Der gute Hirte
Rolf Müller
Ich bin der gute Hirte; der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe. Der Mietling aber, der nicht Hirte ist, dem die Schafe nicht gehören, sieht den Wolf kommen und verlässt die Schafe und flieht, und der Wölf raubt und zerstreut die Schafe. Ich bin der gute Hirte und kenne die Meinen und bin den Meinen bekannt, gleichwie der Vater mich kennt und ich den Vater kenne und ich lasse mein Leben für die Schafe.
Meine Schafe hören meine Stimme und ich kenne sie und sie folgen mir; und ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie werden in Ewigkeit nicht verloren gehen, und niemand wird sie aus meiner Hand reißen. (Johannes 10, 11-15/ 27-28).
Der Herr Jesus Christus vergleicht die Seinen in unserem Text mit Schafen. Er sagt nicht, dass wir dumme Schafe sind. Wer zum guten Hirten gehört, ist niemals der Dumme. Als Christen finden wir die Antwort auf den Sinn des Lebens bei Jesus. Wir finden Antworten, die wirklich tragfähig sind.
Der Herr Jesus kann uns noch halten, selbst dann, wenn wir nichts mehr halten können. Ihm können wir vertrauen. Wir kennen ihn und er kennt uns. Bei dem guten Hirten sind wir geborgen.
Ein guter Hirte kennt seine Herde. So eine Herde auf der Weide ist ein malerisches Bild. Der alte Mann ist wegen einer Schafherde einmal extra eher aus dem Bus ausgestiegen, um Fotos zu machen.
Für uns als Unbeteiligte ist eine solche Herde eine unüberschaubare Menge ähnlich aussehender Tiere. Wir können die Schafe nicht auseinanderhalten. Aber der Hirte kennt jedes seiner Schafe mit Namen. Er kennt die Lebensgeschichte eines jeden Einzelnen. Er kennt ihre Eigenarten und Besonderheiten. Er weiß, auf welche Schafe er besonders aufpassen muss. Er kennt seine "Pappenheimer", die gerne mal ausreißen.
Er weiß auch, welche Schafe besonders zutraulich sind und viel Zuwendung brauchen. Er kennt die verspielten Jungen und die müden Alten.
Der gute Hirte kennt uns. Er weiß, wie uns zumute ist, wenn wir morgens aufstehen. Er weiß, was uns bewegt, wenn wir abends zu Bett gehen. Er kennt unsere Sorgen, er weiß, worüber wir uns freuen. Er weiß, wovor wir uns fürchten. Der gute Hirte verbindet die Wunden seiner Schafe. Er stärkt die Schwachen und richtet die Niedergeschlagenen auf. Der gute Hirte Jesus Christus sucht die Verlorenen und bringt sie nach Hause. Das alles sind gute Gründe, uns dem guten Hirten anzuvertrauen.
"Meine Schafe hören meine Stimme", sagt der Herr Jesus. Der alte Mann findet diese Feststellung etwas gewagt. Das bedeutet ja, dass wir seine Stimme von den Stimmen der Mietlinge unterscheiden können. Viele Stimmen reden täglich auf uns ein. Viele bieten sich als Ratgeber an. Können wir aus diesem Wirrwarr die Stimme des guten Hirten heraushören?
Es gibt viele Verführer, die sich als Wegweiser anbieten, aber sie wissen den Weg nicht. Die Mietlinge sind Schönwetterhirten. Wenn es hart auf hart geht, lassen sie die Schafe im Stich. Wenn der Wolf kommt, fliehen sie, statt die Herde zu beschützen. Wenn es um Leben und Tod geht, machen sie sich aus dem Staub, statt für die Herde zu kämpfen. Wir brauchen einen guten Hirten, der nicht flieht, sondern hilft und bewahrt.
Unser guter Hirte Jesus Christus verschwindet nicht, wenn es brenzlig wird. Er weiß aus jeder Krise den Ausweg. Er weiß weiter, wenn sich uns Kummer, Krankheit und Tod in den Weg stellen. Der gute Hirte kennt den guten Weg. Er hilft uns, wenn wir selber nicht mehr zurechtkommen. Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe. Er ist Weg, Wahrheit und Leben. Nur durch ihn kommen wir zum Vater.
Satan möchte uns von diesem Weg abbringen. Er versucht alles, um uns vom Guten Hirten zu trennen. Er lockt uns auf Nebenwege, die scheinbar besser sind, aber im Verderben enden. Mit lügenhaften Versprechungen will er uns vom guten Hirten wegbringen. Er will unser Vertrauen in den guten Hirten untergraben und bietet sich selber als Hirte an. Er sät Zweifel an Gottes Güte und seinem Wort.
Viele Leute sind heute in ihrem Bereich maßlos und anmaßend geworden. Sie stellen ihre eigene Meinung über das Wort Gottes. Sie handeln nach dem ebenso dimmen wie frechen Motto: Erlaubt ist, was gefällt! Sie verachten die Stimme des guten Hirten. Die Folge ist Orientierungslosigkeit. Sie irren umher wie Schafe, die keinen Hirten haben. Sie sind auf dem Holzweg, sie sind in eine Sackgasse geraten, aus der sie nur durch Umkehr wieder herauskommen.
Es gibt einen Ausweg. Jesus Christus ist gekommen, damit sie Leben in reicher Fülle haben. Dafür hat er sein Leben gegeben. Der gute Hirte gibt sein Leben für die Schafe. Der gute Hirte führt seine Schafe auf grüne Auen und zum frischen Wasser. Warum bloß wollen wir unsere eigenen Wege gehen?
Es gilt heute mehr denn je auf die Stimme des guten Hirten zu hören. Ohne seine Gnade sind wir verloren. Nur wer das Erlösungswerk des Herrn Jesus am Kreuz im Glauben annimmt, ist gerettet. Das macht demütig.
Das macht uns abhängig vom guten Hirten und bewahrt uns vor falschen Maßstäben. Wir müssen nicht mehr wie vom Weg abgekommene Schafe umherirren.
Der alte Mann ist unendlich dankbar, dass er zum guten Hirten gehört. Niemand kann uns aus seiner Hand reißen. In seiner Hand sind wir geborgen. Wenn Menschen uns in ihrer Hand haben, halten sie uns entweder zu fest oder zu locker.
Der gute Hirte hält uns fest, aber er erdrückt uns nicht. Unser Leben kann sich entfalten, aber wir fallen nicht aus seiner Hand. Wir finden bei Jesus Christus Weite und Wärme, Freiheit und Sicherheit. Er lässt uns Lebensraum, er stellt unsere Füße auf weiten Raum. Wir haben Wärme und Weite, wir sind gehalten und frei.
Es ist also gar nicht so dumm, ein Schaf des guten Hirten zu sein, im Gegenteil! Drei gute Gründe sprechen dafür: Er kennt uns, wir kennen ihn und wir sind in seiner Hand geborgen.