Antisemitismus

 

Rolf Müller

 

Als Kind bekam ich ein Bilderbuch geschenkt. Eine Geschichte daraus ist mir noch heute gegenwärtig. Kinder wollten im Wald Beeren suchen. Plötzlich wurde eines der Kinder von einer Kreuzotter gebissen. Das Kind wurde gerettet, weil jemand das Gift aus der Wunde gesaugt und ausgespuckt hatte.

 

An jede Geschichte aus dem Buch war eine Belehrung angefügt. Die Kreuzotter ist der Jude, der den deutschen Volkskörper vergiftet. Hütet euch vor den Juden!

 

Die Ideologie der Nazis machte auch vor Kinderbüchern nicht Halt. Damals konnte man an manchen Geschäften lesen: Für Juden und Hunde kein Zutritt!  Die Juden galten als Krebsgeschwür, das vernichtet werden muss.

 

Antisemitismus ist mehr als ein Hass gegen Menschen jüdischen Glaubens. Er hat die Auslöschung des jüdischen Volkes zum Ziel. Antisemitismus wurzelt in der Ablehnung von Gottes Wirken in der Welt. Er ist seinem Wessen nach antichristlich.

 

Es gibt Antisemitismus, seitdem es das jüdische Volk gibt. Seitdem Israel von einer Person -Jakob - zu einem Volk wurde. Josef, der elfte Sohn Israels, wurde von seinen Brüdern als Sklave nach Ägypten verkauft. Dort machte er eine beispiellose Karriere. Er stieg zum ersten Mann nach dem Pharao auf. Gott gab dem Josef Einblicke in seine Pläne. Er zeigte ihm, was kommen wird. Josef konnte Vorsorge treffen und das Land vor einer Hungerkatastrophe bewahren. Er holte seine Familie aus Kanaan nach Ägypten und bekam vom Pharao Land zugeteilt. Aus der ursprünglichen Familie wurde ein ganzer Stamm.

 

Dann kam ein neuer König auf in Ägypten, der von Josef nichts wissen wollte. Er wollte nicht ständig daran erinnert werden, dass der Wohlstand in Ägypten einem Hebräer zu verdanken war. Hier ist die Keimzelle des Antisemitismus. Hier nehmen alle Verschwörungstheorien gegen das jüdische Volk ihren Anfang.

 

Den Ägyptern war bisher von den Israeliten nur Segen widerfahren. Was hatte denn der eifersüchtige König gegen die Israeliten in der Hand? Das waren doch alles wilde Spekulationen darüber, was eventuell in der Zukunft sein könnte. Und auf dieser Grundlage richtete er die ersten Arbeitslager ein.

 

Der Plan des Pharao ging nicht auf, weil Israel unter dem persönlichen Schutz des lebendigen Gottes steht. Je mehr man das Volk unterdrückte, desto stärker wurde es. Gottes Kraft ist in den Schwachen mächtig. Es kam sie ein Grauen an vor Israel. Israel ist von Gott als ein Zeichen für die Völker gesetzt. An Israel kann man das liebevolle Handeln Gottes an seinem Eigentum erkennen.

 

Damals wie heute sieht die Welt, dass Israel gesegnet ist. Aber sie weigert sich, darin eine Erfüllung von Gottes Verheißungen zu sehen. Sie vermutet eine jüdische Verschwörung. Es kommt sie ein Grauen vor Israel an.

 

Im Arbeitslager wurden den Israeliten höhere Normen unter verschärften Bedingungen aufgezwungen. Diese Zwangsarbeit als Mittel der Unterdrückung des unliebsamen Volkes blieb zunächst erfolglos. Der Pharao ersann immer härtere Maßnahmen, die schließlich auf die Vernichtung Israels hinausliefen.

 

Man muss sich das mal vorstellen! Jeder Ägypter, dessen hebräische Nachbarin einen Sohn zur Welt brachte, war verpflichtet, diesen eigenhändig zu ertränken. Bei uns heute ist zum Glück die straffreie Tötung eines Kindes  nur vor der Geburt im Mutterleib möglich, aber man ist nicht dazu verpflichtet. Allerdings dürfen alle Kinder abgetrieben werden, es müssen nicht unbedingt  hebräische Kinder sein. Welch ein Fortschritt zu damals in Ägypten!

 

Die Frage war: Was ist Antisemitismus? Woher kommt dieser Hass auf das jüdische Volk? Da gab es von Anfang an Hasspropaganda, die Auswirkungen hatte. Es endete mit Arbeitslagern und Völkermord.

 

Antisemitismus ist in seinem Wesen antichristlich. Es ist der mörderische Neid der Heiden auf das Volk Israel, das auserwählte Volk Gottes.  Gott hat Israel das Land als Erbe gegeben, das fordert den Widerspruch und Protest der Völker heraus.

 

Heute lehnen es die meisten Staaten ab, dass Jerusalem die Hauptstadt Israels sein soll. Sie verlangen, dass Jerusalem unter internationale Kontrolle gestellt wird. Hat die Weltgemeinschaft jemals einem Staat vorgeschrieben, wo er seine Hauptstadt einrichten darf und wo nicht? Weshalb dann gerade bei Israel?

 

Der Antisemitismus ist wegen seiner verheerenden Folgen im Nationalsozialismus heute nicht mehr salonfähig. Er wird von allen verurteilt und ist trotzdem überall mehr oder weniger stark vorhanden. Es gibt Antisemitismus in vielen Ländern. Es gibt Antisemitismus in der Uno, in der EU, in Kirchen und Parteien. Der Bonus, den Israel wegen seiner vielen Opfer im dritten Reich zugebilligt wurde, ist aufgebraucht. Israel kann machen, was es will, es wird von allen Seiten kritisiert und verurteilt.

