Der alte Mann und die kleine Magd
(2. Könige 5,1-3)

 

Rolf Müller

 

Von dieser Magd ist uns nicht einmal der Name bekannt, und doch wird sie in der Bibel erwähnt. Die Christen heute stehen in der Gefahr, der Welt die christliche Botschaft zu verschweigen. Bei vielen Predigten fehlt die christliche Aussage. Sind denn manche Verkündiger gar keine Christen?

 

Viele Predigten sind Aufrufe für dieses und jenes. Sie haben mit der christlichen Botschaft wenig zu tun. Die Christenheit ist viel zu schnell bereit, die Verkündigung des Evangeliums der Bibel zu vernachlässigen.

 

In dieser Beziehung ist die kleine Magd eine wichtige Heldin. Sie wurde von syrischen Kriegsleuten entführt. Sie lebte als Sklavin im Haushalt des Hauptmanns Naeman. Sie war mit niedrigen Arbeiten betraut. Aber sie besaß ein Wissen, das sie zur Hauptperson des Geschehens macht.

 

Die Bibel berichtet immer wieder von unbedeutenden Leuten, die von Gott beauftragt wurden. „Seht doch eure Berufung an! Da sind nicht viele Weise nach dem Fleisch, nicht viele Mächtige; sondern das Törichte der Welt hat Gott auserwählt, um die Weisen zuschanden zu machen.“

 

Der Feldhauptmann Naeman war berühmt und hoch angesehen. Aber dieser gewaltige Mann war aussätzig. Er war trotz aller Größe und Macht unglücklich. Durch seine Krankheit wurde alles andere bedeutungslos. Trotz seines Reichtums und seiner Macht war er elend und hoffnungslos.

 

Hier kommt die kleine Magd ins Spiel. Sie wusste, wo Naemans Aussatz geheilt werden konnte. Sie war in der Lage, den entscheidenden Rat zu geben. Sie konnte den Weg erklären, auf dem Naeman vom Aussatz befreit werden konnte.

 

Das Problem der Menschen ist der Aussatz der Sünde. Christen wissen um die entscheidende Hilfe aus der Not. Deshalb dürfen sie keine verschwommenen Redewendungen und keine verwirrenden und schöngeistigen Gedankengebäude verbreiten. Sie müssen klar und eindeutig bezeugen, wo Hilfe ist: Beim Herrn Jesus Christus.

 

Christen sind nicht fähig, die großen internationalen Konflikte zu lösen. Aber sie kennen die Lösung des Sündenproblems, so wie die kleine Magd das Geheimnis kannte, wie Naeman vom Aussatz geheilt werden konnte. Es ist eine Sache des Weitersagens und des treuen Zeugnisgebens.

 

Nicht jeder Christ kann ein Kanzelredner sein, aber auch der einfachste Christ kann auf Jesus Christus hinweisen. Die kleine Magd hatte keine medizinischen Kenntnisse. Sie verstand nichts vom Wesen des Aussatzes. Sie hatte keine Vorstellung, wie man Aussatz heilen könnte. Aber sie kannte einen, der das verstand. Das war alles, was sie wusste. Und dieses Wissen gab sie weiter.

 

Wie ist das bei uns? Geben wir Zeugnis von Jesus „zur Zeit und zur Unzeit“? Gleichen wir der kleinen Magd? Sie war unbedeutend. Sie wurde dazu gezwungen, ihre untergeordneten Aufgaben zu erfüllen. Niemand fragte sie. Als sie von Naemans Not erfuhr, gab sie ihr Wissen an ihre Herrin weiter.

 

Warum fühlte sich die kleine Magd gedrängt, etwas zu sagen? Sie war von Mitleid und Sorge erfüllt. Sie erkannte, dass ihr Herr zugrunde gehen würde. Sie sah die ganze Tragik. Sie mischte sich in fremde Angelegenheiten ein. Sie redete, obwohl sie nicht gefragt war. Sie konnte nicht anders. Sie musste ihr Wissen ihrer Herrin weitergeben.

 

Der alte Mann bewundert ihre Großherzigkeit. War sie doch von Naeman und seinen Kriegern in ein fremdes Land verschleppt worden. Sie hätte sagen können: Er hat sein Leiden verdient. Aber sie vergab ihm, trotz des ihr angetanen Unrechts. Sie war barmherzig.

 

Trauern auch wir über verlorene Menschen? Leiden wir mit ihnen oder sind sie uns gleichgültig? Wir könnten ihnen vielleicht mit einem einzigen Wort helfen. Die kleine Magd hat angesichts der Not ihres Herrn mit ihrem Wissen nicht hinter dem Berg gehalten. Sie selber war schwach, aber ihr Vertrauen in Elisa war groß.

 

Wir Christen sind in der Lage, auf einen Herrn hinzuweisen, der viel größer ist als Elisa. Es ist der Sohn Gottes, der alle Macht im Himmel und auf Erden hat. Es gibt keinen hoffnungslosen Fall, aus dem er nicht erretten kann. Wer Jesus hat, hat das Leben. Die kleine Magd kann uns Vorbild sein. Was sie tat, können wir auch tun.