Betrübe nicht den Heiligen Geist!

Betrübet nicht den Heiligen Geist Gottes
Eph. 4, 30

 

Wie betrübt man den Heiligen Geist Gottes? Kurz gesagt: Es geschieht durch allerlei Ungehorsam gegen Ihn. Er will etwas, Er fordert zu etwas auf; und wenn du Ihm darin nicht gehorchen willst, dann betrübst und vertreibst du Ihn. Er will Sündengefühl, Reue, Sehnsucht nach Bekehrung und Versöhnung mit Gott wirken. Wenn du dich von diesen wichtigen Dingen abwendest, nicht auf Seine Stimme achtest, sondern die heiligen Eindrücke, die Er wirkt, zerstreust, sie nicht mit dem Worte zu unterstreichen und zu mehren suchst, sie nicht zu verlieren befürchtest, nicht zu Gott um ihre Zunahme seufzest, dann verachtest und vertreibst du den Geist. Er greift z.B. eine Sünde bei dir an, straft sie und gebietet dir, sie fahrenzulassen.

 

Wenn du Ihm dann nicht gehorchen, sondern deine Sünde behalten willst, betrübst du den Heiligen Geist.

 

Ja, auch wenn du die Sünde fahrenlassen willst, jedoch nicht gleich, oder wenn du dich zum Herrn bekehren willst, aber noch nicht, dann ist dies eine Falschheit in deinem Geist, ein Verachten „der Zeit, darin du heimgesucht bist“, was bewirken kann, dass der Geist Gottes dich verlassen muss.

 

Auch wenn du dich bekehren und dich bessern, aber nicht auf die Stimme des Herrn hören und dem Weg folgen willst, den Er vorgeschrieben hat, dass du nämlich als verlorener Sünder zuerst zu Christus fliehen, zuerst glauben und dich freuen und hernach Stärke im Herrn erhalten sollst, — wenn du diesem Rat des Willens Gottes nicht gehorchen willst, sondern gegen die Auserwählung streitest, dann betrübst du Seinen Heiligen Geist.

 

Und schließlich, wenn du zwar diesem Rate des Herrn folgen, aber nicht das Mittel anwenden willst, das Gott uns gegeben hat, Sein heiliges Wort zu lesen, zu hören und zu betrachten, dann versuchst du Gott und dämpfest den Geist.

 

Beachte diesen letzten Punkt wohl! Du willst dich bekehren und dich bessern, aber nur mit eigener Arbeit an deinem Herzen; du betest um die Gnade und die Hilfe des Geistes dazu, wendest aber nicht das Mittel des Geistes an, so wirst du nie das erhalten, was du begehrt hast. Gott hat es nie verheißen.

 

Er hat uns Sein Wort gegeben, uns darin zu begegnen.

 

Er will darin wohnen und wirken. Zutritt aber zum Wort und zu christlichen Lehrern oder den Umgang mit Glaubensbrüdern zu haben, jene Gnadenmittel zu verachten und doch Gnade zur Bekehrung und zum Glauben zu begehren, das heißt den Herrn versuchen, gleich als wenn man begehrte, dass Gott unser leibliches Leben unterhalten sollte, man aber das nicht essen wollte, was Er uns dazu gegeben hat. Dass du sündig und schwach bist und nicht alles tun kannst, was der Geist fordert, das wird Ihn nicht hindern oder vertreiben, dem wird Er selber abhelfen.

Aber Heuchelei und vorsätzlicher Ungehorsam vertreiben den Geist.

Aber nicht nur dann, wenn der Geist Gottes Sein Werk in der Seele anfängt, kann man Ihn betrüben.

Auch Christen, die schon „des Heiligen Geistes teilhaftig geworden sind“, stehen noch in derselben Gefahr.

Gerade an die Gläubigen zu Ephesus, die schon „mit dem Heiligen Geist versiegelt waren“, schreibt Paulus das Wort: „Betrübet nicht den Heiligen Geist Gottes.“

Und was war es, was den Geist Gottes betrüben konnte? Antwort: Alle Sünden betrüben Ihn, auch die verborgensten im Herzen, wie zum Beispiel hochmütige Gedanken, böse Begierden, Neid und Falschheit.

Beachte aber! Nur dann, wenn man inwendig so abfällt, dass man die Sünde auch entschuldigt und ihr huldigt, wird der Geist Gottes vertrieben. Wo man selber seine Sünde straft, darunter leidet, gegen sie kämpft, seufzt und betet, da ist der Geist wie ein Arzt in einem Krankenhause, wo Er zwar auf allen Seiten von Krankheiten, Krämpfen, Wunden und Jammer umgeben ist, sich aber doch an Seinem rechten Platz befindet, wo Er Seinen eigentlichen Wirkungskreis hat. Darum kann der Geist Gottes sehr wohl im Herzen eines Sünders wohnen, das noch voller Krankheit, Wunden und Sünden, Jammer und Seufzen ist.

 

Wenn es nicht so wäre, würde kein einziger Christ den Geist Gottes auch nur einen Tag behalten.

 

Was aber den Geist vertreibt, das erklärt der Herr, indem er sagt: „Sie wollen sich von Meinem Geist nicht strafen lassen.“

Dies ist der Hauptpunkt: Wenn ein Mensch sich durch den Geist Gottes nicht strafen lässt, sondern seiner Sünde huldigt, sie entschuldigt und verteidigt, das betrübt und erbittert den Heiligen Geist, so dass Er von ihm weichen muss.

 

„Sich von Seinem Geist nicht strafen lassen“ gilt nicht nur dann, wenn man den Bestrafungen des Wortes offenbar widersteht und sagt: „Ich kehre mich nicht daran“, sondern auch dann, wenn man sich an dem Wort vorbeiwindet und krümmt und es nicht verstehen will, wenn es die Schoßsünden angreift, oder auch wenn man im Worte nicht nach Mitteln sucht, seine Sünde loszuwerden, sondern nach einer Stütze für das Behalten derselben sucht, wenn man also die Sünde nicht fahrenzulassen und ihr zu entkommen, sondern in derselben zu bleiben gedenkt.

 

Das heißt, sich durch den Geist Gottes nicht strafen lassen zu wollen. Ebenso, wenn der knechtische Geist das Herz einnehmen will. Wenn man dann nicht das Wort des Evangeliums von der Gnade in Christus herrschen lassen, sondern eigensinnig der Vernunft und dem Gefühl folgen will und unausgesetzt Einwände gegen das Evangelium macht, das noch Gnade anbietet, dann betrübt und erbittert man den Heiligen Geist Gottes. Ferner auch im Allgemeinen, wenn man Seine heiligen Mahnungen im Herzen nicht beachtet, durch die Er zum Gebrauch des Wortes, zum einsamen Gebet oder zu guten Werken auffordert, oder wenn Er böse Gedanken, Eigenliebe, Selbstgefälligkeit, Hass usw. straft. Alles das betrübt den Heiligen Geist.

 

O du Geist der Gnaden, heile allen Schaden,

Führ uns himmelwärts;

Leit in alle Wahrheit, gib uns rechte Klarheit,

Zeig uns Jesu Herz!

Aus dem ‘‘Täglichen Seelenbrot‘‘ von Olaf Rosenius

Entnommen aus dem Buch von Mag. Olof Rosenius – ‘‘Tägliches Seelenbrot‘‘

(herausgegeben von LUTH. MISSIONSVEREIN SCHLESWIG-HOLSTEIN E.V. http://www.rosenius.de)