Der alte Mann und der Wächterdienst.
Rolf Müller.
"Wenn der Wächter das Schwert kommen sieht und nicht ins Horn stößt und das Volk nicht gewarnt wird, …werde ich sein Blut von der Hand des Wächters fordern." (Hesekiel 33,6).
Der alte Mann weiß, dass viele Berichte im Alten Testament der Gemeinde Jesu zur Warnung dienen. (1. Korinther 10,11). Er weiß auch um die Sorglosigkeit in geistlichen Dingen. Fakten und Lehraussagen der Bibel sind nicht mehr gefragt. "Lasst uns doch einander lieb haben und eins sein!" Vielen ist die Auseinandersetzung um die biblische Wahrheit zuwider. Wir prüfen nicht, was das Wort Gottes sagt. Wir unternehmen nichts. So kann manches unbiblische Gedankengut eindringen und unsere Gemeindearbeit zerstören.
"Weil keiner vollständige Erkenntnis besitzt, ist es bereichernd, auf andere zu hören. Je bibelfester unser Glaube ist, umso besser können wir dem Sog fremder Meinungen und Lehren standhalten. Wer die Zeit hat, sich intensiver mit biblischen Fragen und mit den verschiedenen Geistströmungen zu beschäftigen, der muss die Gemeinde informieren und sollte von der Gemeinde auch gehört werden." (Horst Kleiszmantatis und Bernd Planitzer im Jubiläumsbuch des Sächsischen Gemeinschaftsverbandes, Frage 44 und Frage 47).
Der alte Mann hat leider schon oft erlebt, dass Warnungen vor unbiblischen Strömungen als unnötig abgetan wurden. Ihm wurde gesagt: "Kritik, auch wenn sie begründet ist, darf nicht geäußert werden. Jede Kritik ist Richtgeist. Man muss das Unkraut wachsen lassen bis zur Ernte. Jedes Prüfen anhand der Bibel ist zu unterlassen. Kritische Anmerkungen sind schädlich. Reden ist Silber, Schweigen ist Gold."
Der alte Mann bezweifelt, ob es wirklich lieblos ist, auf Gefahren für die Gemeinde aufmerksam zu machen. Wird nicht gerade die Liebe warnen? Soll man denn der Verführung freien Lauf lassen? Kann denn ein kritischer Hinweis nicht auch hilfreich sein und Schaden von der Gemeinde abwenden? Ist Wächterdienst kein Verantwortungsbereich der Gemeinde?
Der alte Mann hat die Bibel, das Wort Gottes befragt. Das Ergebnis ist eindeutig. Es würde den Rahmen dieses Beitrags sprengen, alle diesbezüglichen Bibelstellen im Wortlaut zu bringen. Wer sich für die Thematik interessiert, dem sei empfohlen, in seiner Bibel nachzulesen:
1.Korinther5,12-13/ 1. Korinther 11,13/ 2. Korinther 11, 3-4/ Galater 1,6-9/ Epheser 5,10-11/ Titus 1,10-11/ 1. Petrus 5,8-9/ 2.Johannesbrief, 7-11/ Judasbrief 3-4/ Offenbarung 2,2/ Offenba-rung 2, 14-15/ Offenbarung 2,20.
Das sind nur einige Bibelstellen, die die Wichtigkeit des Wächterdienstes in der Gemeinde Jesu bezeugen. Die Bibel fordert uns an vielen Stellen zur Wachsamkeit und zum Kampf des Glaubens auf. Das ist weder unnötig noch verlorene Zeit.
Der alte Mann empfiehlt, einmal das Buch Nehemia im Zusammenhang zu lesen. Die Stadtmauern Jerusalems sollen im Auftrag Gottes wieder aufgebaut werden. Es gibt viele Spötter und Feinde, die das verhindern wollen. Sie geben sich als Freunde aus, sabotieren aber die Arbeit. Was macht Nehemia? Legt er die Hände in den Schoß nach dem Motto: "Der Herr wird für uns streiten, lasst uns stille sein!?“ Nein! Nehemia stellt Wächter auf. Er stellt bewaffnete Kämpfer an die Mauer.
Auch wenn Gemeinde Jesu gebaut wird, ist der Feind auf dem Plan. Deshalb sind Wächter gefragt und nötig. Auch wenn der Herr versprochen hat, für seine Gemeinde zu sorgen, ist das für uns kein Freibrief für Faulheit. Wir dienen ihm. Wir wachen und beten, bis er wiederkommt.
Der alte Mann ist überzeugt, dass nur gesunde biblische Lehre gesunden Glauben hervorbringen kann. Heute hat das Streben nach Einheit und Harmonie unter den Christen einen höheren Stellenwert als die Heilige Schrift. Der alte Mann hat den Eindruck, dass auf dem Altar der Einheit viele kostbare Lehren der Heiligen Schrift geopfert werden. Ist man deshalb allergisch gegen Warnung vor Verführung? Geht man deshalb fast jeden Kompromiss ein? Einheit in Christus ist aber immer Einheit im Wort der Wahrheit. Einheit kann nur aufgrund des Wortes der Wahrheit entstehen. Der Feind versucht, die Gläubigen vom Wort der Wahrheit abzuwenden. Hinter christlicher Kulisse verbergen sich unbiblische Inhalte, christlich verpackt. Wachsamkeit ist nötig!
Abweichen von der Wahrheit ist abweichen von Jesus. Abweichen von Jesus bedeutet abweichen von der Wahrheit. Wahrheit ohne Jesus gibt es nicht.
Der alte Mann ist überzeugt, dass jeder Christ zur Nüchternheit und Wachsamkeit aufgerufen ist. Dieser biblisch gebotene Wächterdienst ist unbeliebt. Stattdessen setzt sich eine humanistisch geprägte antichristliche Toleranz durch. Die Bibel hat weithin keine Autorität mehr. Sie wird als nicht mehr zeitgemäß abgetan. Aber wenn die Bibel nicht das Wort Gottes ist, haben wir nichts. Richtschnur und Wegweisung in allen Fragen bietet uns allein das geschriebene Wort Gottes. Wir haben sein Wort, das genügt. Das ist unser Stab, unser Hafen, unsere Sicherheit. Die Welt ist voll Unruhe und Verwirrung, aber wir erschrecken nicht. Wir bleiben gelassen. Wir haben sein Wort. Wir lesen die Heilige Schrift. Wir verlassen uns auf das Wort unseres Herrn.
Mache dich, mein Geist bereit,
wache, fleh und bete,
damit nicht die böse Zeit
unverhofft eintrete;
denn es ist Satans List
über viele Frommen
zur Versuchung kommen.
Drum so lasst uns immerdar
wachen, flehn und beten,
weil die Angst, Not und Gefahr
immer näher treten;
denn die Zeit ist nicht weit,
da uns Gott wird richten
und die Welt vernichten.
(Johann Burchard Freystein).