Nur ein Schwindel?
Pastor Wilhelm Busch (1897-1966) war noch Hilfsprediger, als er einen Mann in seinem Pfarrbezirk aufsuchte, der sich bei jeder Gelegenheit über das Christentum, die Kirche und die Pfarrer lustig machte.
Auch in diesem Gespräch war es nicht anders. Lachend sagte der Mann: „Ich habe den Schwindel längst durchschaut. Ihr Pfarrer seid entweder selbst dumm oder aber ihr seid angestellt, um die Leute dumm zu machen. Der Hauptwitz ist, dass ihr den Leuten Angst macht mit dem, was nach dem Tod kommt.“ Und dann wurde er ganz ernst und feierlich und erklärte: „Ich kann und werde ohne euch Pfarrer sterben. Sterben ist die natürlichste Sache der Welt. Jede Pflanze hat einmal ausgeblüht, und genauso geht es dem Menschen.“ Als Wilhelm Busch ihn verließ, war er überzeugt, dass sein Dienst bei diesem Mann zu Ende war.
Etwa ein Jahr später schellte es mitten in der Nacht bei ihm. Draußen stand die Frau jenes Mannes und bat ihn aufgeregt, mitzukommen. Mit ihrem Mann gehe es zu Ende, der Arzt habe keine Hoffnung mehr. Wilhelm Busch weigerte sich, da ihr Mann ihn doch unter keinen Umständen sehen wolle. Da rief die Frau: „Kommen Sie schnell, er selbst hat ja nach Ihnen gesandt! Er sagt immerzu: Der Pfarrer hat doch recht gehabt!“
Doch als Wilhelm Busch bei dem Mann eintraf, war dieser schon besinnungslos. Wohl las Busch ihm noch einige Bibelverse vor, aber er hatte nicht den Eindruck, dass der Mann sie noch hörte. So starb er.
Als Wilhelm Busch am frühen Morgen nach Hause ging, fror er. Nicht nur äußerlich, sondern vor allem innerlich. Ganz groß standen ihm die Worte im Gebet Moses vor Augen:
„Herr, lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.“
(Psalm 90,12; Luther)