Durch den gelebten Glauben Gott ehren!
Was soll ich tun, dass ich selig werde? Apg.16,30
Du fragst: „Wie werde ich in den Genuss der Gnade kommen, die uns in Christus gegeben ist? Ich habe zwar Kenntnis davon erhalten, wie Gott die Welt also geliebt hat, dass Er Seinen eingeborenen Sohn dahingab, um an unserer Statt vor Gott zu stehen - „der Gerechte für die Ungerechten“ -, ja, um an unserer Statt das zu tun, was wir hätten tun sollen, um das zu leiden, was wir hätten leiden sollen.
Ich merke auch, dass dies der tiefe, ewige und unveränderliche Grund der Seligkeit aller Kinder Adams ist, denn „einen anderen Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus“. Mir sind damit große Schätze geschenkt und in dem „ewigen Testament“ zugesichert. Aber nun ist die Frage: Was soll ich tun, um in den Besitz und in den Genuss dieser Gnadenschätze zu kommen? Was ist der richtige Weg und die rechte Weise, in der ich sie annehmen kann oder muss? Ein jeder kann leicht verstehen, dass nicht alle Menschen selig werden und nicht alle in den Genuss des großen Erbes kommen, sondern nur diejenigen, die es in einer gewissen, vorgeschriebenen Weise suchen oder annehmen. Wer aber auf unrichtigem Wege diesen Schatz sucht, hat nicht mehr von ihm, als wenn er uns nie erworben wäre. Wie soll ich nun mit Sicherheit wissen, welches der einzig richtige Weg ist, um das Verdienst Christi zu erlangen?“ Antwort: Dessen gewiss zu werden, wäre in der Zeit nie möglich gewesen, wenn Gott nicht darüber einen gewissen Beschluss in Seinem ewigen Rat im Himmel gefasst und ihn uns in Seinem Worte offenbart hätte. Nun aber sei der Name des Herrn gelobt! Er hat in Seinem ewigen Himmelsrat eine Weise festgestellt, in der wir dieser Gnade teilhaftig werden sollen, und Er hat uns dieselbe auch in so deutlichen Worten offenbart, dass Er auf Grund dessen sagte: „Jetzt haben sie keine Entschuldigung.“
Wer darum den festgesetzten Rat Gottes über unsere Seligkeit recht beachten will, der kann des Weges zur Seligkeit so gewiss sein, wie er je seines eigenen Daseins gewiss gewesen ist.
Wer nicht gewiss ist, hat wahrlich den ewigen, im Worte offenbarten Beschluss Gottes darüber nicht beachtet, sondern hat stattdessen durch eigenes Nachdenken - also durch Beratung mit seiner blinden Vernunft - den Weg zur Seligkeit auszufinden versucht. Wenn er dann in der Schrift jenes kleine einfältige Wort „Glaube“ liest, das das ganze Geheimnis ausdrückt, dann wundert er sich und stößt sich lieber daran, als es demütig und gehorsam anzunehmen. In dieser Weise muss er mehr und mehr verwirrt und verblendet werden sowie in beständiger Ungewissheit verbleiben. Oder ob nicht viele sich darüber gewundert haben, weshalb das kleine, einfältige Wort „Glaube“, „aus dem Glauben“, „durch den Glauben“ so vielfältig in der Schrift vorkommt und weshalb die Seligkeit gerade mit dem Glauben verbunden sein soll? Viele Tausende haben sich daran gestoßen. Aber was hilft es! Er steht noch da - dieser Fels des Ärgernisses - unerschütterlich fest, gegründet in dem ewig gültigen Friedensrat Gottes.
Gott hat es nämlich von Ewigkeit her beschlossen und in Seinem Worte offenbart: Der eingeborene Sohn, unser Mittler, hat aus lauter Gnade in Seiner eigenen Person uns den ganzen Schatz der Seligkeit erworben und als eine freie Gabe geschenkt. Wir haben nicht nötig, das Geringste zu tun, um denselben zu verdienen oder desselben würdig zu werden, sondern brauchen ihn nur als freies Geschenk und freie Gabe anzunehmen.
Weil aber diese Gabe durch Worte und Verheißungen ausgeteilt wird, so kann sie auch nur durch den Glauben angenommen werden. Hier gilt es darum, tief zu bedenken, dass der seligmachende Glaube wirklich nichts anderes ist, als die Gabe so anzunehmen, wie sie gegeben wird. Sie wird als Geschenk gegeben, sie muss als Geschenk angenommen werden; sie wird in Worten gegeben, sie muss im Glauben angenommen werden. Unsere Sache ist es also nur anzunehmen.
„Derhalben“, so sagt der Apostel, „muss die Gerechtigkeit durch den Glauben kommen, auf dass sie sei aus Gnaden und die Verheißung festbleibe bei allem Samen.“ Denn das Grundgesetz ist dieses: „Aus Gnaden seid ihr selig geworden durch den Glauben, und dasselbe nicht aus euch, Gottes Gabe ist es.“
Beachte! Es ist eine Gabe.
Als Jesus den Versöhnungsrat Gottes mit den Worten verkündigte: „Also hat Gott die Welt geliebt, dass Er Seinen eingeborenen Sohn dahingab“, fügte Er gleich die Weise und das Mittel hinzu, wie wir die Gaben genießen sollen, indem Er sagte: „Auf dass alle, die an Ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben“. Und als Er Seinen Jüngern den Apostelbefehl gab: „Geht hin in alle Welt und predigt das Evangelium aller Kreatur“, erklärte Er auch, wer dessen teilhaftig werden sollte: „Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden.“ Ja, daher kommt es, dass Er so beständig das Wort Glaube im Munde führte: „Dein Glaube hat dir geholfen“ - „dir geschehe, wie du geglaubt hast“ - „so du glauben könntest“.
Auch alle Väter im Alten Bunde sind „durch den Glauben gerecht geworden und haben durch denselben das Zeugnis empfangen, dass sie Gott gefallen haben“.
Schon Adams und Evas zweiter Sohn, „der gerechte Abel“, war durch den Glauben gerecht und Gott angenehm, „und durch ihn hat er das Zeugnis erlangt, dass er gerecht sei“. Durch den Glauben hat Noah Gott geehrt und „hat die Gerechtigkeit ererbt, die durch den Glauben kommt“. „Abraham glaubte dem Herrn (in der Verheißung des gesegneten Samens, Christi), und das rechnete Er ihm zur Gerechtigkeit.“ Und der fromme Tobias sprach: „Wir warten auf ein Leben, welches Gott denen geben wird, die im Glauben stark und fest bleiben vor Ihm.“
Aus dem ‘‘Täglichen Seelenbrot‘‘ von Olaf Rosenius
(herausgegeben von LUTH. MISSIONSVEREIN SCHLESWIG-HOLSTEIN E.V. http://www.rosenius.de)