..
Manchmal scheinen Jesu aufrüttelnde Botschaften extrem formuliert zu sein, es stehen Aussagen einander gegenüber und wir sind uns über deren
eigentlichen Sinn unsicher. Was ist das Ganze seiner Botschaft, der er selbst treu geblieben ist?
Geschätzter Gast in meiner Homepage! Ich danke für ihre Anfrage, weil sie begleitet ist von einem fairen Suchen um ein Verständnis von Jesu Geheimnis und Persönlichkeit, seinem Reden und Handeln. Sie haben viele Schriftzitate angeführt, jedes einzelne davon wäre einer Abhandlung wert. So will ich nur einige Grundlinien aufzeigen.
Jesu Geheimnis ist nicht verstehbar, wenn wir nicht seine Dimension des Seins aus Gott und die Tragweite seiner Sendung vor Augen haben. So ist vieles in einer Spannung, die erst in dieser Dimension verstehbar wird. Jesus selbst sagt: "Alles ist mir von meinem Vater übergeben worden, und niemand erkennt den Sohn als nur der Vater; und niemand erkennt den Vater als nur der Sohn und der, welchem der Sohn es offenbaren will" (Mt 11,27).
Jesus liebte auch die Pharisäer, er nahm auch ihre Einladung zu Gastmählern an, er hat einen Pharisäer Saulus erwählt und zu seinen Abgesandten gemacht.
Liebe heißt,
das Beste für den anderen tun und wollen ungeachtet dessen, was es mir kostet.
Jesus kostete diese Liebe sein Leben. Er sendet Paulus, "um ihnen (den Menschen) die Augen zu öffnen, damit sie sich bekehren von der Finsternis zum Licht und von der Herrschaft Satans zu Gott, damit sie Vergebung der Sünden empfangen und ein Erbteil unter denen, die durch den Glauben an ihn geheiligt wird" (vgl. Apg 26,18).
Das tat Jesus ebenso gegenüber den Pharisäern. Er wollte ihre Augen öffnen, da sie blind geworden sind für den eigentlichen Gehalt des Wortes Gottes im Wust ihrer Traditionen und die somit ein verlogenes Leben führten. Die massive Strafrede Jesu gegen die Schriftgelehrten und Pharisäer in Mt 24 ist ein letztes Ringen um sie. Er wollte sie aus dieser Lebenslüge herausführen durch aufrüttelnde Worte, den Kern ihrer Haltungen treffen. Das ist wahre Liebe. Jemanden in seiner Lebenslüge lassen, in seine Blindheit preisgeben, das wäre lieblos. Er erkannte den Widersacher, der in ihnen am Werk war, weil sie die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen haben, durch die sie hätten gerettet werden können (2 Thess 2, 10). Er wollte, dass sie so nicht in das Gericht kommen, das denen bevorsteht, die der Wahrheit nicht geglaubt haben, sondern Wohngefallen hatten an der Ungerechtigkeit.
Dieses Aufrütteln geschah auch bei der Tempelreinigung, wo es um die wahre Anbetung Gottes geht und um Glaubensgehorsam und nicht um religiöse Geschäftigkeit. Jesus tat dies nicht aus einer angemaßten Vollmacht, sondern in der Vollmacht, die er als Abgesandter Gottes erhielt. Gott sagt von dem Messias in Pas 2, 6: "Ich habe meinen König eingesetzt auf Zion, meinem heiligen Berg…“ Unzählige Stelle des Alten Testaments sprechen von dem Messias, und alle diese Aussagen sind in Jesus von Nazareth in Erfüllung gegangen. Er handelt nicht aus Eigenmächtigkeit, sondern als der Sohn der Verheißung, der all dies tat, damit die Schrift in Erfüllung geht. Er führt den Willen des Vaters aus, dessen Speise es immer war, seinen Willen zu tun. Es ist nicht sein Werk, sondern das Werk des Vaters.
Wir sehen, wie selbst seine Mutter und seine Brüder Jesus von seiner Sendung abhalten wollten, weil sie nicht göttlich, sondern menschlich dachten. Sie wollten ihn vor der Gefährdung seines
Lebens schützen. Er aber macht sich nicht zu eines Menschen Knecht, sondern er bleibt der Knecht Gottes (vgl. Jes 52, 13), auf dem der Geist des Herrn, des Herrschers, ist, weil der Herr ihn
gesalbt hat, den Armen frohe Botschaft zu verkünden (vgl. Jes 61,1-3). Das Heil kommt nicht von menschlicher Leistung, einer Abstammung (vgl. Joh 1,12-13), sondern von dem Vater, der die Welt
sosehr geliebt hat, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat (vgl. Joh 3,16). Es ist vielmehr ihm der Bruder und
Schwester und Mutter, der den Willen des Vaters im Himmel tut (vgl. Mt 12,50). Daher ist auch jede verwandtschaftliche Beziehung wie Vater, Mutter, Weib, Kinder, Brüder, Schwestern (vgl. Lk
14,26) in der Jüngerschaft unter Jesus unterzuordnen. Wenn "Hassen" steht, so wäre das zu umschreiben mit "weniger lieben als Jesus, nicht an die erste Stelle stellen, sondern untergeordnet unter
Jesus sein lassen.“
An diesen Beispielen zeigt sich, dass anfänglich widersprüchliche Aussagen ein geordnetes Ganzes geben, in dem alles ins rechte Lot kommt. Die Heilige Schrift erschließt sich uns, wenn wir
glaubend Jesus Christus als Herrn und Retter annehmen und wir so im Wort Gottes das Reden Gottes heraushören. Wer in dieser Ehrfurcht die ganze Heilige Schrift zügig liest, wird besser
Zusammenhänge erkennen, die ein Ganzes ergeben. So werden wir ihn erkennen und in ihm den Vater, der ihn gesandt hat, damit er allen ewiges Leben gebe, die durch den Vater zu ihm kommen. Der
Auferstandene erschloss den Emmausjüngern die Schrift: "Und er begann bei Mose und bei allen Propheten und legte ihnen in allen Schriften aus, was sich auf ihn bezieht. … Und sie sprachen
zueinander: Brannte nicht unser Herz in uns, als er mit uns redete auf dem Weg, und als er uns die Schriften öffnete?" (Lk 24,26.32)
Die Schrift und damit Jesus Christus erschließt sich uns, wenn wir immer wieder darin zügig lesen und das Wort in unserem Herzen bewahren und tun.