C.O. Rosenius - Andacht aus "Tägliches Seelenbrot"

 

Dies ist mein Leib ...

Brotbrechen, Ehrenmahl, Herrenmahl!

Und indem sie alle aßen, nahm Jesus das Brot, dankte und brach es und gab es ihnen und sprach: Nehmet, esset, das ist Mein LeibMark.14,22

 

Das erste, was ein Christ zu bedenken hat, sofern er aus dem Abendmahl jemals wahre Erleuchtung, Freude und Frucht haben und in demselben sich nicht den Tod holen will, ist dieses, dass niemand nur mit äußeren Augen, auch nicht nur mit der Vernunft kommen darf. Hier ist etwas anderes erforderlich, nämlich geistliche Augen und geistlicher Sinn.

 

Hier ist es nötig, fest und unablässig die Augen auf das Wort Gottes zu heften, hier ist die teure göttliche Gabe, der Glaube, ja, hier ist Gottes Gnade erforderlich.

 

Komme ich nur mit den natürlichen Augen zum Abendmahlstische oder zu einer Betrachtung über das Abendmahl und will ich in dieser Weise sehen, was es dort gibt, so werde ich nur Zeremonien und Brot und Wein finden, nichts Göttliches, nichts Himmlisches.

 

Will ich ferner nur nach meiner Vernunft den Inhalt und den Wert des Sakraments betrachten und beurteilen, so werde ich, anstatt ein erbauter und erwärmter Christ zu werden, ein kalter Verächter, ein Ketzer und Spötter des Sakraments. Ach, dies ist ein Zeichen, ein Stein des Anstoßes, zum Strick und Fall vieler in Israel, dass sie sich daran stoßen, verstrickt und gefangen werden!

 

Dies aber müssen nicht nur die Weltmenschen, sondern auch die wahren Christen ihr ganzes Leben lang bedenken. Denn ob du auch hundertmal im Glauben die Herrlichkeit des Herrn bei Seinem Gnadentische geschmeckt hast, so wird sich doch der Teufel ebenso oft wieder einfinden, um dir diese Seligkeit, diesen Himmel auf Erden zu rauben. Er tut es in der Weise, dass er dich, wenn du dich sicherer fühlst, ganz still, leise und vorsichtig zu Untersuchungen mit der Vernunft verleitet, so dass das hohe Geheimnis Gottes der Entscheidung der Vernunft und der äußeren Sinne unterworfen werden soll.

 

Kann er uns nur damit beschäftigen, dass wir auszurechnen und zu verstehen versuchen, wie es dabei zugehen, wie dies und jenes möglich sein kann, so hat er bald das Spiel gewonnen und uns alles geraubt. Christen müssen darum dessen eingedenk sein, dass das Abendmahl eines der großen, geheimnisvollen Wunderwerke ist, die in diesem Leben nie von der armen Menschenvernunft gefasst und begriffen werden können, sondern die nur auf die Worte des Allmächtigen und Wahrhaftigen hin geglaubt werden müssen.

 

Es ist nicht ohne Grund von den Alten „das Geheimnis der Geheimnisse“ genannt worden, und das sollte die gefallene, verblendete, trügerische Vernunft begreifen und beurteilen können? Das sei ferne!

 

So ziehen wir denn aus diesem Thema zuerst die Lehre, dass wir uns nie damit zu beschweren brauchen, wie wir das heilige Abendmahl begreifen können, sondern dass wir uns nur an die Allmacht und Wahrhaftigkeit Gottes halten müssen, die es uns kundgetan hat. Denn sobald die Vernunft anfangen will zu berechnen, wie das möglich ist, was Christus sagt, sollen wir sogleich wissen, dass es die Stunde der Versuchung ist und dass der Teufel zugegen ist, die alte, verführerische Schlange, die auch Eva mit ihrer List betrog. Dann gilt es, augenblicklich den Namen Gottes und Seine Hilfe anzurufen. Willst du das nicht, sondern willst du dich auf die Untersuchungen deiner Vernunft einlassen, so gehe und werde ein Ketzer!

 

Für alle, die über den Inhalt des Sakraments von Zweifeln angefochten werden, wäre es von großer Wichtigkeit, wenn sie den Urheber recht betrachten könnten. Wer ist es?

 

Es ist dein Schöpfer und dein Erlöser.

Er ist der Hohe und Hochgelobte, der ewiglich bleibt.

Er ist der allmächtige Gott, der Erste und der Letzte, der da ist, der da war und der da bleibt in Ewigkeit.

 

Denn Gott war das Wort. „Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns. Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist.“

 

Hebe deine Augen auf und schaue Seine Werke!

 

Betrachte die Sonne, betrachte die Sterne, betrachte die ganze Schöpfung!

 

Dies alles hat dieser Herr gemacht. „Er trägt alle Dinge mit seinem kräftigen Wort und hat die Reinigung unserer Sünde durch sich selbst gemacht.“

 

Bedenke! Sollte Ihm etwas unmöglich oder auch nur schwer zu tun sein?

Was kann dem Allmächtigen leichter sein, als das zu tun, was Er will?

 

Begreifen kannst du nicht, wie Er uns Seinen Leib und Sein Blut geben konnte, deine Vernunft prallt zurück und stößt sich daran. Aber begreifst du, wie Er aus einem Nichts alles schaffen konnte?

 

Und sollte Er etwas sagen und nicht halten? Kann Er, der Heilige, lügen?

Willst du deines Schöpfers, deines gnädigen Heilandes so spotten?

 

Er tat tausend Wunder in der Schöpfung, die wir nicht begreifen. Er wurde Mensch und tat viele sichtbare Wunder auf Erden, die wir glauben, obwohl wir sie nicht verstehen.

 

Zuletzt wollte Er ein überaus gnädiges Wunder tun, das nicht gesehen werden kann, sondern das auf Sein Wort hin geglaubt werden muss, - sollten wir dem nun widersprechen, Ihn zum Lügner machen und sagen: Als Er sprach: „Dies ist Mein Leib …“, sagte Er zum Schluss etwas, was nicht wahr sein kann? O Gott, verschone unser! In solche Lästerung lässt Gott die stolzen Geister fallen, zur Strafe für ihre Vermessenheit.

 

Wenn Dein Wort nicht mehr soll gelten,

Worauf soll der Glaube ruh’n?

Mir ist nicht um tausend Welten,

Aber um Dein Wort zu tun!

 

Aus ‘‘Tägliches Seelenbrot‘‘ Andacht zum 22. April von Carl Olaf Rosenius

(herausgegeben von LUTH. MISSIONSVEREIN SCHLESWIG-HOLSTEIN E.V. http://www.rosenius.de)