Weihnacht
Rolf Müller
Es gibt eine Weihnachtswelt. Sie ist gezeichnet von Hektik, Eile und Betriebsamkeit. Es geht ums Geschäft, um Geld. Die Geburt des Heilands, der als neugeborenes Kind in unsere Welt kam, wird zur Nebensache. Das Weihnachtslicht erreicht die Herzen nicht. Die Welt erstrahlt im Lichterglanz. Gärten und Häuser sind festlich beleuchtet und mit Lichterketten geschmückt. Je heller der Glanz, desto dunkler ist es in den Herzen der Menschen. Das Licht dringt nicht hinein.
Den neusten Trend im Weihnachtsgeschäft ist der Zweitbaum, auch Adventsbaum genannt. Er wird schon vor dem Ewigkeitssonntag aufgestellt und später vom "richtigen" Christbaum abgelöst. Neuerdings gibt es Bäume, die bei Vollmond gefällt wurden und deshalb nicht so schnell nadeln. Solche Bäume werden teurer verkauft als andere Bäume.
Das alles hat mit der Weihnachtsgeschichte, die wir in der Bibel lesen, gar nichts zu tun. Es ist eine duftende, glänzende, leuchtende Wohnzimmerdekoration für die Weihnachtstage, nicht mehr und nicht weniger. Der Mittelpunkt des Festes ist Jesus und muss es bleiben. Wenn das Drumherum zur Hauptsache wird, höhlt man das Weihnachtsfest aus und beraubt es seines Sinnes.
Die Jungfrauengeburt ist ein wichtiges Zeichen des Evangeliums. Viele Menschen ärgern sich an dieser Tatsache. Sie glauben nicht, dass Gott Mensch wurde und in einer Krippe zur Welt kam. Der Mensch lehnt Gott ab. Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf. Sie hatten keinen Raum für Jesus.
Bei einer Kindtaufe kamen viele Gäste. Die Garderobe reichte nicht, deshalb legten die Besucher ihre Jacken und Mäntel im Schlafzimmer aufs Bett. Sie aßen, sie tranken, sie sangen und feierten. Zu vorgerückter Stunde erinnerte sich jemand: Wo ist denn eigentlich das Kind? Es war unter den vielen Mänteln erstickt. So geht es heute bei den meisten Weihnachtsfeiern zu.
Die Geburt des Retters hat nichts mit süßlichen Liedern und bunten Glaskugeln zu tun. Es geht um Leben und Tod. Hinter der Krippe leuchtet schon das Kreuz auf. Er ist auf Erden kommen arm, dass er unser sich erbarm. Gott ruft alle Menschen zur Krippe, nicht nur die Hirten und die Weisen. Die Botschaft gilt der ganzen Welt: Christ, der Retter ist da! Noch ist Gnadenzeit, noch kann jeder kommen.
Jesu kommt wieder als Richter der Welt. Dann kommt kein holder Knabe im lockigen Haar, dann entscheidet sich, wo wir die Ewigkeit verbringen, ob wir das Erlösungswerk Jesu zu unseren Lebzeiten im Glauben ergriffen haben. Dann wird nebensächlich sein, ob wir den schönsten Weihnachtsbaum oder die längste Lichterkette hatten.