Der alte Mann und der Kompromiss

 

Rolf Müller

 

Was kennzeichnet unsere Zeit? Es könnten viele Belege angeführt werden. Dem alten Mann fallen vor allem ein Streben nach Macht, die Vergötzung der Kultur und ein Hang zur Selbsterlösung auf. Die Menschen wenden sich vom lebendigen Gott ab. Sie treiben Götzendienst aller Art.

 

Als Christen leben wir im Feindesland. Wir sind zuhause in einer babylonischen Welt. Obwohl Gottes Wort mahnt, uns nicht dieser Welt gleichzustellen, versuchen viele Christen, der Welt Freund zu sein. In diesem Spannungsfeld leben wir.

 

In Daniel Kapitel 1 wird von jungen Männern berichtet, die ihr Heimatland verlassen mussten. Sie sind nicht freiwillig gegangen. Sie sind nicht geflüchtet. Sie wurden nach Babylon zwangsweise weggeführt und verschleppt. Sie kamen in ein fremdes Land und eine fremde Kultur. Sie mussten die fremde Sprache lernen und alles vergessen, was an den Gott Israels erinnerte. Sie wurden sogar gezwungen, ihre Namen zu  ändern. Man unterzog sie einer Gehirnwäsche. Die Umerziehung geschah gründlich. Sie waren Gefangene und mussten dem babylonischen König gehorchen. Sie mussten sich an die Gesetze halten und die heidnischen Götter anbeten. Es blieb ihnen wohl nichts anderes übrig.

„Seid untertan der Obrigkeit, die Gewalt über euch hat.“ Das ist nun einmal so, da kann man nichts machen. Da müssen eben dann auch mal im Glaubensleben Kompromisse geschlossen und Zugeständnisse gemacht werden. Es ging den jungen Männern doch auch verhältnismäßig gut. Sie mussten nicht als Sklaven im Steinbruch schuften. Sie mussten nicht in der glühenden Sonne als Erntehelfer arbeiten.

 

Im Gegenteil, sie erhielten eine solide Ausbildung am königlichen Hof. Sie bekamen das Essen von der königlichen Tafel. Das Beste vom Besten! Wäre es nicht eine große Dummheit, das alles aufs Spiel zu setzen? Wäre es nicht dämlich, die Subventionen des Staates abzulehnen?

 

Der alte Mann hat in der ehemaligen DDR erlebt, dass viele Christen ihrer beruflichen Zukunft wegen Kompromisse mit dem  Staat eingegangen sind. Sozialistische Jugendweihe, eine Mitgliedschaft in der FDJ und politisches Engagement im Sinne der SED waren erforderlich, wenn man zum Studium zugelassen werden wollte. Wer sein Christsein konsequent bekannt und gelebt hat, wurde benachteiligt.

 

Die jungen Männer in Daniel 1 wollten sich mit den Speisen von der königlichen Tafel nicht verunreinigen. Daniel sprach deshalb mit dem obersten Kämmerer. Was hat denn dieser Daniel hier für ein Problem? Warum lehnt er das gute Essen ab? Will er Streit anzetteln? Warum macht er nicht einfach mit? Das ist doch das Beste, was ihm als Gefangenen passieren kann!

Der alte Mann stellt sich vor, er ist zum Essen eingeladen. Als serviert wird, sagt er: „Ich will das nicht essen! Ich möchte Gemüse und Wasser haben!“

Will Daniel Stunk machen und die Einheit der Gefangenen zerstören? Nein! Es ging Daniel um seine Treue zu Gott. Das von Heiden zubereitete Essen entsprach nicht den Speisegeboten Gottes. Daniel bleibt seinem Gott treu, auch wenn die Umstände schwierig sind.

 

Schwierige Umstände gibt es auch in unserem Leben. Wie verhalten wir uns dann? Haben wir den Mut, gegen den Strom zu schwimmen oder schließen wir faule Kompromisse? Wie sieht es mit den Kleinigkeiten in unserem Leben aus? Sind wir im Kleinen treu?

 

 

Daniel vertraute ganz seinem Gott. Er hatte feste biblische Prinzipien. Er testete nicht aus, wie weit er sich ungestraft vom Wort Gottes entfernen kann. Das ist ja manchmal unsere Devise: „Sei nicht so engherzig! Gott wird schon ein Auge zudrücken!“

Der alte Mann weiß, dass es verkehrt ist, faule Kompromisse einzugehen. Daniel ist im Kleinen treu, das segnet Gott. Es gehörte schon eine große Menge Mut dazu, den obersten Kämmerer um anderes Essen zu bitten. Der hat Angst. Er fürchtet, hingerichtet zu werden, wenn er gegen die Anweisung des Königs handelt. Wenn das rauskommt! „Das kann ich nicht machen!“

 

Daniel gibt nicht auf. Er schlägt dem Kämmerer einen 10-Tage-Test vor. Die jungen Männer wollen 10 Tage Gemüse essen und Wasser trinken. Der Kämmerer lässt sich schließlich darauf ein.

Gott segnete den Glaubensmut der jungen Männer. Sie sehen nach der vereinbarten Zeit besser und gesünder aus als alle anderen. Gott belohnt die Entschiedenheit Daniels und seiner Freunde.

 

Der alte Mann fragt sich, wo unser Glaube heute konkret herausgefordert wird? Welches Risiko ist dabei, wenn wir Gott vertrauen? Ist Gott denn unzuverlässig? Trauen wir Gott zu, dass er unseren Glauben belohnt? Daniel und seine Freunde waren Gott treu. Sie konnten unterscheiden und waren entschieden. Möge das der treue Herr uns allen auch schenken!

 

Fest und treu wie Daniel war

nach des Herrn Gebot,

sei der Kinder Gottes Schar

in der größten Not.

Bleibe fest wie Daniel,

stehst du auch allein;

wag es treu vor aller Welt

Gottes Kind zu sein.

 

Starke Männer, voller Licht,

können nicht bestehn,

wagen Gott zu Ehren nicht,

in den Tod zu gehn.

Bleibe fest wie Daniel,

stehst du auch allein;

wag es treu vor aller Welt,

Gottes Kind zu sein!

 

Doch wer stets wie Daniel

dort fest am Herrn sich hält,

kann im Glauben an sein Wort

widerstehn der Welt.

Bleibe fest wie Daniel,

stehst du auch allein;

wag es treu vor aller Welt,

Gottes Kind zu sein!

 

Tragt das Kreuzeszeichen hoch

in dem heilgen Streit!

Satan kommt zu Falle doch;

uns ist Sieg bereit.

Bleibe fest wie Daniel,

stehst du auch allein;

wag es treu vor aller Welt,

Gottes Kind zu sein!

 

 

(Johanna Meyer).