Ein seltsamer Tausch
Rolf Müller
Denkt daran, was unser Herr Jesus Christus für euch getan hat. Er war reich und wurde doch arm, um euch durch seine Armut reich zu machen. (2. Korinther 8,9).
Das Weihnachtsfest ist für viele Einzelhändler das Geschäft des Jahres. Sie rechnen damit und haben es fest eingeplant. Das war schon beim ersten Weihnachtsfest so. Das Gebot, das vom Kaiser Augustus ausging, brachte Bewegung. Endlich konnten alle Bürger in die Steuerlisten eingetragen werden. Damit konnte er jeden seiner Untertanen zur Kasse bitten.
Es war ein Bombengeschäft für die Zöllner und auch für die Hotelbesitzer, die Gastwirte der damaligen Zeit. An diesem Weihnachtsfest sind viele reich geworden. Nur einer hat ein schlechtes Geschäft gemacht: der Sohn Gottes. An diesen seltsamen Tausch erinnert der Apostel Paulus in seinem Brief an die Korinther.
Weihnachten ist die Geschichte von einem seltsamen Tausch. Der Reiche wird arm, die Armen werden reich. Dieses Thema klingt in vielen Weihnachtsliedern an.
Er ist auf Erden kommen arm,
dass er unser sich erbarm
und in dem Himmel mache reich
und seinen lieben Engeln gleich.
(Martin Luther).
Er kommt aus seines Vaters Schoß´
und wird ein Kindlein klein,
er liegt dort elend, nackt und bloß
in einem Krippelein.
Er wird ein Knecht und ich ein Herr,
das mag ein Wechsel sein!
wie könnt es doch sein freundlicher,
das herze Jesulein!
(Nikolaus Hermann).
Im Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach klingt es auf:
Großer Herr und starker König,
liebster Heiland, o wie wenig
achtest du der Erde Pracht!
Der die ganze Welt erhält,
ihre Pracht und Zier erschaffe,
muss in harten Krippen schlafen.
Bei Jochen Klepper heißt es in einem Lief:
Die Welt ist heut voll Freudenschall,
du aber liegst im armen Stall.
Der Urteilsspruch ist längst gefällt,
das Kreuz ist dir schon aufgestellt.
Die Welt ist heut an Liedern reich,
dich aber bettet keiner weich
und singt dich ein zu lindem Schlaf.
Wir häuften auf dich Straf um Straf.
Es ist wirklich ein seltsamer Tausch! Jesus Christus ist reich. Er, dem alles gehört, was im Himmel und auf Erden ist, musste sagen: Die Vögel haben Nester, die Füchse haben Gruben, aber des Menschen Sohn hat nichts, da er sein Haupt hinlege. Der alle Gewalt im Himmel und auf Erden hat, liegt hilflos in einer Krippe. Er hängt später hilflos von Gott verlassen am Kreuz. Gott wurde Mensch. Der allmächtige Gott ist in unsere Niedrigkeit gekommen. Gott wurde Fleisch und wohnte unter uns.
Er kam als kleines Kind. Er hätte ja auch als Chef kommen können. Das ist ein Skandal. Das ist ungewöhnlich. Das stößt die Menschen vor den Kopf. Ein Gott, der arm ist, ein Gott, der in die Windeln macht. Arme, die reich werden, die imponieren, aber doch nicht Reiche, die arm werden. Dabei ist Jesus Christus kein Versager oder Pechvogel. Niemand hat ihm seinen Reichtum weggenommen.
Er selbst hat auf seinen Reichtum freiwillig verzichtet. Er entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an. Er erniedrigte sich selbst bis zum Tod am Kreuz. Er wurde arm um unsertwillen. Er hat um unsertwillen auf seinen Reichtum verzichtet. Gott hat uns mit jedem geistlichen Segen gesegnet in Jesus Christus.
Wir dürfen uns in jeder Lage vertrauensvoll an unseren Heiland wenden. Wenn wir einsam und
verlassen sind, dürfen wir ihm unser Herz ausschütten. Er macht uns durch seine Armut reich. Nicht durch seinen Reichtum. Der Sohn des "ewigreichen Gottes" wurde ein armseliger Mensch.
Er wurde f ü r uns zur Sünde gemacht, nicht m i t uns. Gott hat unsere Schuld auf den Herrn Jesus gelegt. Unsere Schuld wurde ihm angelastet, ihm angerechnet, ihm angekreidet. Die Strafe liegt
auf ihm.
Er wurde so arm, dass er sich für uns zum Sündenbock machen ließ. Sollten wir diesem Herrn nicht unser Herz und Leben schenken? Sollten wir uns diesem Herrn nicht völlig zur Verfügung stellen? Sollten wir nicht ganz für ihn da sein? Warum wenden sich so viele Menschen von ihm ab? Er will uns doch nichts wegnehmen! Im Gegenteil, er will uns reich beschenken.
Der alte Mann stellt zu Weihnachten eine Krippe auf, die ein Künstler aus Vielau geschnitzt hat. Als unser Enkel vier Jahre alt war, stellte er gern die Krippenfiguren nach seiner Vorstellung um. Einmal hat er alle Figuren umgedreht. Das war ein beklemmender Anblick. Maria, Joseph, die Hirten, die Weisen und sogar die Schafe kehrten der Krippe den Rücken zu und liefen von der Krippe fort. Niemand schaute mehr auf das Jesuskind.
Unser kleiner Enkel hat gemerkt, dass das nicht richtig ist. Schnell hat er die Figuren wieder umgedreht und erleichtert gesagt: So, jetzt glauben sie wieder!
Die Weihnachtsbotschaft verändert die Hirten und sie verändert auch uns. Sie bringt große Freude in die dunkle Welt. Durch den Frieden Gottes verändert sich auch unsere Umgebung. Die Hirten kehrten um und lobten Gott. Sie sind fröhliche Menschen geworden. Sie breiteten die Weihnachtsbotschaft aus. Dazu braucht man keine besonderen Fähigkeiten. Dazu braucht man keine theologische Ausbildung. Man muss nur glauben und erkennen: Christ, der Retter ist da!
Jesus Christus verändert unser Leben. Er macht Egoisten fähig, anderen zu dienen. Wir beugen wie die Hirten anbetend die Knie. Wir jammern nicht mehr, sondern loben Gott. Wir geben die Freude an andere weiter, die noch in Finsternis und Todesschatten sitzen.
Als Jesus im Stall von Bethlehem geboren wurde, ging in dieser Welt das Licht an. Als die Hirten um die Krippe standen, ging ihnen das Licht auf. Dieses Licht gibt der Welt einen neuen Schein. Der Herr hat den Seinen ein herrliches Erbteil im Himmel bereitet.
Wir sind ja auf dem Heimweg,
was blickt ihr so betrübt?
Wir sind ja auf dem Heimweg
zum Vater, der uns liebt.