Die Vergegenständlichung Gottes

Weil Menschen Gott nicht kennen, wenden sie sich Gegenständen zu, die anstelle Gottes als heilig gelten. Es werden bestimmten Orten und Dingen, wie Weihrauch, Kerzen, Statuen geheimnisvolle Wirkungen zugeschrieben. Gott spricht nicht mehr in seinem Wort zu Menschen, sondern es sind nur noch Weihegegenstände da, die ohne Gott, geheimnisvoll, ja magisch wirken sollen. Die meisten Wallfahrtsorte haben okkulte Phänomene als Vorgeschichte.

Die Christenheit lebte 1300 Jahre ohne ein Fronleichnamsfest

Die Verehrung der Hostie (Oblate aus Weizenmehl) außerhalb der Messe oder gar ihre öffentliche Ausstellung war im ersten Jahrtausend des Christen-tums noch unbekannt.
Im Mittelalter betrachtete man dann die ganze Messfeier immer mehr als ein Schauspiel, in dem man die einzelnen Vorgänge des Leidens Christi staunend wiederzufinden suchte. Die Messe wurde zum Drama des Kreuzesopfers im Sinne der Mysterienreligion, in der ebenfalls Handlungen von Gottheiten wiederholt in einem eigenen Ritus dargestellt und vergegenwärtigt werden.

Es gab aber zu jeder Zeit auch Christen, die diese Frömmigkeit mit Gegenständen und Riten als Irrweg erkannten.

Berengar von Tours (+ 1088) hat sich dem Glaubensverständnis des Augustinus zugewandt, in dem weder eine Wesensverwandlung noch eine dingliche Gegenwart des Herrenleibes gedacht wird.
Brot und Wein, so betonte er, sind nur ein Hinweis auf den Herrenleib und Ausdruck der geistigen Vereinigung mit dem im Himmel erhöhten Herrn.
Diese Lehre Berengars wurde jedoch auf der Ostersynode von Rom 1050 und zu Paris 1051 verurteilt. Die Verwandlungslehre (Transsubstantiation) wurde so umso mehr vorangetrieben.

Dies aber ist ein Gedanke aus der griechischen Philosophie über Materie und Form, die der Heiligen Schrift fremd ist. Dennoch führte dieses bedenkliche Glaubensverständnis zur Einführung eines Kultes wie Fronleichnam.

Symbole der Mysterienreligion führen zum Fronleichnamsfest

Der Anlass für das Fronleichnamsfest war gegeben, als Juliana von Lüttich 1209 erstmals ihre Vision von der Scheibe des Vollmondes - sie soll die Kirche darstellen - hatte. Eine dunkle Stelle des Mondes stellte sie als das Fehlen eines eigenen Festes zu Ehren der Hostie dar.

Wir sehen, nicht die Heilige Schrift ist der Ursprung von Fronleichnam, sondern mystische Erscheinungen, gesteuert von okkulten Vorgängen. Die Irreführung verkleidet sich dabei in eine Allerweltsfrömmigkeit und lockt vom Wort Gottes weg. Der Mond als Kirche ist keine biblische Wahrheit.
Auf Anregung Julianas ordnete Bischof Robert von Lüttich 1246 die Einführung eines solchen Festes für sein Bistum an. Als Gründe nennt er: Widerlegung der Ketzer (in Wahrheit waren das bibeltreue Gläubige), Sühne für die Vernachlässigung (der Verehrung der Vergegenständlichung Jesu in der Hostie) und Erinnerung an die Einsetzung des Sakramentes (des magischen Wandlungsgedankens).

Urban IV. schrieb 1264 für die ganze abendländische Kirche das Fest durch eine Bulle vor. Sein baldiger Tod hinderte deren Durchführung. Erst Johannes XXII. verschaffte der Bulle allgemeine Geltung, indem er sie 1317 in den Klementinen (Ein Vorläufer des Kirchenrechtsbuches) veröffentlichte. Die Dominikaner trieben dann die Ausbreitung dieses Festes voran. In Deutschland setzte sich der Name „Fronleichnamsfest“ durch (fron = Herr; lichnam = lebendiger Leib).

