Der starke Heiland
RL 321 „Stark ist meines Jesu Hand“

 

„Stark ist meines Jesu Hand,

und Er wird mich ewig fassen,

hat zu viel an mich gewandt,

um mich wieder loszulassen;

mein Erbarmer lässt mich nicht,

das ist meine Zuversicht!“ (Vers 1)

 

Carl Bernhard Garve (1763-1841) gehörte zur Brüdergemeine Herrnhut, wo er sich wegen öfter wiederkehrender Leiden zur Ruhe gesetzt hatte. Seine Lieder sind wohl ein Zeugnis dessen, was er durchmachte, aber sie sind zugleich glaubensstark. Wohl haben den Mann innere Kämpfe geplagt, wo ihn Satan anfocht und ihm seine Gotteskindschaft streitig machen wollte. Nichts tut der alt böse Feind lieber, als uns diese Tatsache streitig zu machen: „Wir haben die Erlösung durch Sein Blut, die Vergebung der Sünden.“ (Eph. 1,7). Die beängstigenden Gedanken, die Garve in seinem Lied zum Ausdruck bringt, betreffen die Frage, ob Jesus denn Seine erlösten Kinder je wieder loslassen könnte. Ganz bestimmt nicht, wenn wir Seine durchgrabene Hand festhalten.

 

Die andere Seite ist die, dass der Kläger uns vor Gott verklagt, wozu er ja Anlass durch unsere Sünde hat. Der Prophet Sacharja schaute eine solche Anklage Satans zur Zeit des Alten Testaments; er schreibt darüber: „Und er ließ mich den Hohenpriester Josua sehen, der vor dem Engel des HERRN stand; und der Satan stand zu seiner Rechten, ihm zu widerstehen. Und der HERR sprach zum Satan: Der HERR schelte dich, Satan! Ja, es schelte dich der HERR, der Jerusalem erwählt hat! Ist dieser nicht ein Brandscheit, das aus dem Feuer gerettet ist? Und Josua war bekleidet mit schmutzigen Kleidern und stand vor dem Engel. Und der Engel hob an und sprach zu denen, welche vor ihm standen, und sagte: Ziehet ihm die schmutzigen Kleider aus; und zu ihm sprach er: Siehe, ich habe deine Ungerechtigkeit von dir weggenommen, und ich kleide dich in Feierkleider“ (Sach. 3,1-4).

 

So tritt im Neuen Bund Jesus Christus für die Seinen ein, sonst wären wir tatsächlich verloren. Das meint auch der Dichter in dem Vers:

 

„Wenn der Kläger mich verklagt,

Christus hat mich schon vertreten,

wenn er gar zu sichten wagt,

Christus hat für mich gebeten.

Dass mein Mittler für mich spricht,

das ist meine Zuversicht.“  (Vers 3).

 

Es darf hier nur nicht die Meinung vorherrschen, als ob man deshalb wieder auf Gnade sündigen dürfe. Nein, und abermals nein, denn dann hätte der Kläger tatsächlich Ursache zur Klage, denn sollten wir der Sünde noch dienen, um derentwillen Christus gestorben ist? Das sei ferne! (Röm. 6,15)

 

 

Aber es gibt eine ganze Schar von Seelen, zu denen dieses Lied besonders passt. Da wird es vielfach so Nacht über ihnen, dass sie keinen Ausweg mehr sehen. Der Feind möchte sie in die Verzweiflung treiben, und da hilft nur die feste Glaubenszuversicht: „Seiner Hand entreißt mich nichts…
Mein Erbarmer selbst verspricht’s; sollt ich Seinem Wort nicht glauben?“
(aus Vers 5)