Gott bewahre mich vor Unglauben 

 

Lobe den Herrn, meine Seele, ..., der dir alle deine Sünden vergibt ... Psalm 103, 2–3

 

„Ja“, sagst du, „ich würde auch die Vergebung meiner Sünden glauben, wenn ich nicht eine gewisse Sünde hätte, die allzu schwer und ungebührlich ist!“ Du hast also eine heimliche Last auf deinem Herzen. Das ist gewiss schwer; aber beachte, wie die Worte hier lauten: „Der dir alle deine Sünden vergibt“. Es bleibt wahr, dass es eine Sünde zum Tode gibt, die nie vergeben werden kann, „die Lästerung wider den Geist“; diejenigen aber, die dieselbe begangen haben, pflegen auch nie Vergebung zu suchen. Nun sagt Christus ausdrücklich, dass diese Sünde die einzige ist, die nie vergeben wird. Sonst sagt Er, dass „alle Sünde und Lästerung dem Menschen vergeben wird“, auch so schwere Sünden wie Lästerung gegen Gott, ja selbst die grässlichsten Sünden. Der Herr versichert feierlich: „Wenn eure Sünde gleich blutrot ist, soll sie doch schneeweiß werden; und wenn sie gleich ist wie Rosinfarbe, soll sie doch wie Wolle werden!“

 

Halte darum hier still! Solltest du bei einer solchen Versicherung des barmherzigen Gottes Ihm nicht zu Willen tun und Ihm aufs Wort glauben, auch wenn du gar nichts in deinem Herzen fühlst? Oder willst du noch gegen den Herrn streiten und Ihm bei einem so tröstlichen Wort nicht glauben? Du würdest Ihn dadurch zum Lügner machen. Willst du weiter auch nur einen einzigen Augenblick im Unglauben fern von deinem Gott gehen, kalt, starr und verkehrten Sinnes?

 

Nun sagst du vielleicht: „Ich habe auch einmal Vergebung erhalten und geglaubt, habe aber wiederum gesündigt. Kann Gott wohl beständig vergeben?“ Antwort: Dass du gesündigt hast, nachdem du Gnade und Erleuchtung erhalten hattest, ist gewiss eine schwere Sünde; aber achte doch wieder auf das Wort. Hier steht nicht „vergeben hat“, als wäre es nur einmal geschehen, sondern hier steht „vergibt“, beständig und unaufhörlich vergibt. Würde Gott nicht beständig vergeben, wäre Seine Vergebung von keinem Nutzen und keiner würde errettet; denn dann wäre alles sofort verloren, weil beständig Sünden in unserem Fleische sind, die auch unausgesetzt hervortreten.

 

Hierher gehören Luthers Worte: „Weil in unserem Fleisch eine beständige Sünde wohnt, solange wir hier auf Erden leben und kein Aufhören ist mit Fehlern und Vergehen, so ist wahrlich vonnöten, dass wir dagegen eine ewige, beständige Vergebung haben, auf dass wir nicht um der Sünde willen wieder unter Gottes Zorn fallen, sondern um der Vergebung willen doch immer unter der Gnade verbleiben.“ Dies ist der ewige Bund des Herrn, der bewirkt, dass die Sünde uns nicht verdammen kann!

 

Nimm hier David zum Beweise.

 

Er hatte eine lange Zeit bei Gott in der Gnade gestanden und eine ganz außerordentliche Gnade genossen. In der Frühe seiner Jugend war er mit der Erleuchtung des Wortes und des Geistes Gottes begabt, vom Schafhirten zum König des Volkes Gottes gewählt und gesalbt. Sodann war er mit großen Siegen und großer Ehre gesegnet, so dass er sogar auch ein großer Prophet des Herrn war.

 

Und sieh! Er fällt auf einmal in zwei der grässlichsten Sünden, in Ehebruch und Mord! Da waren nun „blutrote Sünden“, begangen von dem am meisten erleuchteten und begnadigten Mann, und dennoch erhielt er Vergebung, erhielt er eine herrliche Zusage der Vergebung, und zwar sogleich, als er seine Übertretung vor dem Herrn bekannte. Was hatte er getan, um Gott zu versöhnen und Vergebung zu erhalten? Durchaus nichts! Nein, nicht das Geringste - außer dass er endlich, nach vielem Widerstreben, von der Not getrieben, mitten in seiner Schande vor Gott trat, seine Sünden zu bekennen -, und sogleich erhielt er Vergebung. Er selber sagt: „Da ich es wollte verschweigen, verschmachteten meine Gebeine durch mein täglich Heulen; denn Deine Hand war Tag und Nacht schwer auf mir … Ich sprach: Ich will dem Herrn meine Übertretung bekennen; da vergabst Du mir die Missetat meiner Sünde.“

 

Hier sehen wir, was Gottes ewiger Bund heißen will, der bewirkt, dass keine Sünde uns verdammen kann! Hier sehen wir, dass die Sünden, wenn sie auch blutrot sind, doch im Blute des Lammes abgewaschen, schneeweiß werden sollen.

 

Hier sehen wir, dass „das Blut Jesu Christi, des Sohnes Gottes, uns rein macht von aller Sünde“.

 

Hier sehen wir, dass, obwohl man auch vorher Gnade und Erleuchtung gehabt hat, die Sünde dennoch sogleich vergeben wird.

 

Hier dürfen wir den gesunden, einfachen Schluss ziehen: Hat Gott dem David vergeben, der so großes Licht und so große Gnade besaß und dennoch so grob sündigte, dann wage ich keinen Augenblick zu zweifeln und fern von meinem Gott zu gehen; dann kann, dann muss und darf ich dessen gewiss sein, dass Er auch mir vergibt, - sofern ich zu meinen anderen Sünden nicht auch die Lästerung gegen Gott hinzufügen will, dass ich sage, Er habe - Seinem Worte gerade entgegen - doch Ansehen der Person und halte nicht Sein Wort!

 

Gott bewahre mich vor einem solchen Unglauben!

Ich bin ein Mensch ebenso wie David!

 

Ich bin auch mit dem teuren Blut Christi versöhnt wie David!

 

Und David war ein ebenso grober Sünder wie ich! Da er nun trotz so schwerer Sünden Gnade erhielt, brauche auch ich nicht zu verzweifeln, zumal der große, barmherzige Gott selber spricht: „Ich will keines Sünders Tod“ - „allein erkenne deine Missetat“ - „und wenn deine Sünden gleich blutrot sind, sollen sie doch schneeweiß werden.“

 

 

Wo ist ein einziger gekommen

(Wer einen weiß, der sag’ ihn an!),

Den Jesus nicht hat angenommen,

Dieweil Er alles will und kann?

Du weißt ja keinen, wahrlich nein;

 

So sollst du nicht der erste sein.

 

Aus ‘‘Tägliches Seelenbrot‘‘ Andacht zum 20. Juli von Carl Olaf Rosenius 

(herausgegeben von LUTH. MISSIONSVEREIN SCHLESWIG-HOLSTEIN E.V. http://www.rosenius.de)