Rolf Müller
Woher wissen Christen, dass sie Kinder Gottes sind? Die Gewissheit gründet sich auf die Zusage Gottes in der Heiligen Schrift. „Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben.“ (Johannes 3,36).
Gott lügt nicht. Was er zusagt, das hält er. Was er sagt, trifft alles ein. An Kindern Gottes kann man die Frucht des Heiligen Geistes erkennen. Sie sind nicht vollkommen, aber sie lassen sich umgestalten in das Bild Jesu. Sie werden Jesus ähnlicher. Das ist ein Prozess. Der Geist Gottes selbst bezeugt ihrem Geist, dass sie Gottes Kinder sind (Römer 8,16).
Gotteskinder haben diese Gewissheit, weil sie Jesus Christus als ihren Heiland angenommen haben. Diese Gewissheit kann ihnen niemand rauben. Sie ist nicht an Gefühlen festgemacht. „Wenn ich auch gar nichts fühle von deiner Macht, du führst mich doch zum Ziele, auch durch die Nacht.“ Gotteskinder sind noch nicht in der Herrlichkeit. Sie leben in einer Welt, in der sie gehasst werden. Das Eins sein mit Christus in dieser Welt zieht Leiden nach sich. Gotteskinder haben die Welt zum Feind.
Trotzdem ist es keine Torheit, dass der alte Mann sich Christus anvertraut hat. Warum nicht? Weil das Evangelium wahr ist. Weil wir ohne Christus zur Hölle fahren. Weil wir ohne Jesus verloren sind. Diese Wahrheit wiegt schwerer als die Leiden dieser Zeit. Diese Wahrheit zeigt uns den Weg aus unserer Verlorenheit.
Die Leiden dieser Zeit bedeuten nichts im Vergleich mit der Herrlichkeit, die uns erwartet. Wenn der Herr die Gefangenen Zions erlösen wird, werden wir sein wie die Träumenden. Dann wird unser Mund voll Lachens sein. Freude und Wonne werden uns ergreifen. Gott wird alle Tränen abwischen von unseren Augen.
Der alte Mann freut sich, dass ihm Gott das Herz aufgetan und Glauben geschenkt hat. Zwar ist der Glaubensweg nicht immer leicht. Es geht nicht immer über sonnige Höhen. Aber der Glaubensweg ist sicher und alternativlos. Der Heilige Geist ist das Unterpfand, die Garantie für die kommende vollständige Erlösung. Diese Erlösung wird auch unseren Körper mit einschließen. Wir werden einen Herrlichkeitsleib bekommen, der unverweslich ist. Wir werden Gott mit unserem ganzen Sein loben und preisen.
Kinder Gottes sind Gottes Eigentum. Jesus Christus hat sie erkauft mit seinem Blut. Er hat sie mit seinem Geist versiegelt auf den Tag ihrer Erlösung.
Weil Gottes Geist in uns wohnt, haben wir die Gewissheit, Gottes Kinder zu sein. Gott hat verheißen, seine gesamte Schöpfung von der Knechtschaft der Sünde zu befreien. Darauf warten wir. Kinder Gottes sind Wartende. Wir sind aufgerufen, aus Glauben zu leben. Unsere Hoffnung ist Jesus Christus. Wir werden uns nicht schämen, dass wir dem Evangelium geglaubt haben.
Ich habe nun den Grund gefunden,
der meinen Anker ewig hält;
wo anders als in Jesu Wunden:
Da lag er vor der Zeit der Welt,
der Grund, der unbeweglich steht,
wenn Erd und Himmel untergeht.
Es ist das ewige Erbarmen,
das alles Denken übersteigt;
es sind die offnen Liebesarme
des, der sich zu den Sündern neigt,
dem allemal das Herze bricht,
wir kommen oder kommen nicht.
Wir sollen nicht verloren werden,
Gott will, uns soll geholfen sein;
deswegen kam der Sohn auf Erden
und nahm hernach den Himmel ein,
deswegen klopft er für und für
so stark an unsers Herzens Tür.
O Abgrund, welcher alle Sünden
durch Christi Tod verschlungen hat!
Das heißt die Wunde recht verbinden,
da findet kein Verdammen statt,
weil Christi Blut beständig schreit:
Barmherzigkeit, Barmherzigkeit!
Bei diesem Grunde will ich bleiben,
solange mich die Erde trägt;
das will ich denken, tun und treiben
solange sich ein Glied bewegt;
so sing ich einstens hocherfreut:
O Abgrund der Barmherzigkeit!
(Johann Andreas Rothe)