Dennoch
Rolf Müller
Der alte Mann bedauert, dass unsere deutsche Sprache immer mehr verwildert und verarmt. Viele Wörter verschwinden und sterben aus. Zu diesen Wörtern gehört "dennoch". Martin Luther hat nicht nur die Bibel ins Deutsche übersetzt, sondern auch die deutsche Sprache nachhaltig geprägt. Nicht ohne Grund hat seine Übersetzung die Jahrhunderte überdauert. Das Wort "dennoch" hat in der Lutherübersetzung einen festen Platz.
Selbst wenn ein Heer sich gegen mich lagert, so fürchtet mein Herz sich dennoch nicht. (Psalm 27,3).
Dennoch bleibe ich stets an dir; denn du hältst mich bei deiner rechten Hand. (Psalm 73,23).
Du sollst dennoch wissen, dass wir deinen Gott nicht anbeten. (Daniel 3,18).
Dennoch bekehrt ihr euch nicht zu mir, spricht der Herr. (Amos 4,6).
Das Wort "dennoch" könnte man umschreiben mit "trotz alledem" oder "nun erst recht". Aber trifft es das Wort "dennoch" nicht viel besser? Warum sagen wir es dann nicht?
Auch wenn wir Menschen uns gegen Gott auflehnen, dennoch können wir seine Pläne nicht verhindern. Gott kommt dennoch mit uns und mit der Welt zum Ziel. Dennoch trifft alles ein, was Gott sich vorgenommen hat.
Wenn wir das begreifen, muss uns doch ein Licht aufgehen. Dann müssen wir doch begreifen, dass wir unser kleines, begrenztes Leben an Gott ausrichten müssen. Dann kann unsere Frage nur lauten: "Was willst du, Herr, das ich tun soll?
Das Wort Gottes erfüllt sich heute vor unseren Augen vom Anfang bis zum Ende. Wir stehen alle in diesem heilsgeschichtlichen Ablauf. Durch Glaubensgehorsam wird uns Erkenntnis über Gottes Willen zuteil.
Kann der Mensch einfach so von sich aus glauben? Nein! Glauben ist ein Teil der Frucht des Heiligen Geistes, man kann ihn selber nicht produzieren. Wir sind völlig abhängig von der Gnade Gottes. Wenn uns der Vater nicht zum Sohn zieht, gehen wir verloren, egal in wieviel Evangelisationen wir gesessen haben. Wir können nicht von uns aus neu geboren werden. Gott macht neu und erweckt, welchen er will. Der Heiland sperrt auf und der Heiland sperrt zu, das liegt nicht in unserer Hand. Es ist Gottes Werk.
Die Erkenntnis unserer totalen Abhängigkeit von Gott weckt eine heilsame Gottesfurcht. Die Furcht des Herrn ist der Weisheit Anfang.
Aus Gnaden! Dieser Grund wird bleiben,
solange Gott wahrhaftig heißt.
Was alle Knechte Jesu schreiben,
was Gott in deinem Wort anpreist,
worauf all unser Glaube ruht,
ist Gnade durch des Lammes Blut.
(Christian Ludwig Scheidt)