Gefahr für die Gemeinde

 

Rolf Müller

 

Elke war eine treue Besucherin der Versammlungen. Auf sie war Verlass. Ob Bibelstunde, Gebetsstunde oder Frauenkreis, Elke war dabei. Wenn praktische Hilfe in der Gemeinde benötigt wurde, musste man sie nicht lange bitten. Sie wurde von allen akzeptiert, sie war beliebt. Sie war in vieler Hinsicht Vorbild. Sie hatte etwas, was wir nicht hatten. Allmählich erfuhren wir, was das war.

 

Elke konnte in "Zungen" reden. Sie erklärte, das sei eine besondere Sprache des Heiligen Geistes. Es kam über sie, auch wenn sie es gar nicht wollte. Sie verstand selber nicht, was sie redete. Für die Zuhörer war es ein unverständliches Geklapper und Gerassel. Es musste von einem "geistbegabten" Dolmetscher übersetzt werden. Es waren oft außerbiblische Botschaften, Visionen und prophetische Worte direkt von Gott an die gegenwärtige Gemeinde. So spricht der Herr!

 

Elke erzählte von wunderbaren Heilungen durch neue "Apostel", die der Herr in dieser Endzeit berufen habe und von einer neuen Ausgießung des Heiligen Geistes vor seinem Wiederkommen. Alle Christen müssten sich ausstrecken nach einer "Taufe im Heiligen Geist", die man erfahren könne, wenn man sich die Hände von einem "Apostel" auflegen lasse. Dann erhalte man die Gabe des "Zungenredens" und damit die Bestätigung, ein Kind Gottes zu sein.

 

Die Geschwister der Gemeinde waren verwirrt. Wenn Elke, die treue Glaubensschwester davon überzeugt war und entsprechende Erfahrungen gemacht hatte, konnte es doch nicht falsch sein! Warum sollte Gott nicht zur Vorbereitung seiner Wiederkunft ein neues Pfingsten schenken?

 

Als wir nachforschten und feststellten, dass solche Leute, welche die "Taufe mit dem Heiligen Geist" bekommen hatten, in vielen protestantischen und sogar in katholischen Gemeinden wirkten, wurden wir nachdenklich. Sollten unser bisheriges Christsein und unser Glaube an den Herrn Jesus Christus ein Irrtum gewesen sein? Gibt es eine "höhere Stufe" des Glaubens, die wir erklimmen müssen, um vor Gott gerechtfertigt zu sein?

 

Wenn jemand in "Zungen" reden kann oder wenn jemand eine "Wunderheilung" erlebt hat, wird er von den Charismatikern angenommen, ungeachtet seiner Lehre oder seiner Kirchenzugehörigkeit, denn er weist die Zeichen des Heiligen Geistes auf. Und so können  römisch-katholische Christen berichten, dass sie durch die "Taufe im Heiligen Geist" eine größere Liebe zur "Heiligen Messe" und zum Heiligen Geist bekommen haben.  Spätestens hier wird klar, dass das nicht der Heilige Geist ist, sondern dass es einem falschen Geist zugerechnet werden muss.

 

Es war richtig, dass wir uns nicht auf die Erfahrungsberichte uns lieb gewordener Menschen verließen, sondern in der Schrift forschten, ob es sich so verhält.

 

Die aufkommende "Gemeindewachstumsbewegung" mit Gabentests fand in vielen Gemeinden Anhänger. Es wurde gelehrt, dass erst "Dämonen und territoriale Mächte" ausgetrieben werden müssten, damit eine Evangelisation Erfolg haben könne. Es wurde ein "24-Stunden-Wächtergebet" rund um die Uhr eingeführt, das auch auf Allianzebene praktiziert wurde.

 

Die charismatische Bewegung ist gefährlich, weil sie Zungen, Visionen, Träume und Prophezeiungen als "außerbiblische Botschaft Gottes " an seine Kinder betrachtet. Das sind aber antibiblische Botschaften, die in die Irre führen, weil Gott uns warnt, seinem Wort etwas hinzuzufügen. (Offb. 22,18-19).

 

Gottes Wort ist eine abgeschlossene Offenbarung, vom Heiligen Geist gegeben, (2. Petrus 1,19). Wir können sicher sein, dass der Heilige Geist sich nicht widerspricht. Wenn er gewarnt hat, dem Wort etwas hinzuzufügen, können die, die das tun, nicht beanspruchen, vom Heiligen Geist geleitet und bevollmächtigt zu sein.

 

Die charismatische Bewegung ist gefährlich, weil ein falsches Evangelium verbreitet wird und behauptet wird, die Zusammenarbeit mit falschen religiösen Systemen sei Gott wohlgefällig, wenn die gleichen vermeintlichen "Geistesgaben" vorhanden sind. Gottes Wort sagt den Gläubigen klar: Wer ein anderes Evangelium verkündigt, ist verflucht. Galater 1;6+9). Wer mit falschen Lehrern Gemeinschaft hat, nimmt an ihren bösen Werken teil. (2. Johannes 10-11). Die charismatische Bewegung unterstützt die ökumenische Bewegung und übersieht die Irrtümer der katholischen Kirche. Sie führt zusammen, was nicht zusammengehört. Das ist gefährlich.