Fronleichnamsprozession - und Prozessionen  alter Götterstatuen

Von Rom aus ist eine Regelung der Fronleichnamsprozession erst im Bischöflichen Zeremonienbuch 1600 und im Römischen Rituale von 1614 ergangen. Die darin vorgesehene Ordnung besteht lediglich in einem ununterbrochenen Umgang, den Gesänge begleiten; der Segen wird nur am Schluss erteilt.

In Köln erscheint jedoch schon die Prozession 1277, in Benediktbeiren 1286. Für die Gestaltung waren ältere Prozessionen bestimmend: Der Einzug am Palmsonntag, die feierliche Übertragung von Reliquien, in Deutschland auch die Flurumgänge mit Wettersegen. Von den Flur- und Stadt-umgängen her wurde es vor allem im deutschen Sprachgebiet seit dem 15. Jh. üblich, bei der Fronleichnamsprozession an vier Stellen haltzumachen und nach den vier Himmelsrichtungen segnend die vier Evangelienanfänge zu singen und den Segen zu erteilen.
Das alles hat seine Vorbilder in der Mysterienreligion, wo Götterstatuen mit feierlichen Prozessionen umhergetragen werden, wo ebenso Traghimmel, Weihrauch und Kerzen verwendet werden.

Selbst dort, wo im Alten Bund die Bundeslade als Prozessionsgegenstand missbraucht wurde, um einen Sieg über die Feinde zu erwirken, erlitten die Israeliten eine arge Niederlage (1.Sam 4). Nicht in einem Gegenstand bzw. einer magischen Handlung wäre ihr Schutz gewesen, sondern in ihrem Gehorsam Gott gegenüber.

Warum kennt die Heilige Schrift keine Verwandlung?

„Jesus sprach zu ihnen: „Ich bin das Brot des Lebens: wer zu mir kommt, wird nicht hungern, und wer an mich glaubt, wird nicht mehr dürsten“ (Joh 6, 34).

Wenn Jesus sagt: „Ich bin das Brot des Lebens“, so wird er dabei nicht in ein Brot verwandelt. Er weist durch solche Worte darauf hin, dass er so wichtig wie das tägliche Brot ist, und dass er aufgenommen werden will, wie Brot gegessen wird.

Er erklärt aber auch wie das Essen dieses „Brotes“ vor sich geht. Er sagt: „Wer zu mir kommt, wird nicht mehr hungern.“ Wer nicht mehr hungert, hat gegessen. Dieses Essen ist also ein „Zu-Jesus-Kommen“, ein Jesus Aufnehmen. Davon spricht das Johannesevangelium: „So viele ihn aber aufnahmen, denen gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben.“ (Joh 1,12)
Wenn wir also an seinen Namen glauben, dann nehmen wir ihn auf, dann essen wir das Brot des Lebens, das ewiges Leben gibt.

Jesus müssen wir aber aufnehmen als denjenigen, der für uns als Lamm Gottes gestorben und auferstanden ist. Jesus ist am Kreuz nicht zum Lamm Gottes verwandelt worden. „Wir essen ihn“, indem wir ihn glaubend aufnehmen als unseren Retter und Herrn, der für uns gestorben ist. Daher sagt er im Johannesevangelium: „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat ewiges Leben, und ich werde ihn auferwecken am letzten Tag.“ (Joh 6,54)

Wir essen das Fleisch des Menschensohnes wie wir das Brot des Lebens essen: – „Wer zu mir kommt, wird nicht mehr hungern“ -, wenn wir zu ihm kommen im Glauben und ihn als Erlöser und Herrn aufnehmen. So haben wir auch ewiges Leben.

Darum sagt Jesus beim letzten Abendmahl, dass er „vom Gewächs des Wein-stockes nicht mehr trinken werde“ – Er sagt nicht: „von meinem Blut“, wenn er den Becher anspricht. Auch Paulus spricht vom Brot beim Herrenmahl und sagt:
„Sooft ihr von diesem Brot esst“ – von diesem Brot und nicht von diesem Leib – „oder den Kelch des Herrn trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis er kommt“ (1. Kor 11,26).

„Gott ist Geist, und die ihn anbeten, müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten“ (Joh 4, 24). Das führt zu einem gesunden Glauben, der lebendig macht, weil er sich speist vom Wort Gottes.
Johannes Ramel

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