Unser Schöpfer-Gott stärke unseren Glauben!

 Carl Olof Rosenius

 

Wir gingen alle in der Irre wie Schafe — ein jeglicher sah auf seinen Weg —, aber der Herr warf unser aller Sünde auf IhnJes. 53, 6

 

Was hier gemeint wird und um was es sich eigentlich handelt, worin wir also in der Irre gingen und alle auf unseren Weg sahen, merken wir aus dem, was Gott tat, um diesem Irregehen abzuhelfen, nämlich: „Aber der Herr warf unser aller Sünde auf Ihn.“ Wir merken, dass es sich um die Sünde und unsere Errettung, dass es sich um den Weg zum Himmel handelt. Bedenke, was der Geist des Herrn hier als unseren Hauptirrtum in dieser Sache darstellt, nämlich: „Ein jeglicher sah auf seinen Weg.“ Der eine denkt: „Wenn ich nur recht ernst in meiner Gottesfurcht sein und Gott recht fürchten und lieben könnte, dann würde ich auf Gnade hoffen.“

 

Aber das ist „in der Irre gehen“, sagt hier der Prophet.

 

Das genügt nicht, denn du bist zu sehr verdorben, du bist ganz und gar verloren mit allem, was du tust. Der andere denkt: „Wenn ich meine Sünde nur recht bitter fühlen und bereuen, recht ernstlich gegen dieselbe wachen und streiten könnte, dann würde ich auf Gnade hoffen.“ Auch das ist „in der Irre gehen“, sagt der Prophet. Was du auch tust, es ist alles vergebens.

 

Willst du aber wissen, was da gilt, so höre: „Der Herr warf unser aller Sünde auf Ihn.“ Nur dieses gilt!

 

Der Herr sah mit Barmherzigkeit auf unser jämmerliches Streben im Schlamm der Sünde, Er erbarmte sich und gab uns einen Mann, der unser aller Sünde tragen sollte: „Ihn, der von keiner Sünde wusste, hat Er für uns zur Sünde gemacht.“ Alle Sünden der ganzen Welt wurden durch das große Zurechnungsgesetz auf einen anderen Mann „geworfen“. Der Herr entschied, dass unser aller Sünde die Seine sein sollte, so dass Er sie bezahlen und für sie büßen sollte. Unsere Sünden sind also nicht mehr die unsrigen, sondern Seine. Damit wir dessen desto sicherer wären, sagt der Prophet, dass nicht wir unsere Sünden auf Ihn legten, sondern der Herr, der Herr warf sie auf Ihn. Es ist und bleibt also das ureigene Werk des Herrn und Sein Wohlgefallen, und Er wird ganz gewiss das meinen und damit zufrieden sein, was Er selber getan hat! Deshalb sagt der Apostel Johannes: „Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt!“, d.h. das Lamm, das Gott zu unserer Versöhnung bestimmt hat, das einzige, was Er für unsere Sünden haben will.

 

Deshalb spricht auch Jesus: „Darum liebt Mein Vater Mich, weil Ich Mein Leben lasse.“ Was kann dann sicherer sein? Gott muss ja mit Seinem eigenen Willen zufrieden sein.

 

Beachte dies, du arme sündige und bedrückte Seele! Es ist das eigene Werk Gottes, das dich errettet, es ist der Vater selber, der diese Versöhnung gab. Was wäre das für ein Gott, der dich wegen deiner Sünde anklagen wollte? Denn Gott im Himmel, der dein Herr ist und vor dem du dich so sehr fürchtest, hat zur Hilfe gegen alle Drohungen des Gesetzes deine Sünden nicht auf dich, sondern auf Christus gelegt. Sollte darum nun nicht der an dieser Versöhnung teilhaben, der ein böses Gewissen hat, wer sollte es dann wohl?

Denn eine Versöhnung kann ja nicht für Gerechte, sondern nur für Strafwürdige gegeben sein.

 

O die ewige, unbegreifliche Liebe! Sünder, die ein böses Gewissen haben, dürfen jetzt Frieden haben! Dank und Preis, o Gott!

 

Kannst du nun das glauben, was die Hauptlehre des ganzen Wortes Gottes ist, dann versuche doch einmal abzuwägen, wie viel du dieser Versöhnung gegenüber wiegst, wie viel all dein erschreckliches Verderben, deine Bosheit und Stumpfheit gegen den Tod des eigenen Sohnes Gottes wiegen!

 

Merkst du nicht, dass alle Menschen dem Sohne Gottes gegenüber ein Nichts sind?

 

Da aber der Herr sich mit einem guten Hirten verglichen und gesagt hat, Er lasse Sein Leben für die Schafe, so lass dich durch dies Bild zur Besinnung leiten. Stelle dir vor, dass ein Schaf moralische Schuld haben könnte und durch seine Bosheit sich ein Todesurteil zugezogen hätte, dass aber dieses Schaf einen so besonders zärtlichen Hirten hätte, der sein Leben für das arme Schaf lassen wollte bedenke, ein Mensch gäbe sein Leben zur Versöhnung eines Schafes, meinst du nicht, dass dies eine überaus teure Versöhnung für ein Schaf wäre? 

 

Aber ist dann nicht der Tod des Sohnes Gottes für die Menschen eine ebenso große, ja eine unermesslich größere Versöhnung für uns?

 

Meinst du nicht, dass du in der unermesslichen Größe dieser Versöhnung verschwindest, ja dass alle deine Sünden, so schwer sie an und für sich auch sein mögen, hier doch zu nichts zerrinnen?

 

Gerade dies war ja die Absicht und der Wille des Vaters, dass unsere Sünden so zu nichts würden, „auf dass wir Frieden hätten“. Kannst du so einzig und allein in Christus deinen Frieden haben, dann hast du Ihn recht verstanden, dann hast du das ewige Leben ergriffen, und gegen deine vielen Gebrechen wird dieser gute Hirte dann schon Rat wissen. Er ist derjenige, der sie auch heilen wird. Er will für Sein Schaf alles tun. Es soll nur auf die Hirtenstimme hören.

 

Hört drum, dann wird eure Seele leben! — Gott stärke uns den Glauben!

 

O Lamm Gottes, unschuldig

Am Stamm des Kreuzes geschlachtet,

Allzeit erfunden geduldig,

Wiewohl Du warest verachtet;

All Sünd hast Du getragen,

Sonst müssten wir verzagen.

Gib uns Dein’n Frieden,

O Jesu, o Jesu!

 

 Aus ‘‘Tägliches Seelenbrot‘‘ von Carl Olaf Rosenius

(herausgegeben von LUTH. MISSIONSVEREIN SCHLESWIG-HOLSTEIN E.V. http://www.rosenius.de)