Robbies Ehrlichkeit
Im England des 19. Jahrhunderts verdiente ein Junge namens Robbie seinen Lebensunterhalt auf der Straße, indem er Nadeln, Kämme und andere Kleinigkeiten verkaufte. „Kauft Kämme und Nadeln!“, rief er im Wartebereich eines Bahnhofs. Aber seine Stimme war schwach, denn er war müde und hungrig. Kaum einer nahm Notiz von ihm. Endlich trat eine Dame zu ihm und sagte: „Ich nehme ein Set Nadeln, damit ich diesen Riss in meinem Kleid feststecken kann, bis ich nach Hause komme.“ Dann wandte sie sich an ihren Bruder: „Harry, bezahlst du bitte?“ Der Mann gab Robbie das Geld. Aber der Junge protestierte: „Nein, Madam! Das ist zu viel! Ich habe heute Morgen von Ihren Nadeln schon zwei an meine kleine Schwester abgegeben, die ihr Puppenkleid reparieren wollte.“ Mit diesen Worten gab der Junge zwei von den zehn Cent wieder zurück, die er bekommen hatte.
„Du bist aber ehrlich“, witzelte der Mann, „wie willst du überleben, wenn du nicht ab und zu ein wenig schummelst?“
Entschieden erwiderte Robbie: „Lieber würde ich gar nicht leben, als durch Betrug zu leben.“ „Wer hat dir das beigebracht?“, fragte der Mann.
„Meine Mutter, Sir, bevor sie starb und in den Himmel ging. Und ich bin sicher, sie würde mich lieber sterben sehen, als einen unehrlichen Jungen zu haben.“
„Du hast recht, mein Junge“, gab der Mann nachdenklich zu, denn er war selbst ein Kaufmann, hatte gerade Geldsorgen und plante, sich durch einen Betrug zu helfen. Doch die schlichte Ehrlichkeit Robbies beeindruckte ihn so sehr, dass er seinen Plan aufgab und durch Gottes Hilfe ehrlich aus seiner Not herauskam. Auch für Robbie lohnte sich seine Ehrlichkeit. Denn der Kaufmann stellte ihn ein und übertrug ihm viel Verantwortung, weil er sich ja auf Robbie verlassen konnte.