Der alte Mann und die Weisen aus dem Morgenland (Matthäus 2, 1-12).

 

Rolf Müller.

 

Die hier erwähnten Weisen waren Heiden aus Babylon. Sie waren Magier, Sterndeuter, Astrologen. In der Überlieferung der Katholischen Kirche wurden aus den Weisen Könige gemacht, die sogar Namen haben: Kaspar, Melchior und Balthasar. Davon weiß die Bibel nichts. Es steht nicht einmal fest, ob es drei waren. Man schließt das lediglich aus der Zahl der Geschenke, die sie mitbringen.

Die Weisen sahen einen Stern. Das deuteten sie auf die Geburt eines neuen großen Königs. Sie machten sich auf den Weg. Sie wollten diesen König finden und ehren.

Der alte Mann weiß aus der Bibel, dass schon im Alten Testament Hinweise auf diesen Stern vorhanden sind. „Es wird ein Stern aus Jakob aufgehen.“ (4. Mose 24,17). Der Messias wird mit einem Stern verglichen. Er ist das Licht der Welt. „Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell.“

Jesus Christus sagt von sich selber: „Ich bin die Wurzel des Geschlechtes Davids, der helle Morgenstern.“ (Offb. 22,16). Über den Stern von Bethlehem werden einige verschiedene Vermutungen verbreitet. Man sucht nach einer Erklärung, nach einer rein wissenschaftlichen Begründung.

Für den alten Mann steht fest, dass es sich um ein Wunder Gottes handelt. Die Weisen waren sich ihrer Sache so sicher, dass sie nur fragten: „Wo ist dieser neugeborene König?“

Herodes und mit ihm die Stadt Jerusalem erschraken. Herodes ließ die Hohenpriester und die Schriftgelehrten eilig zusammen-trommeln.  Er wollte von ihnen wissen, wo der König geboren werden sollte. Die Antwort war eindeutig: In Bethlehem, in Juda! Herodes rief die Weisen heimlich zu sich. Er verhandelte mit ihnen geheim, unter  Ausschluss der Öffentlichkeit. Die Weisen sollten den angekündigten König für ihn aufspüren. Er will ihn beseitigen. Natürlich lügt Herodes, wenn er behauptet, dass er kommen und anbeten will. Herodes war ein Meister der Verstellung. Er nahm den Weisen das Versprechen ab, es ihn wissen zu lassen, wenn sie das Kind gefunden haben.

Der alte Mann wundert sich, dass die Schriftgelehrten das Wissen über den Geburtsort des Messias hatten, sich aber nicht auf den Weg zu ihm machten. Es müsste sie doch brennend interessieren! Sie warteten doch mit dem ganzen Volk Israel schon seit Jahrhunderten auf ihren verheißenen Messias! Warum gehen sie nicht mit den Weisen nach Bethlehem?

Dem alten Mann ist klar, dass Wissen allein nicht genügt. Wer zwar weiß, aber nicht handelt, dem nützt es gar nichts. Es genügt nicht, das Heil zu verstehen. Man muss es auch persönlich im Glauben ergreifen.

Die Weisen folgen dem Stern und finden das Kind. Das erfüllt sie mit großer Freude. Dem alten Mann sind die unterschiedlichen Reaktionen bei den vielen verschiedenen Personen im Text aufgefallen. Die Weisen freuen sich. Die Schriftgelehrten sind gleichgültig. Die Bevölkerung Jerusalems ist bestürzt und erschrocken.

Wie reagieren die Leute in der Gegenwart auf das Evangelium? Die Weisen beteten Jesus an, nicht Maria oder Joseph. Die Weisen erweisen dem Kind die Anbetung und verehren den König mit königlichen Geschenken: Gold, Weihrauch und Myrrhe.

Den alten Mann bewegt der Gedanke, dass niemand, der Jesus begegnet, den gleichen Weg zurückgeht. Die Weisen ziehen auf Anweisung Gottes auf einem anderen Weg wieder in ihr Land. Jesus verändert den Lebensweg. Der alte Mann findet es ungeheuerlich, dass über dem Leben Jesu von Anfang an eine Todesdrohung schwebt. Schon an der Krippe wirft das Kreuz seine Schatten voraus.

 

Mit den Hirten will ich gehen,

meinen Heiland zu besehen,

meinen lieben heilgen Christ,

der für mich geboren ist.

 

Mit den Weisen will ich geben,

was ich Höchstes hab im Leben,

geb zu seligem Gewinn

ihm das Leben selber hin.

 

Mit dir selber, mein Befreier,

will ich halten Weihnachtsfeier;

komm, ach komm ins Herz hinein,

lass es deine Krippe sein!

 

(Emil Quandt).