 

Sie legt eine unangemessene und unbiblische Betonung auf körperliche Heilung. Sie behauptet, dass es immer Gottes Wille sei, zu heilen. Gott kann aber auch die körperlichen Leiden zur Läuterung, Korrektur und Züchtigung dienen lassen. (2. Korinther 12,7-10). Gottes Wort lehrt, dass er jeden jederzeit heilen kann, dass er aber nicht immer jeden heilt. Gott weiß, was für jedes seiner Kinder am besten ist. Die Charismatiker dagegen verlangen und beanspruchen eine solche Heilung.

 

Die charismatische Bewegung ist gefährlich, weil sie einen weltlichen Geist in der Gemeinde und beim einzelnen Gläubigen fördert. Statt nach wahrer Gottesfurcht zu streben, rühmt sie sich ihrer weltlichen Methoden, mit denen sie die Verlorenen unterhalten und anziehen will. Sie ermuntert die Frau, ihren von Gott gegebenen Platz zu verlassen. Das führt zu zerrütteten Familien und zu Chaos in der Gemeinde.

 

Es wird die Ordnung Gottes auf den Kopf gestellt. Es kommt zu einem Durcheinander in Gemeinden, in denen Frauen Leitungspositionen einnehmen. Es ist gefährlich, Gottes Anweisungen umzustoßen, gefährlich für die Frauen, die Familien und für die Gemeinde.

 

Eine Praxis in charismatischen Gemeinden ist das sogenannte "Ruhen im Geist". Menschen fallen rücklings um, wenn ihnen bestimmte Leiter die "Hände auflegen". Sie werden ohnmächtig, können sich nicht bewegen und erfahren dadurch "die Kraft".  In der Bibel finden wir kein Beispiel und keine Anweisung für derartige "hypnotische Erfahrungen". Es sind okkulte Mächte, durch die Menschen getäuscht und für dämonische Effekte geöffnet werden.

 

Die Bibel lehrt, dass in den letzten Tagen eine große Verführung sein wird. (1. Timotheus 3,13). Es werden lügenhafte Zeichen und Wunder sein. (2. Thessalonicher 2, 9-11). Es wird keine große Erweckung kommen, wie die Schwärmer behaupten. Nicht Zeichen und Wunder müssen heute das Evangelium beglaubigen. Es geht um die Übereinstimmung mit dem Wort Gottes. Es ist gefährlich, eine andere Entscheidungsgrundlage zu akzeptieren.

 

Es ist immer noch das eine wahre Evangelium von der Errettung durch den Glauben an Jesus Christus, das verkündigt werden muss. Es ist die Kraft Gottes für jeden, der glaubt. (Römer 1,16). Die charismatische Bewegung ist gefährlich, weil sie das biblische Wort durch "Erfahrungen" verdrängt  und durch Verdrehung und fasche Anwendung von Schriftstellen zahllose Gläubige verführt.

 

Die charismatische Bewegung ist gefährlich, weil sie falsche Lehren über die gegenwärtige Macht Satans verbreitet. Sie lehren, dass Satan von Menschen gebunden und in den Abgrund getrieben werden muss. 

 

Sie glauben, auf Satan "herumtrampeln" zu können und ihn aus der "Welt jagen" zu müssen. Die Bibel dagegen sagt, dass wir Satan widerstehen sollen und zwar in der "Waffenrüstung Gottes". Wir haben nicht die Aufgabe, Satan zu beseitigen. Das wäre Anmaßung. Das wird Gott tun.

 

Der Heilige Geist gebraucht das geschriebene Wort, welches er durch die Apostel und Propheten gegeben hat und durch das er uns in alle Wahrheit leitet. In der charismatischen Bewegung wirkt ein falscher Geist. Er verführt die Christen und lockt  sie weg vom biblischen Befund auf ein Nebengleis. Er schenkt "beseligende Erfahrungen" statt geistlicher Erkenntnis. Er verspricht eine "höhere Stufe" des Christseins und macht hochmütig. Er stellt Erfahrung über das Wort.

 

Die charismatische Bewegung ist gefährlich. Sie spaltet Gemeinden und setzt sich über viele Anweisungen der Heiligen Schrift hinweg. Sie wird von einem falschen Geist beeinflusst. "Sie gebietet, setzt frei und in Existenz." Sie beschäftigt sich mit "geistlicher Kriegsführung" und merkt nicht, wie sie sich im Netzwerk Satans verheddert.

 

 

In Wirklichkeit sind viele Anhänger der charismatischen Bewegung keine getrosten Gotteskinder, sondern mit einer Ängstlichkeit behaftet, die an Aberglauben erinnert und oft mit Depression einhergeht. Sie verlassen sich nicht auf die Verheißungen der Schrift, sondern horchen in sich hinein und achten auf ihre schwankenden Gefühle. Die charismatische Bewegung ist gefährlich. Wir tun gut daran, wenn wir uns von ihr fernhalten.