Der alte Mann und die Abschiedsrede des Apostels Paulus.
Rolf Müller.
Der Apostel Paulus verabschiedet sich von der Gemeinde in Ephesus (Apostelgeschichte 20, 28-32). Paulus und die Gemeinde wissen, dass sie sich auf dieser Erde nicht wiedersehen werden. Deshalb haben diese Worte ein besonderes Gewicht.
Dem alten Mann fällt auf, was Paulus in dieser Lage der Gemeinde ans Herz legt. Er warnt vor Gefahren, die auf die Gemeinde zukommen. Er spricht von „räuberischen Wölfen“. Was meint Paulus damit? Denkt er an hasserfüllte Männer, die sich auf die Gemeinde stürzen werden? Nein! Es werden liebenswürdige Männer sein, die mit freundlichen Worten ihre verkehrten Dinge an den Mann bringen wollen. Weil sie mitten aus der Gemeinde, aus dem Gnadauer Verband, aus Kirche und Allianz kommen, ist es nicht einfach, sie zu durchschauen. Das sind doch Glaubensgeschwister, die der alte Mann schätzt! Denen kann man doch vertrauen! Auf die muss man doch hören! Die wissen doch, was richtig und biblisch ist! Das sind doch keine Wölfe!
Der alte Mann liest, dass Paulus diese Ansicht nicht teilt. Er warnt! Habt acht auf euch selbst und auf die ganze Herde! Ihr seid verantwortlich für den Kurs eurer Gemeinde. Prüft die Geister, ob sie von Gott sind.
Der alte Mann weiß, dass alle, die Christus nachfolgen, in der Gefahr stehen, getäuscht zu werden. Nachfolge bedeutet nicht Erfolg, sondern oft Verfolgung. Die Christus nachfolgen, sehen sich wachsendem Druck ausge-setzt.
Die Menschen werden sich mehr und mehr vom Wort Gottes abwenden. Nicht große Erweckung, sondern große Verführung wird das Kennzeichen der Endzeit sein. Wie kann man sich schützen?
Der alte Mann empfiehlt das Lesen und Studieren des Wortes Gottes. Das dürfte in unserem Land kein Problem sein. Bibeln gibt es genug. Jeder, der will, kann sich eine Bibel leisten. Der alte Mann versteht nicht, warum es in den christlichen Gemeinden vielfach ein biblisches Analphabetentum gibt. Viele wissen nicht, was die Bibel sagt. Sie glauben nicht, was die Bibel sagt. Sie tun nicht, was die Bibel sagt.
Der Apostel Paulus warnt: Gefahr ist im Verzug! Die Verführung ist allgegenwärtig. Passt auf! Achtet auf euch selbst und auf eure Gemeinde! Die Wölfe sind unter uns! Sie haben oft leichtes Spiel, in die Gemeinde einzudringen. Das geschieht unauffällig, unbe-merkt, schleichend. Habt acht auf die ganze Herde!
Der alte Mann fragt sich, ob es in unseren Gemeinden noch vorrangig um die Weitergabe des Evangeliums geht, oder ob andere Themen im Vordergrund stehen. Als „Botschafter an Christi statt“ müssen wir sein Evangelium weitersagen, solange es noch Tag ist. Es kommt die Nacht, wo niemand wirken kann. Wir müssen den Herrn Jesus als Retter und Herrn bekannt machen. Nur wer erkennt, dass er ohne Jesus unter dem Zorn und Gericht Gottes bleibt, kann sich als verlorener Sünder vor Gott beugen und Buße tun. Nur, wer das Erlösungswerk Jesu im Glauben ergreift, kann gerettet werden. Das muss den Menschen gesagt werden.
Dem alten Mann fällt auf, dass eine Verlagerung stattfindet: Weg von der Evangeliumsverkündigung, hin zu gesellschaftlichen Aktivitäten. Gemeinde und Welt werden nicht mehr als Gegensätze gesehen. Die Trennung wird aufgehoben. Das Ziel ist nicht mehr der Himmel, sondern die Verbesserung der Welt. Die Gemeinde soll mit der Welt verschmelzen. Christsein zeigt sich im sozialen Miteinander. Der Himmel soll auf die Erde geholt werden.
Habt acht auf euch selbst und die ganze Herde, mahnt der Apostel Paulus. Lasst euch nicht das Ziel verrücken! Die Gemeinde ist beauftragt, das Evangelium zu verkünden, nicht ein irdisches Paradies zu schaffen.
Der alte Mann findet den Angriff auf die Wahrheit deshalb so gefährlich, weil die Wölfe im frommen Gewand daherkom-men. Die Wölfe tragen einen Schafpelz. Der treue Herr kann uns vor Verwirrung, falschen Lehren und vor falschen Geistern bewahren. Er erhält uns in der Wahrheit durch den Heiligen Geist. Wir bleiben in ihm, darum sind wir zuversichtlich und getrost.