Der alte Mann und der Tag Christi
(1. Thessalonicher 5,1-8)
Rolf Müller
Paulus wendet sich endzeitlichen Fragen zu. Die Thessalonicher sind gut informiert. „Ihr wisst ja genau ….“. Sie wussten in Endzeitfragen mehr als heutige Christen. Diese Dinge waren ihnen durch Paulus bekannt. Er kann daran anknüpfen: Von den Zeiten und Stunden ist nicht nötig, euch zu schreiben. Ihr wisst das ja schon.
Dem alten Mann wird oft gesagt: Niemand weiß, was kommt! Das ist falsch. Richtig ist: Wir wissen nicht Tag noch Stunde. Wir haben keinen Stundenplan, aber einen Streckenplan. Die genauen Abfahrts- und Ankunftszeiten, was die Heilsgeschichte betrifft, wissen wir nicht. Den Streckenplan kennen wir.
„Ihr wisst gewiss, dass der Tag des Herrn kommt!“ Die Wiederkunft Christi ist nichts Fragliches. Der Herr kommt gewiss wieder, real und tatsächlich. Was bedeutet das? Der alte Mann ist dankbar, dass der Herr da ist, wenn wir unsere Versammlungen abhalten. Da ist er mitten unter uns. Das nennt die Bibel aber nicht Wiederkunft. Er wird vielmehr so real wiederkommen, wie er beim ersten Mal real gekommen ist, als er auf dieser Erde lebte und wirkte.
Der Herr kommt plötzlich, wie ein Dieb in der Nacht. Aber dann sagt Paulus: „Ihr aber, liebe Brüder, seid nicht von der Nacht noch von der Finsternis, dass der Tag wie ein Dieb über euch komme. Denn ihr seid Kinder des Lichts und des Tages.“
Der alte Mann schließt daraus, dass der Herr für die Seinen nicht wie ein Dieb in der Nacht kommt. Wie ein Dieb in der Nacht kommt er für die Welt, die im Unglauben lebt. Auch für eingeschlafene Christen. Aber doch nicht für Gläubige, die auf ihn warten! Wenn wir auf ihn warten, ist sein Kommen für uns nichts Unerwartetes oder Schreckliches.
Der Herr Jesus hat in seinen Endzeitreden Vorgänge vorhergesagt, die seiner Wiederkunft vorausgehen. Dinge, die es schon immer in der Welt gab, nehmen in der Endzeit unerhörte Ausmaße an. Hunger gab es schon immer in der Welt, aber dann drohen Millionen Menschen zu verhungern. Es gab auch schon immer Kriege, aber dann werden sie alles früher Dagewesene übertreffen. Auch Krankheiten und Naturkatastrophen werden sich in einem Ausmaß häufen, das es früher nicht gab. Die Katastrophen werden weltweit geschehen und alle betreffen. Das werden die Zeichen der Wiederkunft unseres Herrn sein. Die Menschen wissen: Es kann nicht mehr so weitergehen. Die Probleme sind unlösbar geworden.
Es wird der Ruf nach einem starken Mann laut werden. Der Satan wird es fertig bringen, eine satanisch begabte Führergestalt, den Antichristen, auf der Weltbühne auftreten zu lassen. Der wird die Illusion erwecken: „Wir schaffen das! Wir bekommen die Dinge in den Griff!“ Eine große Euphorie wird die Menschheit erfassen. Friede und Sicherheit werden die Schlagworte sein.
Der alte Mann möchte erinnern, dass die Wiederkunft Christi Ungläubige und Gläubige auf ganz verschiedene Weise treffen wird. Die einen werden schlafen und die anderen wachen. Die einen werden in der Finsternis leben, die anderen im Licht. Die einen wähnen sich sicher, und die anderen sind bereit. Die einen erwartet der Zorn Gottes und die anderen erlangen das Heil. Die einen gehen ins Verderben, und die anderen erfahren Rettung.
Das sind ganz erstaunliche und gegenläufige Bewegungen, die sich in der Endzeit herausbilden werden. Wie gesagt, bei alldem wissen wir aber weder Tag noch Stunde. Doch wir schauen als Glaubende anders in die Zukunft als die Menschen ohne Gott. Wir sind Kinder des Tages und des Lichts. „So lasst uns nun nicht schlafen wie die anderen, sondern wachen und nüchtern sein.“
Es besteht sonst die Gefahr, einzuschlafen. Schlafen und Wachen beschreiben den geistlichen Zustand des Menschen. Ein schlafender Christ achtet nicht auf die Zeichen der Zeit. Er merkt nicht, dass sich heute Dinge erfüllen, die Gott in der Bibel vor 2000 Jahren vorausgesagt hat.
Der alte Mann weiß, wir sollen wachsam und nüchtern sein, weil wir wissen, unser Herr kommt wieder in Macht und Herrlichkeit. Der Herr ist nahe.
Wie sieht nun waches und nüchternes Leben praktisch aus? Wir wachen, indem wir am Wort bleiben. Die Heilige Schrift ist Gottes ewige Wahrheit. Wenn wir nachlässig im Bibellesen werden, nimmt unser inneres Leben Schaden. An erster Stelle kommt die Heilige Schrift, und danach erst die vielen anderen Worte und Schriften. Dem alten Mann gibt zu denken, dass das Vieh auf der Weide die Giftkräuter meidet, aber dass viele Menschen alles mögliche geistliche Gift in sich hineinfressen.
Wachen heißt, in Liebe nach dem Herrn Ausschau halten. Wachen heißt warten. Der alte Mann tröstet sich mit den Verheißungen der Bibel. Der Herr wird wiederkommen und die Seinen zu sich nehmen. Er wird sein Reich aufrichten. Der in uns das gute Werk angefangen hat, wird’s auch vollenden. Niemand kann uns aus seiner Hand reißen.
Der alte Mann weiß, dass der Herr Jesus uns keine allzeit ruhige Fahrt mit unserem Lebensschiff verheißen hat. Aber er weiß auch, wenn die Endzeitstürme kommen, dann ist es nicht mehr weit bis zum Zielhafen.
Der Herr Jesus hat in seinen Endzeitreden eine genaue Lagebeschreibung gegeben. „Wenn die Menschen vor Furcht vergehen in Erwartung der Dinge, die über die ganze Erde kommen sollen, dann lasst nicht die Köpfe hängen, sondern erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht.“
Am Ende steht für Christen die Freude: Der Herr kommt! Dann wird unsere Sehnsucht gestillt. Dann werden wir sein wie die Träumenden. Gott wird alle Tränen von unseren Augen abwischen. Wir werden im Licht leben, ohne Dunkelheit, ohne Leid, ohne Schmerz, ohne Geschrei. Wir werden als Miterben Christi teilhaben an seiner Herrlichkeit.
Zion hört die Wächter singen,
das Herz tut ihr vor Freude springen,
sie wachet und steht eilend auf.
Ihr Freund kommt vom Himmel prächtig,
von Gnaden stark, von Wahrheit mächtig,
ihr Licht wird hell, ihr Stern geht auf.
Nun komm, du werte Kron,
Herr Jesus, Gottes Sohn!
Hosianna!
Wir folgen all zum Freudensaal
und halten mit das Abendmahl.
(Philipp Nicolai).