Der alte Mann und die Juden im Tempel (Johannes. 10)

 

Rolf Müller

 

Der Herr Jesus war im Tempel. Er ging in der Halle Salomos umher. Er lehrte also nicht. Aber bald wurde er von einer Anzahl Juden umringt. „Wie lange hältst du unsere Seele auf? Bist du Christus, so sage es uns frei heraus!“ Kurz zuvor bedrohten sie jeden, der ihn für den Messias hielt, noch mit dem Bann. Jetzt forderten sie Jesus sogar auf, Stellung zu beziehen. Um den wahren Glauben ging es ihnen nicht. Sie wollten ihn dazu bringen, etwas gegen die verhasste Römerherrschaft zu unternehmen.

 

Der alte Mann staunt über die Geduld Jesu. „Ich habe es euch gesagt, und ihr glaubt nicht. Die Werke, die ich im Namen meines Vaters tue, zeugen von mir.“ Die Juden verlangen eine Erklärung, aber wenn Jesus mit ihnen redet, glauben sie ihm nicht. Der Herr Jesus durchschaute ihre Heuchelei. Sie hatten eine falsche Messiashoffnung. Sie wollten einen weltlichen Messias. Der sollte ein großes, sichtbares Reich aufrichten. Das tat er nicht. Die Juden hassten ihn. Und doch taten sie, als seien sie begeistert von ihm. Seinen Worten und Werken glaubten sie nicht.

 

Der Grund ist, sie gehören nicht zu seinen Schafen. Seine Schafe hören auf seine Stimme. Jesus kennt die Seinen und gibt ihnen das ewige Leben. Niemand wird sie aus seiner Hand reißen.

„Da hoben die Juden abermals Steine auf, dass sie ihn steinigten.“ Das Wort „abermals“ deutet darauf hin, dass es nicht das erste Mal war. Sie taten es, weil sie ihn der Gotteslästerung beschuldigten.

 

„Viele gute Werke habe ich euch gezeigt von meinem Vater; um welches Werk unter ihnen steinigt ihr mich?“ Die Juden antworteten ihm und sprachen: „Um des guten Werkes willen steinigen wir dich nicht, sondern um der Gotteslästerung willen und dass du ein Mensch bist und machst dich selbst zu Gott.“ Die Juden glaubten weder seinen Worten noch seinen Werken. Sie nahmen den Sohn Gottes nicht ernst.

 

Jesus war der Sohn des lebendigen Gottes. Er war vom Vater in die Welt gesandt. Er war, ehe die Welt wurde. Jesus ist Gott. Er und der Vater sind eins. Die Werke, die er tut, sind seine Beglaubigung. Die Juden konnte das nicht überzeugen, obwohl die Beweise für die Gottheit Jesu ausreichend vorhanden waren. Sie waren böswillig und unverschämt. Sie beschuldigten Jesus, von Dämonen besessen zu sein. Damit überschritten sie die „rote Linie“. Damit begingen sie die Sünde gegen den Heiligen Geist, die nicht vergeben wird.

 

Die Juden lehnten den ab, der die Wahrheit in Person ist. Sie wichen keinen Zentimeter von ihrer vorgefassten Meinung ab. Sie suchten Jesus zu greifen. Er entwich ihren Händen.

 

Jesus ging wieder an den Jordan. Dort war auch Johannes zuerst und taufte. Nach Jerusalem ging der Herr Jesus vorerst nicht mehr. Seine Stunde war noch nicht gekommen. Er blieb eine Zeit lang am Jordan. Viele Menschen kamen zu ihm und glaubten an ihn im Gegensatz zu den hartnäckig Ungläubigen in Jerusalem.

 

Wunderbarer König,

Herrscher von uns allen,

lass dir unser Lob gefallen.

Deine Vatergüte hast du lassen fließen,

ob wir schon dich oft verließen.

Hilf uns noch, stärk uns doch;

lass die Zunge singen, lass die Stimme klingen.

 

O du meine Seele, singe fröhlich, singe,

singe deine Glaubenslieder;

was den Odem holet, jauchze, preise, klinge;

wirf dich in den Staub darnieder.

Er ist Gott Zebaoth,

er nur ist zu loben hier und ewig droben.

 

Halleluja bringe, wer den Herren kennet, 

wer den Herren Jesus liebet;

Halleluja singe, welcher Christus nennet, 

sich von Herzen ihm ergibet.

O wohl dir! Glaube mir:

endlich wirst du droben

ohne Sünd ihn loben.

 

(Joachim Neander)