Der alte Mann und die Ortsgemeinde
Rolf Müller
Sind wir mit unserer Gemeinde zufrieden? Finden wir gute geistliche Nahrung? Erleben wir Wärme und Geborgenheit? Herrscht Einheit des Geistes? Ist es erlaubt, sich kritisch zu äußern? Wird gesunde biblische Lehre vermittelt?
Oft wird gesagt: „Lasst doch jeden nach seiner Fasson selig werden. Warum denn über Lehrinhalte diskutieren? Man kann doch alles einmal ausprobieren. Ob es richtig ist oder nicht, wird man dann schon merken.“
Biblische Wahrheit ist heute wenig gefragt. Es geht um Erlebnisse und Erfahrungen. „Was ist denn schon los in unseren Versammlungen? Wir sind doch ein lebloser, kalter und langweiliger Haufen. Kein Wunder, wenn sich die Leute abwenden und eine lebendigere Gemeinde suchen.“
Das sind Vorwürfe, die einen schon sehr treffen können. Und sie sind nicht einmal völlig aus der Luft gegriffen. Haben wir uns nicht auch manchmal nach mehr Leben, geistlicher Vollmacht und Ausstrahlung gesehnt?
Es gibt Christen, die gehören zu den Wandervögeln. Sie sind Schmetterlingschristen. Sie eilen und flattern von Blüte zu Blüte und suchen nach dem besten Honig. Sie probieren mal diese und dann wieder eine andere Gemeinde aus.
Christen sind Glieder am Leib Christi. Sie gehören einer Gemeinde an. Wenn ein Glied leidet, leiden alle Glieder mit. Wenn wir Mängel in unserer Gemeinde feststellen, müssen wir sie ansprechen. Aber nicht als unbeteiligte Zuschauer, sondern als Betroffene. Unsere Aufgabe ist es, mitzuhelfen, dass sich etwas ändert. Wir alle sind mitverantwortlich für den geistlichen Zustand unserer Gemeinde.
Als Glied am Leib Christi kann ich mich nicht einfach abseilen und absondern. Ich kann mir nicht einfach einen anderen Leib suchen, der mir besser zusagt. Wie gut es dem Leib geht, liegt auch an den Gliedern. Mängel können behoben werden durch Buße und neuen Gehorsam jedes einzelnen Gliedes. Nur so wird Gemeinde erneuert.
Es hilft nicht, wenn das Äußere und Sichtbare in den Mittelpunkt gerückt wird. Das Unsichtbare und Ewige darf man nicht vernachlässigen. Das führt sonst zu Auseinandersetzungen und zu Spaltungen und Austritten.
Eine Gemeinde, die gegen alles Mögliche tolerant sein will, wird aidskrank. Das geistliche Immunsystem funktioniert nicht mehr. Was die Gemeinde zerstören will, wird nicht mehr abgewehrt.
Das Wort Gottes gebietet uns, wachsam zu sein. Wachsamkeit ist das Gegenteil von Offenheit nach allen Seiten. Hier müssen wir besonders hellhörig sein. Die Folgen können sich verheerend auswirken. Erst verliert man die Liebe, dann die Kraft. Dann ist man ohne Treue, dann ohne Leben und am Ende ohne Jesus.
Wir brauchen eine ungebrochene Stellung zur Bibel. Bibelkritik in jeder Form ist eine Majestätsbeleidigung und sie schleust einen falschen Geist ein. Der wirksamste Schutz gegen falsche Geister ist das Hören auf das Wort Gottes. Gott hat seinen Segen an sein Wort gebunden. Alles, was über Gottes Wort hinausgeht, ist Verführung.
Wohl denen, die da wandeln
vor Gott in Heiligkeit,
nach seinem Worte handeln
und leben allezeit;
die recht von Herzen suchen
Gott und seine Zeugnis halten,
sind stets bei ihm in Gnad.
Mein Herz hängt treu und feste
an dem, was dein Wort lehrt,
Herr, tu bei mir das Beste,
sonst ich zuschanden wird.
Wenn du mich leitest, treuer Gott,
so kann ich richtig laufen
den Weg deiner Gebot.
Dein Wort, Herr, nicht vergehet,
es bleibet ewiglich,
so weit der Himmel gehet,
der stets beweget sich;
dein Wahrheit bleibt zu aller Zeit
gleich wie der Grund der Erden
durch deine Hand bereit.
(Cornelius Becker)