Nicht jedes Leiden ist ein Zeichen der Miterben Christi !
So wir anders mit leiden, auf dass wir auch mit zur Herrlichkeit erhoben werden. Röm. 8,17
„So wir anders mit leiden.“
Das ist die Laufbahn zur Herrlichkeit.
Zwar haben wir das Erbrecht schon durch die Kindschaft, schon durch Christi Leiden erworben, aber „die Kampfbahn“ zum Erlangen des Erbes ist, „mit Ihm zu leiden“. Dies ist von besonderer Wichtigkeit, gleichsam ein bezeichnendes Merkmal der wahren Erben, der echten Kinder, teils um diejenigen zu erwecken und von der Anzahl der Kinder Gottes zu scheiden, die fälschlich wähnen, am Erbe teilzuhaben, während sie doch nicht Christi Nachfolger sind, teils zum Trost für diejenigen, die mit Ihm leiden, aber so leiden, dass sie oft der Verzweiflung nahe sind. Lasst uns denn die Worte „So wir anders mit leiden“ tiefer bedenken!
Der Apostel sagt uns hier, dass wir auch im Leiden Teilhaftigkeit an Christus haben werden, der durch Leiden zur Herrlichkeit einging. Es ist eine so entschiedene und bestimmte Ordnung Gottes, dass der Herrlichkeit das Leiden vorangehen soll, so dass auch Christus - der als unser Vorgänger und Vorbild in allem diesen Weg gegangen ist - ausdrücklich erklärt hat, dass wir Ihm darin nachfolgen sollen. Was ER auf Erden litt, muss in zwei besonderen Beziehungen betrachtet werden. Erstens litt ER als Versöhner für unsere Sünden; zweitens war das Leiden Sein Weg zur Herrlichkeit. Was das Versöhnungsleiden betrifft, so steht ER darin ganz allein. „ER trat die Kelter allein und war niemand unter den Völkern mit Ihm.“ ER allein befriedigte die Forderungen der göttlichen Gerechtigkeit. ER allein erwarb uns den Lohn der Gerechtigkeit, das ewige Erbe. Aber in der anderen Beziehung war Er unser Vorbild und Wegweiser. Darin müssen wir „Seinen Fußstapfen folgen“ und Ihm ähnlich werden. Die Schrift lehrt ausdrücklich auch von Ihm, dass ER für Seine Erhöhung zu kämpfen und zu siegen hatte und dass ER hierin unser Vorbild und Beispiel sein soll. ER selber spricht: „Wer überwindet, dem will Ich geben, mit Mir auf Meinem Thron zu sitzen, wie Ich überwunden und Mich mit Meinem Vater auf Seinen Thron gesetzt habe.“ Das Leiden ist also das Los, das alle Miterben Christi hier auf Erden mit dem Erstgeborenen gemeinsam haben. Sie müssen durch Trübsal zu ihrem Erbe gelangen, einige „durch große Trübsal“.
Aber hier muss genau beachtet werden, dass der Apostel nicht nur sagt: So wir leiden, sondern er sagt: „So wir mit Ihm leiden.“ Denn nicht jedes Leiden ist ein Zeichen der Miterben Christi, „der Gottlose hat viel Plage“, und alles auf Erden Lebende leidet.
Hier handelt es sich nur um dasjenige Leiden, das wir durch die Vereinigung mit Christus und in Seiner Nachfolge haben, nämlich nicht nur die Feindschaft und Schmach vonseiten der Welt, sondern auch alle Anfechtungen der Sünde, des Fleisches und des Satans, die gerade eine Folge unserer Vereinigung mit Christus sind, und schließlich geht es um das Leiden, das unsere Züchtigung vom Vater ist, die stets Seine echten Kinder kennzeichnet. Erstens ist es eine im Wort ausgemachte Sache, dass „alle, die gottselig leben wollen in Christus Jesus, Verfolgung leiden müssen“, wie Jesus uns ausdrücklich sagt: „Der Knecht ist nicht größer als sein Herr. Haben sie Mich verfolgt, sie werden euch auch verfolgen.“ Wenn darum jemand ein wiedergeborener Christ sein und sich des Glaubens und der Hoffnung auf die ewige Seligkeit rühmen will, dabei aber ein so beschaffenes Christentum und eine solche Gottesfurcht hat, dass er zu gleicher Zeit sich mit der Welt gut stehen und von dem allgemeinen Haufen geachtet und geliebt sein kann, dann liegt darin nur ein finsteres, entscheidendes Zeichen der Art seiner Gottesfurcht, ein Zeichen dafür, dass er kein wahrer, getreuer Nachfolger Christi ist.
Der Herr hat es gesagt.
Sodann gehört zum Leiden mit Christus all jenes Leiden von der Sünde und dem Satan, das wir nur deshalb haben, weil wir mit Christus vereinigt wurden. Gleichwie ER die Sünden der Welt mit Angst und Not trug, so dass ER in Gethsemane kämpfte, betete und schwitzte, müssen auch alle diejenigen, die Seinen Geist haben, wegen der ihnen innewohnenden Sünde kämpfen und beten. Gleichwie Christus vom Teufel versucht und angefochten wurde, müssen auch alle Gläubigen hier von demselben Feind mit peinigenden Versuchungen und feurigen Pfeilen verfolgt werden. Wenn jemand ein wiedergeborener Christ sein will, gleichwohl aber einen so beschaffenen Glauben und eine solche Gottesfurcht hat, dass die Sünde ihn nicht plagt, der Teufel ihn nicht versucht und anficht, so dass er immer stark, ruhig und mutig ist, dann hat er darin ein bedenkliches Zeichen dafür, dass sein Glaube und seine Gottesfurcht falsch sind. Die Geschichten aller Heiligen bewahrheiten dies vielfältig.
Das Leiden mit Christus kann aber nicht recht erkannt werden, wenn wir nicht beachten, dass der Leidende ein Kind Gottes sein muss, der nicht nach dem Fleisch, sondern nach dem Geist lebt und wandelt, ja von Gottes Geist getrieben wird und in diesem Geist „Abba, lieber Vater!“ ruft. Ein solches Gotteskind erfährt, dass es eine ganze Menge neuer Leiden sowohl von der innewohnenden eigenen Bosheit als auch von dem Teufel und der Welt zu ertragen hat - Leiden, von denen es zuvor nichts wusste.
Alle solche Leiden hat es also nur deshalb, weil Christus in ihm ist; und dann sind sie gewisslich sichere Zeichen eines Miterben Christi, der jetzt für das Erbe, das er empfangen soll, erzogen wird.
Römerbrief
Dein Jesus selbst geht dir zum Beispiel vor;
Er musste ja auf Erden vieles leiden,
Eh’ Er sich hob zur Herrlichkeit empor,
Wo Er nun hat und gibt die ew’gen Freuden.
Wer treulich kämpft, bringt auch den guten Lohn
Zuletzt davon.
Entnommen aus dem Buch von Mag. Olof Rosenius – ‘‘Tägliches Seelenbrot‘‘
(herausgegeben von LUTH. MISSIONSVEREIN SCHLESWIG-HOLSTEIN E.V. http://www.rosenius.de)