C.O. Rosenius
Jesus hat alles für mich getan
Unter das Gesetz getan, auf dass Er die, so unter dem Gesetz waren, erlöste, dass wir die Kindschaft empfingen. - Gal. 4, 4–5
O du ewige Liebe Gottes, die du die Welt so liebtest! Lasst uns hier hören, weshalb Gottes Sohn Mensch geworden ist und was Aufgabe und Zweck Seiner Ankunft in der Welt waren. „Unter das Gesetz getan, auf dass Er die, so unter dem Gesetz waren, erlöste.“ Ach du schwarze Finsternis des Unglaubens, die du uns nie gestattest, dies zu behalten! Sieh, wenn Menschen solches wirklich glauben, dass Gott uns Seinen Sohn zu unserem Gesetzeserfüller gegeben hat, dann wundere ich mich nicht darüber, dass sie einen solchen Gott und Heiland lieben; dann wundere ich mich nicht, dass sie von einer höheren, himmlischen Freude und von Friede und Liebe brennend im Geiste werden; dann wundere ich mich nicht, dass sie vor Eifer entbrennen gegen alles andere, was sich das Ansehen geben will, uns gerecht und heilig zu machen.
Als Gott die gefallenen Menschen erretten und vom Urteil des Gesetzes erlösen wollte, geschah es in der Weise, dass die göttliche Gerechtigkeit nicht durch die Übertretung eines einzigen Buchstaben gekränkt wurde. Gottes eigener Sohn wurde unter das Gesetz getan. Er, der der Herr des Gesetzes war, gab sich dahin, des Gesetzes Diener und Erfüller für uns zu sein. O welch unvergleichliche Liebe Gottes!
Wenn du glaubst, was die heilige Schrift bezeugt, dass wir nur durch Christi Gesetzeserfüllung, Christi Gerechtigkeit gerecht werden sollen, dann wird die einzige Frage, deren es noch zu deiner Beruhigung bedarf, diese sein: „Bin ich dessen sicher, dass Christus das Gesetz richtig zur Zufriedenheit des ewigen Vaters erfüllt hat?“ Und dann kannst du sehr ruhig sein. Christus hat das Gesetz vollkommen gehalten. Er „liebte Gott von Seinem ganzen Herzen, von Seiner ganzen Seele, aus allen Seinen Kräften und von Seinem ganzen Gemüte“. Es war Seine Speise, dass Er den Willen Seines Vaters tat. Ebenso vollkommen hat Er auch „Seinen Nächsten geliebt wie sich selbst“, ja so, dass Er sich vergaß, Sein Leben in den Tod gab, unter die Missetäter gerechnet wurde, die Sünden vieler trug und für die Übeltäter bat. Er war gehorsam bis zum Tode, ja bis zum Tode am Kreuz. Denn dass Er unter das Gesetz getan war, enthielt auch, dass Er das Urteil des Gesetzes und dessen Fluch über die Sünden auf sich nehmen musste, wie geschrieben steht: „Christus hat uns erlöst von dem Fluch des Gesetzes, da Er ward ein Fluch für uns.“ „Nachdem nun die Kinder Fleisch und Blut haben, ist Er dessen gleichermaßen teilhaftig geworden, auf dass Er durch den Tod die Macht nehme dem, der des Todes Gewalt hatte, das ist dem Teufel, und erlöste die, so durch Furcht des Todes im ganzen Leben Knechte sein mussten.“ So hat Er alles für uns getan. Gepriesen und hoch gelobt sei Sein Name! Er war auch der einzige, der das tun konnte; „wir waren zu diesem Werk allzu schwach im Harnisch“, sagt Luther, „wir sind hier aus dem Sattel gehoben“; Er allein konnte dieses Werk vollführen.
Möge jetzt ein jeder Christus die Ehre für dieses Werk geben, möge er bedenken und erkennen, wie dieser Herr alles wohl ausgerichtet hat! Es ist so betrübend, dass es mit keinen Worten genügend beklagt werden kann, wie der böse Feind unsere Sinne verwirrt, so dass wir unsere Zeit verbringen können, als kennten wir keinen eigentlichen Nutzen von allem, was Christus getan hat. Wir lesen, singen und reden davon, dass Gott Seinen Sohn zu unserem Bruder, unserem Gesetzeserfüller und unserem Opferlamm dahingegeben hat. Und doch laufen alle unsere Gedanken und Bestrebungen darauf hinaus, dass wir selber unsträfliche Gesetzeserfüller sein sollten, wenn wir Gott gefallen und Seiner Gnade und Freundschaft recht gewiss sein wollen. Wir brauchten nur mit vielen herrlichen Worten den Mittler zu preisen und danach an die Arbeit zu gehen, uns selber mit Gott zu versöhnen.
Viele haben ihr ganzes Leben lang noch nie einen eigentlichen Dienst und Nutzen von Christus gehabt. Lasst uns darum einmal stillhalten und das bedenken, was die Schrift von dem Nutzen und dem Dienst sagt, den wir aus dieser großen Gabe haben sollen, dass Gott uns Seinen Sohn gab, unter das Gesetz getan.
Der Apostel sagt: „Auf dass er die, die unter dem Gesetz waren, erlöste, dass wir die Kindschaft empfingen“. Hast du diese Worte nie gesehen oder gehört? Sollten wir nicht einmal die göttliche Liebe preisen und das wahr und genug sein lassen, was unser Gesetzeserfüller getan hat? — Der Apostel sagt hier, dass Er es nicht für sich tat, sondern „auf dass Er die, die unter dem Gesetz waren, erlöste“. Wir bitten jeden einzelnen, der ein Christ sein will, einmal ernstlich zu bedenken, was die Summe und der Kern der Schrift ist, nämlich: „Christus ist des Gesetzes Ende, wer an den glaubt, der ist gerecht“ —, und „was dem Gesetz unmöglich war (weil es durch das Fleisch geschwächt ward), das tat Gott und sandte Seinen Sohn in der Gestalt des sündlichen Fleisches“.
Wär etwas nötig von unsrer Seit’,
Wir blieben ewig verlorne Leut’,
Sel’ge Erlösung, die so beschaffen,
Dass sich keins selber bedarf zu raffen;
Er hilft uns auf.
Aus ‘‘Tägliches Seelenbrot‘‘ 08.01. von Carl Olaf Rosenius
(herausgegeben von LUTH. MISSIONSVEREIN SCHLESWIG-HOLSTEIN E.V. http://www.rosenius.de)