Der alte Mann und das Erntedankfest
Rolf Müller
Mit dem Begriff Erntedankfest können viele nichts anfangen. Erntefest ja, aber Erntedank-fest? Wem und wofür soll man danken? Wir bezahlen ja alles. Wir bekommen nichts geschenkt.
Wer so redet, ist gedankenlos. Er denkt nicht weiter. Er sieht nur die menschliche Seite. Dem alten Mann ist bewusst, dass wir es bei der Ernte zuerst mit Gott zu tun haben. Wachstum und Gedeihen steht in des Höchsten Hand. Wenn Gott nicht segnet, ist alles Mühen vergeblich. Wir dürfen uns freuen über die Ernte und Gott dafür danken. Unser tägliches Brot ist ein Geschenk Gottes an uns.
Dem alten Mann sind die Hungerjahre der Nachkriegszeit noch gut in Erinnerung. Er ist für jede neue Ernte dankbar. Er dankt dem gütigen Gott von ganzem Herzen für das tägliche Brot. Alle gute Gabe kommt von Gott.
Der alte Mann erinnert sich an die DDR-Zeit. Da vertraute man nicht auf Gott, sondern auf die Macht des Marxismus. „Der Marxismus ist allmächtig, weil er wahr ist.“ Das konnte man auf vielen Plakaten lesen. „Auch ohne Gott und Sonnenschein bringen wir die Ernte ein!“ Das Ergebnis war Mangelwirtschaft. Der Segen Gottes blieb aus. Das Vertrauen auf die eigene Kraft brachte Versorgungslücken mit sich.
Viele Menschen planen mit großer Sorgfalt und mit großem Aufwand ihren Lebensabend. Sie danken an alles, nur nicht an die Ewigkeit. Ihr Leben ist auf die Dinge dieser Welt ausgerichtet. Der alte Mann findet das ziemlich leichtsinnig. Was ist, wenn wir sterben? Wie reich sind wir eigentlich bei Gott? Muss er am Ende unseres Lebens sagen: „Du Narr! Falsch gerechnet!“?
Die allermeisten Menschen verdrängen den Gedanken an Gott aus ihrem Leben. Sie denken: „Hauptsache, es geht uns gut.“ Sie sind Jahrzehnte damit beschäftigt, sich eine sichere Existenz aufzubauen. Das ist der Sinn ihres Lebens. Für alles andere haben sie keine Zeit.
Sie machen die Rechnung ohne Gott. Bei aller Planung wird vergessen, dass der Tod alles in einem Augenblick zerstören kann.„Herr, lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.“ Was bleibt von unserem Leben? Wie schnell fährt die Zeit dahin. Unsere Zeit steht in Gottes Händen. Wir verfügen nicht über unsere Zukunft. Was bleibt dann von unseren Plänen?
Der alte Mann weiß, dass Gottes Güte uns zum Umdenken bringen will. Jede Ernte ist ein Zeichen von Gottes Liebe. Das ist Grund zur Dankbarkeit. Gott beschenkt uns mit irdischen Gütern. Das größte Wunder ist, er schenkt uns seinen Sohn. Wer Jesus hat, hat das ewige Leben. Das zählt! Was hilft es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt und dabei seine Seele verliert?
Wir pflügen, und wir streuen
den Samen auf das Land,
doch Wachstum und Gedeihen
steht in des Himmels Hand.
Der tut mit leisem Wehen
sich mild und heimlich auf
und träuft, wenn heim wir gehen,
Wuchs und Gedeihen drauf.
Er sendet Tau und Regen
und Sonn-und Mondenschein,
er wickelt seinen Segen
gar zart und künstlich ein
und bringt ihn dann behende
in unser Feld und Brot:
Es geht durch unsre Hände,
kommt aber her von Gott.
Was nah ist und was ferne,
von Gott kommt alles her,
der Strohhalm und die Sterne,
der Sperling und das Meer.
Von ihm sind Busch und Blätter
und Korn und Obst von ihm,
das schöne Frühlingswetter
und Schnee und Ungestüm.
Er lässt die Sonn aufgehen,
er stellt des Mondes Lauf;
er lässt die Winde wehen
und tut den Himmel auf.
Er schenkt uns so viel Freude,
er macht uns frisch und rot;
er gibt den Kühen Weide
und unsern Kindern Brot.
Refr.:Alle gute Gabe kommt her von Gott, dem Herrn,
drum dankt ihm, dankt, drum dankt ihm, dankt und hofft auf ihn.
(Matthias Claudius).