Mein Name ist in Gottes Hände gezeichnet!

Siehe, in die Hände habe Ich dich gezeichnetJes. 49,16

 

So spricht der Herr. Er will damit sein betrübtes Zion, seine armen Kinder auf Erden, vollends davon überzeugen, dass Er, wenn Er auch wollte, sie doch nicht vergessen könnte; denn Er spricht: „In die Hände habe Ich dich gezeichnet.“ Was soll ich mit Meinen Händen tun, wenn Ich dich vergessen würde, da du doch in denselben eingeschrieben stehst und Mir darum wie eine Denkschrift immer vor Augen bist.

 

Aber nicht nur dieses Bild hat der Herr im Auge.

 

Hier ist etwas Tieferes.

 

Der Herr hat uns nicht nur so in Seine Hände gezeichnet, wie man den Namen einer Person in einem Ring tragen kann, sondern das Wort im Grundtexte bezeichnet das Flache der Hand.

 

Der Geist des Herrn hat schon im Alten Testament, also lange bevor diese Worte gesprochen wurden, das Durchbohren der Hände und Füße verkündigt, wie im 22. Psalm Davids, wo der Messias klagt: „Meine Hände und Füße haben sie durchgraben.“ Darum meint Bischof Hersleb aus guten Gründen, dass die Worte „siehe, in Meine Hände habe Ich dich gezeichnet“ sich auf die Handzeichnung beziehen, die Christus von den Nägeln in Seinen Händen erhielt und die Er nach Seiner Auferstehung mit besonderer Fürsorge auch Seinen Jüngern zeigte. Hersleb fügt hinzu: „Die Male der Nägel in den Händen Christi sind Ihm eine stete Erinnerung an diejenigen, für die Er sich so durchbohren ließ.

 

Da hat Er uns aufgezeichnet, nicht mit Tinte, sondern mit Seinem eigenen Blut; nicht oberflächlich, sondern durch und durch; nicht mit Feder und Griffel, sondern mit eisernen Lettern, eisernen Nägeln -, auf dass Er nimmer könne, was Er außerdem nimmer will — uns vergessen. Sondern es soll heißen, wie David sagt: „Vergesse Ich dein, Jerusalem, so werde Meiner Rechten vergessen!“ So will auch der Herr sagen: „Du brauchst nicht zu befürchten, du seufzende Seele, dass Ich deiner vergesse, solange Ich nicht Meiner Rechten, Meiner beiden Hände vergesse, in die du gezeichnet bist. Ich muss zuerst Meiner eigenen Hände vergessen, wenn Ich deiner vergessen sollte.““

 

Frage dich nun einmal ehrlich: Sind das nicht tröstliche Worte?

 

Wahrlich, der Herr meint Großes mit Seinen Worten: „Siehe, in die Hände habe Ich dich gezeichnet!“ Und etwas Großes war es auch, dass Christus mit durchbohrten Händen von der Erde gen Himmel fuhr.

 

Was uns aber am verständlichsten, am sichersten und nützlichsten ist, ist dieses, dass wir alle auf ewig in den Wunden gezeichnet sind als Teilhaber an der Versöhnung, die in Christus Jesus geschehen ist.

 

Dass wir alle daran teilhaben, das gerade hat die Schrift am deutlichsten offenbart.

 

Von dieser Teilhaftigkeit können wir nie geschieden werden, wie verzweifelt übel es für uns auch aussehen mag. Ja, auch wenn wir abfallen und fern vom Herrn sind und darum nicht im Buch des Lebens verzeichnet stehen, stehen wir doch noch in den Zeichen der Versöhnung Christi; sie ist ja für uns geschehen und kann nie zunichtewerden, sondern sie gilt ewiglich und führt immer die Seligkeit mit sich, sobald wir sie wieder annehmen.

 

Das verstand der evangelische Sänger, welcher schrieb:

 

Lob, Preis und Dank, ich die Furcht nun darf lassen,

Da in den Wunden gezeichnet ich bin.

Sich selbst und den Vater müsst’ Er verleugnen,

Eh’ ich Ihm jemals käm’ aus dem Sinn!

 

Wie kann das so sein?

 

Was, wenn ich abfalle?

 

Antwort: Ich kann wohl im Buch des Lebens vermisst werden, aber ich stehe doch immer in Jesu Wunden als Teilhaber an der ewig gültigen Versöhnung verzeichnet. Dies ist der feste Grund, weshalb alles gut ist und weshalb ich nie von Gott vergessen werden kann.

 

Das gilt es festzuhalten, wenn alles verzweifelt aussieht.

 

So muss man dem Reiche Gottes Gewalt antun durch „nicht sehen und doch glauben“.

 

Was fürchte ich noch? Sieh’, Jesus ist mein

Und steht vor dem Vater für mich.

Er fühlt meine Not noch, als wäre sie Sein,

Denn einmal nahm Er sie auf sich.

Und noch in dem Himmel

Die Narben Er trägt von den Wunden.

 

Er grub meinen Namen in Seine Händ’ ein

Und sieht ihn beständig vor sich.

Ich ruhe hinfort in den Wunden allein,

Und niemals vergisset Er mich.

Denn noch in dem Himmel

Die Narben Er trägt von den Wunden.

 

Wohl braust eine Tiefe bald hier und bald dort,

Doch holet die Flut mich nie ein;

Denn stärker ist wahrlich mein Herr und mein Hort,

Er kann mich nicht lassen, o nein!

Denn noch in dem Himmel

Die Narben Er trägt von den Wunden.

 

Aus ‘‘Tägliches Seelenbrot‘‘ von Carl Olaf Rosenius

(herausgegeben von LUTH. MISSIONSVEREIN SCHLESWIG-HOLSTEIN E.V. http://www.rosenius.de)