Ostern - Märchen oder Wirklichkeit?

 

Rolf Müller

 

Manche Theologen behaupten, die Osterberichte in der Bibel seien widersprüchlich und deshalb unglaubwürdig. Die Auferstehung sei eine Erfindung der damaligen Jünger. Solche und ähnliche Gerüchte werden verbreitet und finden Gehör. Es gibt nicht wenige Pfarrer und Bischöfe und folgerichtig auch viele "Christen", die Ostern für ein frommes Märchen halten.

 

Wenn man die verschiedenen Evangelien liest und vergleicht, was sie über Ostern berichten, fallen uns tatsächlich Unterschiede auf. Die Zahl der Frauen am Grab, die Zahl der Engel, der Ablauf des Geschehens am Grab wird nicht von allen Evangelien hundertprozentig deckungsgleich geschildert.

 

Sind diese Unterschiede deshalb ein klares Zeichen für ihre Unglaubwürdigkeit? Wir müssen beachten, dass hier vier verschiedene Autoren schreiben, was ihnen aus ihrer Sicht wichtig ist. Die Unterschiede sind ein Indiz für die Wahrheit ihrer Berichte. Verdächtig wäre es, wem ihre Osterberichte in allen Einzelheiten völlig übereinstimmen würden. Da könnte man Absprachen der einzelnen Evangelisten vermuten.

 

Als in Berlin am 9. November 1989 die "Mauer" fiel, gab es in den Medien Berichte, die die Rede Gorbatschows in den Mittelpunkt stellten mit der Hervorhebung des Verzichts auf den Einsatz sowjetischer Truppen. In einem anderen Artikel wurden die friedlichen Demonstrationen in Leipzig besonders herausgestellt, ohne Gorbatschow überhaupt zu erwähnen. Andere wiesen auf die Friedensgebete in den Kirchen hin und berichteten, dass die Leute auf der Berliner Mauer saßen und kein DDR-Soldat die Waffen gegen sie erhoben hat. In den Nachrichten wurde gezeigt, dass ein Trompeter "Nun danket alle Gott" spielte. Die  Berichte schilderten verschiedene Einzelheiten des Geschehens.

 

Käme ein klar denkender Leser auf den Gedanken, die Berliner Mauer sei nicht gefallen und es hatte sie nie gegeben, weil die Berichte unterschiedlich sind? Das ist eine absurde Vorstellung, denn die Fakten sind klar. Es gab eine Mauer, sie fiel und die Menschen konnten wieder von einem Teil des Landes in den anderen gehen, ohne erschossen zu werden. Gerade die Unterschiedlichkeit der Berichte ergibt ein Gesamtbild.

 

Dass sich die Osterberichte in den Evangelien in Nuancen unterscheiden, ist eines der stärksten Argumente für ihre Wahrheit. Für Christen steht ohnehin fest, dass Gottes Wort die Wahrheit ist und Jesus Christus die Wahrheit in Person ist.

 

Warum ist es wichtig, zu glauben, dass Jesus auferstanden ist? Wie sähe die Welt ohne Ostern aus? Der Apostel Paulus erklärt es uns im 1. Korintherbrief Kapitel 15. Wenn Jesus nicht auferstanden ist, dann ist unsere Predigt Geschwätz, leeres Stroh, Ideologie. Dann ist unser Glaube nur Einbildung. Dann sind die Apostel und Evangelisten Lügner und Verführer. Dann ist das Reden von Sündenvergebung nur ein Traum, zu schön, um wahr zu sein.

 

Wenn Jesus nicht auferstanden ist, dann sind die Christen betrogene Betrüger. Dann sind sie die elendesten und erbärmlichsten Menschen. Dann sind sie Narren und Idioten. Ein Glaubensbruder hat einmal zum alten Mann gesagt:

 

"Wenn alles ein Irrtum sein sollte mit Jesus Christus und wenn mit dem Tod alles aus sein sollte, dann bin ich doch immerhin viele Jahre lang ein fröhlicher Mensch gewesen, das ist doch auch etwas!" Bei Paulus finden wir solche Töne nicht. Bei Paulus heißt es, entweder Christus oder nichts. Entweder Christus oder Chaos.

 

Wenn Christus nicht auferstanden ist, dann lasst uns essen und trinken, denn morgen sind wir tot. Wenn der Tod das letzte Wort behält, dann ist alles andere absolut sinnlos.

 

Aber dann fährt Paulus fort: Nun aber ist Christus auferstanden! Weil Christus auferstanden ist, gibt es auf der Welt nichts Frohmachenderes, nichts Tröstlicheres als die Christuspredigt, nichts Gewisseres als den Christusglauben.

 

 

Weil Christus auferstanden ist, darum ist unsere Schuld getilgt, versenkt in die Tiefe des Meeres. Darum haben wir Christen Grund, glücklich, fröhlich und getrost zu sein. Es muss doch alles gut werden, weil Jesus auferstanden ist! Merken das die Menschen an uns? Würde jemand, wenn er vor der Tür unserer Gemeinde stehen und zuhören würde, eine Trauerfeier vermuten oder merken, hier feiern fröhliche Menschen? Merkt man uns an, dass wir Christen sind?