Der alte Mann und die Gesundheit
Rolf Müller
Gesundheit ist das höchste Gut! Hauptsache gesund! Bei bestimmten Anlässen wünscht man sich vor allem Gesundheit. Viele tun etwas für ihre Gesundheit. Da gibt es ja heute eine große Vielfalt und Auswahl von Möglichkeiten.
Da ist zunächst eine gesunde Ernährung. Viele verderben sich den Appetit durch vegetarische Gerichte. Man vermeidet alles, was gut schmeckt. Man huldigt einem Schlankheitswahn, der bis zur Magersucht führen kann. Der alte Mann hat schon Leute gesehen, die aussahen wie eine Hundehütte: In jeder Ecke ein Knochen.
Es gibt viele gescheite Sprüche über das Abnehmen. Die gesündeste Turnübung ist das rechtzeitige Aufstehen vom Esstisch. Wer abnehmen will, sollte den Mund nicht zu voll nehmen. Der Nachteil einer Schlankheitskur ist, dass man mit dem Gewicht gleichzeitig die gute Laune verliert.
Weil Gesundheit das höchste Gut ist, sucht man mit allen Mitteln, sie zu bekommen und zu erhalten. Zuerst ruiniert man seine Gesundheit, um Geld zu bekommen, dann verbraucht man sein Geld, um die Gesundheit wieder zurück zu holen. Medikamente können ziemlich teuer sein.
Und die Ärzte? Der Arzt ist ein Zeitgenosse, der auch kein Mittel gegen Schnupfen hat. Erkältung ist eine Krankheit, die mit Arzt eine Woche, ohne Arzt sieben Tage dauert. Ein Kassenpatient ist eine Person, die auch mit billigen Medikamenten wieder gesund wird.
Die medizinische Forschung hat so große Fortschritte gemacht, dass es praktisch überhaupt keine gesunden Menschen mehr gibt. Ein Gesunder ist ein Mensch, der nicht oder noch nicht gründlich untersucht worden ist. Die Fortschritte der Medizin sind so ungeheuer, dass man sich seines Todes nicht mehr sicher ist.
Ein weiterer Punkt ist der Sport. Sport ist eine bewährte Methode, Krankheiten durch Unfälle zu ersetzen. Wer regelmäßig Sport treibt, lebt nicht länger, aber er stirbt gesünder. Du kannst nur gesund bleiben, wenn du nicht krank wirst. Der alte Mann hat ein gespaltenes Verhältnis zum Sport. Immer, wenn ihm der Gedanke an Gymnastik kommt, legt er sich ganz ruhig hin und wartet, bis der Gedanke wieder verschwunden ist.
Essen Sie richtig, bleiben Sie fit, Sie sterben trotzdem. Wir können unser Leben nicht verbreitern, nur vertiefen. Wir können dem Leben nicht mehr Tage geben, aber versuchen, den Tagen mehr Leben zu geben. Wir müssen aufhören, uns um unsere Gesundheit zu sorgen. Sie geht vorbei. Sich Sorgen machen, heißt, die Wolken von morgen über die Sonne von heute ziehen.
Kein Mensch erlangt ewiges Leben, nur weil er Broccoli statt Bratwurst isst und zu joggen anfängt. Auch wir Christen unterliegen dem Gesetz des Todes. Unsere Zeit steht in Gottes Händen. Deshalb sagen Christen nicht „Hauptsache Gesundheit“, sondern sie sagen Hauptsache wir haben Jesus. Durch den Glauben an ihn haben sie ewiges Leben.
Natürlich ist es nicht leicht, unter Krankheiten zu leiden. Natürlich möchte jeder lieber gesund und reich statt arm und krank sein. Von Natur aus können uns Krankheit und Leiden ebenso wenig gefallen, wie sich eine Maus in eine Katze verlieben kann.
Aber die Leiden dieser Zeit sind leicht, wenn man sie mit der Herrlichkeit vergleicht, die der Herr Jesus für die Seinen bereitet hat. Gesundheit ist schön. Sie ist Gnade und Geschenk, aber sie ist nicht die Hauptsache. Die Hauptsache ist Jesus Christus, der uns durch sein Leiden und Sterben am Kreuz ewiges Leben erworben hat.
Drum auch, Jesus, du alleine
sollst mein Ein und Alles sein.
Prüf, erfahre, wie ich´s meine,
tilge allen Heuchelschein.
Sieh, ob ich auf bösem, betrüglichem Stege,
und leite mich, Höchster, auf ewigem Wege;
gib, dass ich nichts achte, nicht Leben noch Tod,
und Jesus gewinne: dies Eine ist not.
(Johann Heinrich Schröder)