewohnenden Gnade sind.
Es gibt Abgefallene, die geradezu zur Welt und zur Sünde zurückkehren und mit dem Worte Gottes nicht mehr umgehen. Andere dagegen behalten einen Schein der Gottesfurcht, aber es ist kein Geist in ihnen, kein Leben, kein Bedürfnis nach der Gnade und dem Evangelium, sondern nur „die Form zu wissen, was recht ist im Gesetz". „Es wäre ihnen besser, dass sie den Weg der Gerechtigkeit nie erkannt hätten, und es ist mit ihnen das Letzte ärger geworden denn das Erste.“
Bitte Gott, dich in Gnaden vor einem so unglückseligen Ende zu bewahren!
Erkenne die Wichtigkeit der Ermahnung des Apostels: „Seid fest, unbeweglich!“
Sei fest im Glauben!
Halte täglich Freundschaft mit deinem Heiland! Lass dir nichts so angelegen sein, als jeden Tag der Freundschaft deines Gottes vergewissert zu sein und stets in Christus erfunden zu werden! Sei fest in der Liebe und in „der Übung der Gottseligkeit“, auf dass du dich nicht ermüden lässt, weder durch die Bosheit und Undankbarkeit der Menschen noch durch dein eigenes Fleisch; und dass du nicht schlaff und nachlässig wirst, wenn der Kampf sehr hart und langwierig wird! Halte noch eine kleine Zeit mit der Kreuzigung des Fleisches aus! Jetzt gilt es, jetzt wird um die Krone gekämpft. „Sei getreu“, spricht der Herr, „sei getreu bis an den Tod, so will Ich dir die Krone des Lebens geben!“ Sei fest in der Hoffnung und in der Geduld auch unter einem bitteren Kreuz und Leiden!
Halte aus, jetzt gilt es!
Es ist nur um eine kleine böse Zeit zu tun. Abfallen kann man leicht; beharren aber und die Himmelsburg einnehmen, das erfordert Kampf.
„Fest, unbeweglich“, sagt der Apostel. Bleibe „unbeweglich“ bei dem alten Worte! Lass dich nicht wägen und wiegen von allerlei Wind der Lehre, etwa wie das biegsame Rohr, das vom Winde hin- und hergetrieben wird! Wir leben in einer Zeit, in der alle möglichen Neuerungen im Geistlichen feilgeboten werden. Der eine kommt mit diesem, der andere mit jenem hervor, und die Menschennatur ist so, dass das Alte bald geschmacklos und von keinem Wert mehr ist, während das Neue reizt. Hüte dich, der Art dieser Natur zu folgen! Bilde dir nicht ein, dass dich niemand irreleiten könnte oder dass du selber stets das, was recht oder unrecht ist, würdest merken können! Sei auch nicht so undankbar gegen den göttlichen Geist und die göttliche Wahrheit, die dich von neuem geboren haben, so dass du eine andere Lehre für noch besser ansehen würdest oder dass demjenigen, der schon „in Christus ist“, etwas „Neues“ vonnöten sei!
Der Apostel sagt: „Ihr seid vollkommen in Ihm“. Willst du jetzt deinen Gnadenstand mit einem neuen, eigenen Werk vervollkommnen? Wie willst du dann deinem Heiland antworten, wenn ER fragt: „Warst du nicht schon in Mir selig?“ „Wir sollen nicht mehr Kinder sein und uns wägen und wiegen lassen von allerlei Wind der Lehre.“ „Wie ihr angenommen habt den Herrn Christus Jesus, so wandelt in Ihm - seid gewurzelt und erbaut in Ihm, und seid fest im Glauben, wie ihr gelehrt seid, und seid in demselben reichlich dankbar!“
„Und nehmt immer zu in dem Werk des Herrn!“
Sei mehr und mehr fleißig im Dienst des Herrn in der kleinen Zeit, die du noch im Fleische leben wirst, auf dass du nicht in geistlicher Trägheit „dir selber lebst, sondern dem, der für uns gestorben und auferstanden ist“! In allem, womit du die Ehre des Herrn oder die Wohlfahrt Seiner Teuererkauften fördern kannst, musst du fleißig und redlich deine Dienste erweisen und weder ermüden noch im Guten abnehmen, sondern im Gegenteil nur um so fleißiger darin werden.
Viele fangen so verheißungsvoll an, mit freudigem und willigem Gemüt dem Herrn und den Brüdern zu dienen; nach einigen Jahren aber sind sie schlaff und kalt, da ist keine treibende Lust und Kraft mehr vorhanden.
Das ist ein trauriger Ausgang eines so schönen Anfangs.
Lasst uns darum aufwachen und uns ernstlich hüten, dass die Natur uns nicht betrügt! „Lasset uns Gutes tun und nicht müde werden; denn zu seiner Zeit werden wir auch ernten ohne Aufhören.“ Aber „wer auf sein Fleisch sät, der wird von dem Fleisch das Verderben ernten; wer aber auf den Geist sät, der wird von dem Geist das ewige Leben ernten.“
Deine Arbeit im Herrn ist also nicht vergeblich.
Wache auf, besinne dich!
Es kommt noch alles, was kommen soll.
Wir sind nicht klugen Fabeln gefolgt.
Es kommt noch, nämlich „Preis und Ehre und unvergängliches Wesen denen, die mit Geduld in guten Werken nach dem ewigen Leben trachten“.
Wenn der Abend bricht herein,
Dann stellt man das Wirken ein;
Weil der Herr wirkt, wirkt man auch;
Das ist so der Jünger Brauch.
Aus ‘‘Tägliches Seelenbrot‘‘ von Carl Olaf Rosenius
(herausgegeben von LUTH. MISSIONSVEREIN SCHLESWIG-HOLSTEIN E.V. http://www.rosenius.de)