Er weiß am besten, was dir am nützlichsten ist!

Ohne Mich könnt ihr nichts tun! Joh. 15,5

 

Im Grundtext steht eine doppelte Verneinung, welche ausdrückt durchaus nichts“. Wir wollen nicht vergessen, dass der Herr selber hier sagt: Ihr könnt durchaus nichts tun!“ Und Er hat hier noch ein Bild hinzugefügt, das aufs Stärkste dieses „durchaus nichts“ unterstreicht, nämlich in jener vom Weinstock abgebrochenen Rebe, die auf der Erde liegt und verdorrt. Denn es ist ja wahrlich unmöglich, dass eine Rebe in diesem Zustand Frucht bringen kann. Von einer solchen sagt Jesus: „Gleichwie die Rebe von selber keine Frucht bringen kann, sie bleibe denn am Weinstock, also auch ihr nicht, ihr bleibt denn in Mir.“ Alles Beten, aller Ernst, aller Kampf und Streit ist fruchtlos, bis ihr in Mich hineingepfropft seid. Ihr könnt keine Frucht bringen, ihr bleibt denn in Mir. Und der Apostel sagt: „Wir sind nicht tüchtig von uns selber, etwas zu denken als von uns selber.“

 

Bedenke, wenn man nicht einmal seine Gedanken in der Gewalt hat, was kann man dann tun?

 

Derselbe Apostel sagt auch, dass Gott uns sogar den guten, aufrichtigen Willen geben muss. „Gott ist es, der in euch wirket beides, das Wollen und Vollbringen, nach Seinem Wohlgefallen.“ Und dieses bewirkt Er in den gedemütigten Seelen, die aus allen ihren fruchtlosen Bemühungen gelernt haben, dass sie gar nichts vermögen. Wenn sie Seine Stimme hören und sich zu Jesus bekehren lassen, dann macht ER sie lebendig in Ihm. Wenn sie aber selber streiten und wirken wollen, dann muss noch alles Böse über sie herrschen.

 

Das hatte ein alter Christ gelernt, als er einem jüngeren Bruder, der über seine jämmerliche Ohnmacht in den Kämpfen klagte, die wundersame Antwort gab: „Es ist ja nicht möglich, dass du siegen kannst, während du streitest.“ Da dieses gar zu ketzerisch erschien, fügte der Alte hinzu: „Solange du streitest, meine ich, solange dein eigenes Ich eine Kraft noch unversucht hat und durch dieselbe zu überwinden gedenkt.“ Du sollst zunichtewerden. Dann kommt der Herr und fragt dich: Hast du noch irgendeine Kraft zu versuchen? Kannst du selber noch etwas tun? Antwortest du nun von Herzen: „Nein, ich bin verloren, es ist aus mit mir“, alsdann spricht der Herr: „Dann kann Ich dich aus dem Schlamm ziehen und deine wankenden Füße auf einen Felsen stellen, wo du gewisse Tritte tun kannst.“

 

So beruht alles Leben, alle Lust und Kraft, Frucht zu bringen, auf dem Verbleiben in Christus.

 

Wenn ich das selige Geheimnis in meinem Herzen habe, dass ich in der Freundschaft Gottes bin, der mir alle meine Sünden vergeben hat, und dass ich von Christus einen so unaussprechlich großen Dienst und Nutzen habe, dass mir keine Sünde zugerechnet wird, sondern dass ich in einem Verhältnis beständiger Schuldenfreiheit stehe, als ob nichts Sünde wäre, als ob uns nie ein Gesetz gegeben wäre — weder ein noch zehn Gebote —, dann wird dieser Herr mir wahrlich lieb, und dann kümmere ich mich wenig um die ganze Welt, dann will ich für meinen Herrn leben, dann bekenne ich Ihn mit Wort und Beispiel und „tue jetzt mit Freuden das, was mir zuvor schwer war“.

 

Ich bin zwar nicht von dem unreinen und widerspenstigen Fleische befreit, aber in dieser Glaubensvereinigung mit dem Heiland liegt doch die eigentlich fruchtbringende Kraft. Zudem kann ich jetzt erst recht gegen alles Böse beten, denn ich bete jetzt im Glauben und in Jesu Namen und nicht in der selbstgerechten Absicht, die zuvor bewirkte, dass der Herr mich nicht erhören konnte, weil dann meine selbstsüchtige Einbildung Nahrung erhalten hätte. Jetzt habe ich alles in der Gnade des Herrn und blicke nur auf Sein Wohlgefallen; und dann gilt das, was der Herr sagt: „So ihr in Mir bleibet und Meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren.“ Was du auf diesem Wege, nämlich durch das Bleiben in Ihm, nicht erlangst, das befiehl Seiner Weisheit und Seinem Wohlgefallen. Wenn ER wollte, könnte ER dich wohl ganz heilig und engelrein machen; aber ER weiß am besten, was dir am nützlichsten ist.

 

Du antwortest: Der Heilige kann doch nicht das Böse wollen; gewiss muss der Fehler bei mir liegen, wenn ich diese oder jene Kraft nicht empfange!“ - Wahrlich, der Fehler liegt gewiss bei dir, aber dann ist es ein Fehler, den Christus erwähnt hat. Willst du z.B. in deiner eigenen Stärke, aber nicht in Seiner Gnade leben, dann ist dies der Fehler. Wegen einer solchen Neigung ließ ER Petrus vom Satan gesichtet und Paulus von einem solchen mit Fäusten geschlagen werden, um ihn zu lehren, sich nicht zu überheben. ER sprach: „Lass dir an Meiner Gnade genügen, denn Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“ Dieses Mal war es dem Paulus heilsamer, die Schwachheit und nicht die Stärke kennenzulernen. - Oder du willst in Eitelkeit oder in einem zerstreuten, weltlichen Geist leben und dich nicht dicht an den Heiland halten - willst du dabei aber doch in deiner eigenen Kraft einen tätigen und christlichen Wandel führen -, dann ist dies der Fehler, weil die Früchte dann sogleich schwinden, wie der Herr spricht: „Gleichwie die Rebe von selber keine Frucht bringen kann“. Und wenn du im Unglauben und in der Knechtschaft liegst, kannst du auch keine Frucht bringen.

 

Hieraus folgt, dass es keinen anderen Rat gibt, als fortwährend in Jesus zu bleiben.

 

Denn wohin solltest du sonst fliehen, wenn deine Kraft so schwach und jämmerlich ist? Er ist der einzige, der alle Gewalt im Himmel und auf Erden hat! ER ist der einzige Schlangenkopfzertreter, der gekommen ist, die Werke des Teufels zu zerstören.

 

 

Suche darum nur noch näher mit Ihm vereinigt zu werden und zu einem noch gewisseren Glauben zu gelangen!

Entnommen aus dem Buch von Mag. Olof Rosenius – ‘‘Tägliches Seelenbrot‘‘

(herausgegeben von LUTH. MISSIONSVEREIN SCHLESWIG-HOLSTEIN E.V. http://www.rosenius.de)