Hast du die erste Liebe verlassen?

 

Lasst euch nicht mit mancherlei und fremden Lehren umtreiben; denn es ist ein köstlich Ding, dass das Herz fest werde, welches geschieht durch Gnade.  Hebr.13, 9

 

 

Wie wichtig und notwendig ist diese Ermahnung!

 

Es ist uns unbekannt, was der Satan im Schilde führt. Er weiß wohl, dass nichts uns schaden kann, solange Christus uns teuer, wichtig und unser Alles in Allem ist; dass aber dagegen nichts uns helfen kann, wenn Christus verloren ist. Christus ist doch allein der, welcher „die Werke des Teufels zu zerstören“ vermag und der „dem Tod ein Gift und der Hölle eine Pestilenz ist“. Kann ich mich nur an Christus und an das reine, heilsame Wort halten, dann kann allem abgeholfen werden; ja, auch wenn es mit meinem Wandel nicht immer so richtig und so gut geht, so werde ich doch immer wieder aufgerichtet. Kann der Teufel uns jedoch von Christus und Seiner wahren Erkenntnis wegführen, dann hat er gewonnen, dann hat er uns entwaffnet, und wir sind hilflos in seiner Hand.

 

Darum werden wir immer wieder feststellen, dass das ganze Bestreben des Teufels, all seine Macht und List nur darauf hinausgehen, uns von Christus wegzuführen und uns etwas anderes vorzugaukeln.

 

Sei es auch lauter Heiligkeit, Frömmigkeit und gute Werke, wenn nur Christus in unserem einfältigen Glaubenshunger oder -trost nicht unser Ziel ist.

 

Darum sagt auch der Apostel: „Ich fürchte, dass, wie die Schlange mit ihrer Schalkheit Eva verführte, also auch eure Sinne verrücket werden von der Einfalt in Christus.“

 

Die Gefahr ist darum gewiss nicht fern. Außer diesem beständigen Bestreben des Teufels liegen aber auch in aller Menschen Natur in Bezug auf die Wohltaten Gottes und die Not, aus der Er uns erlöst hat, teils grässliche Undankbarkeit, Vergesslichkeit und Gedankenlosigkeit, teils auch eine unendliche Begierde nach Neuem oder die allgemeine menschliche Eigenschaft, immer bald dessen überdrüssig zu werden, was man hat, und sich etwas Neues zu wünschen und die Abwechslung zu lieben. So sind auch Christus und Sein Evangelium aller Vernunft eine Torheit und ein Ärgernis.

 

Lasst uns darum wohl zusehen, dass wir stets auf dem rechten Wege und in der rechten Gesinnung sind, damit das, was im Himmel und vor Gott am größten ist, auch uns am größten sei!

 

Vor Gottes Augen ist nichts groß noch gültig außer „der Sohn, für uns gestorben“; dasselbe muss auch uns das einzig Große und Kostbare sein.

 

Haben wir einen anderen Geschmack, so ist es kein gutes Zeichen; dann müssen wir das dem Herrn klagen und Ihn um den rechten Geschmack und Sinn anrufen. Ferner müssen wir auch wissen und bedenken, dass es auf Erden keine so schreckliche Sünde gibt, keine, die den Zorn Gottes so erregt wie die Undankbarkeit und die Verachtung Seiner großen Wohltaten. Und nun ist keine Wohltat größer als die, dass Er uns Seinen eigenen Sohn und in Ihm das ewige Leben gab, obgleich wir verdient hätten, den rechten Lohn der Sünde in Ewigkeit zu tragen.

 

Darum — „wie wollen wir entfliehen, so wir eine solche Seligkeit nicht achten?“

 

Noch dazu, wenn wir einmal die Herrlichkeit Gottes im Evangelium Christi gesehen haben, durch den Glauben Kinder Gottes geworden sind und geschmeckt haben, wie lieblich der Herr ist, dann wäre es ja eine schreckliche Undankbarkeit, wenn wir jetzt dieselbe Gnade und dasselbe Evangelium für eine geringe Sache hielten, die uns nicht schmeckte.

 

Das nennt Jesusdie erste Liebe verlassen“.

 

Von dieser ersten Liebe bei den Galatern schreibt Paulus, dass sie damals das Evangelium so hoch geschätzt hätten, dass sie ihn, der es ihnen verkündigte, wie einen Engel Gottes, ja wie Christus Jesus aufnahmen, und er fügt hinzu: „Wie waret ihr dazumal so selig? Ich bin euer Zeuge, dass, wenn es möglich gewesen wäre, ihr hättet eure Augen ausgerissen und mir gegeben.“ So hoch schätzten sie damals das Evangelium! Nachdem sie aber „von einer fremden Lehre bezaubert“ wurden, so dass sie „der Wahrheit nicht gehorchten“, sondern „durch das Gesetz gerecht zu werden suchten“, nennt er dies „den Sohn Gottes wiederum kreuzigen“ und sagt: „Ihr habt Christus verloren und seid von der Gnade gefallen.“

Ist es nicht entsetzlich, dass nach Christi eigenen Worten solches geschehen oder die erste Liebe verlassen werden kann, nur durch ein verborgenes, inneres Absterben von der Übung der rechten Buße und des rechten Glaubens, während man fortfährt, um des Namens Christi willen zu arbeiten und zu leiden, wachsam ist gegen falsche Geister und einen scharfen Blick hat, sie zu unterscheiden? Davon handeln die bemerkenswerten Worte Christi in Offb.2, 2–5.

 

Schließlich müssen wir noch beachten: Wenn Christus uns immer teuer und köstlich und unseres Herzens Alles in Allem bleiben und das Neue Lied uns nie alt oder lang werden soll, dann ist es notwendig, nicht nur die rechte Lehre, sondern auch das rechtschaffene Leben zu bewahren, so dass wir in beständiger Übung stehen, täglich in der Buße und in der Sündenerkenntnis eines wachen Gewissens leben sowie täglich der Vergebung der Sünden, der Gnade und Freundschaft bei Gott gewiss werden.

 

Dann wird Christus uns stets teuer und unentbehrlich, dann wird das Wort des Evangeliums uns ein beständiges Bedürfnis, schmackhaft und lieb sein.

 

Dann werden wir gern von Christus hören, lesen und reden.

 

Merke dies, es kann nichts taugen

Wie nur das, was Christus tut;

Lassen wir Ihn aus den Augen,

Finden wir was andres gut,

Dann erfahren wir gewiss,

Unser Licht ist Finsternis,

Unser Helfen ist Verderben,

Unser Leben lauter Sterben.

 

Entnommen aus dem Buch von Mag. Olof Rosenius – ‘‘Tägliches Seelenbrot‘‘

(herausgegeben von LUTH. MISSIONSVEREIN SCHLESWIG-HOLSTEIN E.V. http://www.rosenius.de)