Der alte Mann und das fette Kalb (Richter 3,12-30)
Rolf Müller
Die Bibel ist keine leichte Lektüre. Trotzdem ist die Bibel für jeden geschrieben, der lesen kann. Ihr Inhalt ist lesenswert. Er geht jeden an. Man muss nicht studiert haben, um die Bibel verstehen zu können. Man muss kein Wissenschaftler und auch kein Akademiker sein.
Viele Menschen haben Vorurteile gegen die Bibel, obwohl sie sie nie gelesen haben. Sie unterstellen der Bibel Bosheit, Grausamkeit und Gewalt. Im Fernsehen schauen sie sich die blutrünstigsten Filme an. Das stört sie nicht. Aber Gott machen sie den Vorwurf, böse und grausam zu sein.
Sicher macht die Bibel auch Aussagen über Gottes Zorn. Gott verurteilt die Sünde der Menschen. Die Bibel zeigt ein reales Bild von Gott, der Welt und der Menschheit. Die Bibel warnt die Menschen, damit sie nicht in ihr Verderben rennen. Aber sie zeigt auch den Weg zur Rettung auf.
Unser Bibeltext zeigt, wie ein behinderter Mann ein Schwert in den Palast eines feindlichen Königs schmuggelt. Er bringt den König dazu, mit ihm unter vier Augen zu reden und tötet ihn kaltblütig. Er verschließt die Türen und verlässt mit einer Unschuldsmiene den Palast. Die Diener vermuten ihren Herrn auf der Toilette. Sie wundern sich, dass der König so lange für sein „Geschäft“ braucht. Der entkommene behinderte Mann ruft seine Leute zusammen und besiegt die feindliche Armee.
Diese Begebenheit erinnert an einen Kriminalroman. Und doch ist sie wahr. Sie steht in der Bibel. Das Buch der Richter beschreibt ein ständiges Auf und Ab in der Geschichte Israels. Gehorchte Israel Gott, ging es ihnen gut. Verachteten sie ihn, gab Gott sie in die Hand ihrer Feinde. Kehrten sie um, erweckte er ihnen einen Richter, der sie rettete.
In unserem Text schlägt der König Eglon Israel. Er erobert die Palmenstadt. Der Name Eglon bedeutet „junger Stier“, „kleines Kalb“. Das ist kein Name, den der alte Mann seinem Sohn geben würde. Vermutlich war es auch nicht der ursprüngliche Name des Königs. Man will den fetten ausländischen König mit diesem Namen verspotten.
Israel schreit zu Gott. Der Herr erweckt ihnen einen Erretter. Es ist Ehud, der Benjaminiter. Er ist an seiner rechten Hand gelähmt. Er ist Linkshänder. Vielleicht wurde er deshalb beim Betreten des Palastes nicht gründlich genug durchsucht.
Die Bibel beschreibt Eglon als einen sehr fetten Mann. Er sitzt allein in seinem kühlen Obergemach. Auf Ehuds Geheiß hatte er die Diener fortgeschickt. Ehud sagt zu ihm: „Ein Wort Gottes habe ich an dich!“ Er veranlasst den König, aufzustehen. Der „fette kleine Stier“ erhebt sich von seinem Thron. Ehud stößt dem König Eglon das Schwert mit der linken Hand in den Bauch. Das wird in allen Einzelheiten geschildert. Eglon stirbt und Ehud verschwindet.
Die Diener wundern sich, dass Eglon die verriegelte Tür nicht öffnet. Nach geraumer Zeit sehen sie nach. Sie finden den König tot auf dem Boden liegend.
Inzwischen hat sich Ehud längst in Sicherheit gebracht. Er bläst auf dem Gebirge Ephraim das Horn. Das Volk Israel sammelt sich zum Kampf. Sie erringen einen vollständigen Sieg über die Moabiter und können sich über 80 Jahre Frieden freuen.
Dem alten Mann ist klar: „Gott sitzt im Regimente und führet alles wohl.“ Sein Tun kann niemand hindern. Was uns wie Zufall erscheint, ist Gottes Wirken. Es ist Gottes Plan. Die Mächtigen dieser Welt sind Marionetten in der Hand Gottes. Er setzt Könige ab und Könige ein. Er hat die Übersicht. Nichts entgleitet seinen Händen. Was wie Zufall aussieht, das hat Gott so gefügt. Der Bericht von Ehud und dem fetten Kalb ist das beste Beispiel dafür. Was Gott will, geschieht.
Amen! Amen! Lauter Amen
hat des treuen Gottes Mund.
Ewig führet er den Namen,
dass er aller Wahrheit Grund.
Was er sagt, trifft alles ein;
es muss Ja und Amen sein.
Wohl, mein Herz, du sollst ihm trauen!
Was er dir verheißen hat,
wirst du auch erfüllet schauen,
kommt es auch nicht gleich zur Tat.
Spart er´s auch oft weit hinaus,
es wird doch ein Amen draus.
(Benjamin Schmolck)