„Ich habe nun den Grund gefunden,
der meinen Anker ewig hält:
wo anders, als in Jesu Wunden?
Da lag er vor der Zeit der Welt,
der Grund, der unbeweglich steht,
wenn Erd und Himmel untergeht.“ (Vers 1)
Johann Andreas Rothe (1688-1758), der Dichter dieses feinen Liedes, war ein Mann, der 15 Jahre mit Zinzendorf in der Oberlausitz in Gemeinschaft stand. Der Graf lernte den Hilfsprediger J.A. Rothe, der nach seiner Ausbildung keine Pfarrstelle finden konnte, auf einem Gut bei Görlitz kennen. Dort stand er als Hauslehrer im Dienst eines konsequent gläubigen Adeligen, dem er das heutige Lied zum Geburtstag schrieb. Zinzendorf bot Rothe nach dieser Bekanntschaft im Jahr 1721 auf dem Gut Berthelsdorf eine Pfarrstelle an, die dieser dann auch einnahm.
Es war eine kleine Kirche, in der er zunächst predigte. Doch wegen seiner Predigt strömten die Zuhörer aus weitem Umkreis hinzu. So musste die Kirche bald um das Doppelte vergrößert werden und schließlich fanden sich im Jahr 1727 über tausend Zuhörer ein, um der Botschaft des Evangeliums zu lauschen. Die Predigt dieses Gottesmannes war nach den Worten Zinzendorfs keinem Bauern zu dunkel und keinem Philosophen zu seicht. Während seine Feinde ihn bewunderten, erkannten seine Brüder die Gnade, die ihm von oben zuteilgeworden war. Zinzendorf schrieb über ihn: „Er predigte und lehrte … als wenn Flammen vom Himmel regneten.“ – Da darf man sich nicht wundern, wenn die Menschen gern kamen, um das Wort Gottes zu hören. Hier stand eben ein Mann, der den Grund Jesus Christus gefunden und den Gott zum Dienst begnadet hatte. Das merkten alle Zuhörer. Solche Wortverkündigung braucht es heute auch wieder.
Viele haben sich allerdings an Jesus Christus gestoßen. Er wurde ihnen zu einem Stein des Anstoßes und einem Fels des Ärgernisses. Wenn solche dann auch noch das Wort Gottes verkündigen, fehlt natürlich die Predigt, die Menschen aus ihren Nöten herausreißen kann, um sie auf den einzigen Grund, der ewig hält, stellen zu können: Jesus Christus. „Denn einen anderen Grund kann niemand legen, außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus“ (1. Kor. 3,11).
Bei unserem Liederdichter J.A. Rothe bestand auf jeden Fall kein Zweifel, dass Jesus Christus sein Fundament im Leben und Sterben war. Nach seinem Heimgang meißelte man auf seinem Grabstein einen Anker und die Anfangsworte des heutigen Liedes ein: „Ich habe nun den Grund gefunden, der meinen Anker ewig hält.“ Lasst auch uns mit Rothe bekennen:
„Bei diesem Grunde will ich bleiben,
solange mich die Erde trägt.
Das will ich denken, tun und treiben,
solange sich ein Glied bewegt.
So sing ich einst auch nach der Zeit:
O Abgrund der Barmherzigkeit!“ (Vers 5)