 

Ein weiteres Phänomen ist die Auferstehung des Faschismus. Diese menschenfeindliche Ideologie schien mit dem Untergang des Hitlerreiches verschwunden zu sein. Wenn man den Medien glauben kann, scheint aber die Gefahr von rechts noch nie so groß gewesen zu sein. Es wimmelt in Deutschland an allen Ecken und Enden von Nazis. Wo kommen die bloß alle her? Die Machtübernahme steht anscheinend unmittelbar bevor. Politiker werden bedroht und ermordet, Synagogen überfallen, Straßenschlachten finden statt, Messerattacken häufen sich, Autos werden abgefackelt, Polizisten mit Steinen beworfen, Fensterscheiben werden eingeworfen, Geschäfte  geplündert und Demonstrationen ohne den vorgeschriebenen Corona -Schutz durchgeführt.

 

Deutschland wird von Nazis überschwemmt. Sie sitzen in Vereinen und Parteien, vor allem in der AfD. Sie sitzen in den Landtagen und im Bundestag. Inzwischen sind sie so dreist, dass sie sogar ganz offiziell  den Posten eines stellvertretenden Bundestagspräsidenten einfordern. Zum Glück konnte das die Mehrheit der demokratischen Parteien im deutschen Bundestag noch verhindern. Was wird, wenn die undemokratisch gewählten Kräfte im Bundestag überhand nehmen werden? Man darf gar nicht daran denken.

 

Noch ist nicht alles verloren. Noch hört man hier und da "Nazis raus!"- Rufe. Noch bieten anständige  Demokraten bei Gegendemonstrationen den Dunkeldeutschen Paroli. Noch kann die Bundeskanzlerin von Afrika aus ein Machtwort sprechen und verlangen, dass eine undemokratische Wahl in Thüringen rückgängig gemacht werden muss. 

 

Dass bei so viel Faschismus auch Antisemitismus gedeiht, ist nicht verwunderlich. Man muss aber auch darauf hinweisen, dass islamische Länder die natürlichen Feinde der Juden sind. Das wird meist nicht in den Medien zum Thema gemacht. Je mehr Menschen muslimischen Glaubens in einem Land leben, desto schwieriger ist es, einem wachsenden Antisemitismus entgegenzuwirken.

 

Die Geschichte Israels ist eine Geschichte der Wunder und gleichzeitig ein Wunder der Geschichte. Der alte Mann hat es miterlebt. Die Staatsgründung 1948 und die Bewahrung Israels in den folgenden Kriegen ist ein Wunder Gottes. Die umliegenden Staaten mit ihrer militärischen Übermacht hatten sich von Anfang an die Vernichtung Israels auf die Fahnen geschrieben. Israel sollte ausradiert und die Juden sollten ins Meer getrieben werden. Diese Einstellung  hat sich bis heute nicht geändert, auch wenn es nicht immer so deutlich gesagt wird.

 

Der alte Mann hat bei einem Sammler eine arabische Briefmarke gesehen, wo ein Dolch in der Landkarte Israels steckt und das Blut herausströmte. In vielen palästinensischen Landkarten war das Land Israel gar nicht eingezeichnet. Soviel zum Antisemitismus im Islam.

 

Die PLO lehnt das Existenzrecht Israels ab. In der UNO wurden und werden unzählige Resolutionen gegen Israel verabschiedet. Das Ziel ist auch heute das Ende Israels. Der einzige demokratische Staat im Nahen Osten soll verschwinden. Man wundert sich, dass es überhaupt noch Juden gibt.

 

Das moderne Israel vertraut als Volk nicht auf seinen Gott. Es vertraut auf diplomatische Vereinbarungen.  Israel verhandelt mit seinen Feinden und gibt Land gegen Frieden. Aber der ersehnte Frieden will nicht zustande kommen.

 

Die Bibel sagt voraus, was geschehen wird. Wenn sie sagen Friede und Sicherheit, wird das Verderben plötzlich über sie kommen.  Israel wird zum  Taumelkelch und ein Laststein über alle Völker werden.

 

Jerusalem hängt schon heute als ein schwerer Mühlstein am Hals der UNO. Wie soll sie mit dieser Stadt und dem Staat Israel umgehen? Von allen Enden der Erde hat Gott sein verstreutes Volk wieder gesammelt und in das Land Israel geführt. So hat er es vor tausenden Jahren verheißen und so ist es eingetroffen. Was niemand für möglich hielt, hat Gott möglich gemacht. Er ist der Herr der Geschichte, er lenkt die Geschicke der Völker. Was Gott sagt, trifft alles ein!

 

Es hilft kein Wegsehen, Judenfeindlichkeit ist auch in der heutigen Gesellschaft in Deutschland verankert. Das einzige, das man aus der Geschichte lernen kann, ist die Erkenntnis, dass die Leute nichts aus der Geschichte lernen. Unter Jugendlichen wusste jeder fünfte nicht, dass der Name Auschwitz für ein Vernichtungslager der Nazis steht.

 

Die palästinensische Hamas-Bewegung, die verantwortlich für die meisten Terroranschläge gegen Israel ist, hat die  totale Auslöschung Israels in ihrem Grundsatzprogramm verankert.  Für sie ist die Befreiung des ganzen Landes eine religiöse Pflicht.

 

Das ist nicht neu. Es gab schon einmal in Persien einen Mann, der das jüdische Volk vernichten wollte. Man kann das im Buch Esther nachlesen. Der damalige Weltherrscher Ahasveros verstieß seine Frau Vasti.  Er nahm sich die junge Jüdin Esther zur Frau. Zur gleichen Zeit stieg Hamann, ein enger Vertrauter des Ahasveros, zum zweitmächtigsten Mann im Königreich auf. Alle mussten sich vor ihm verbeugen. Der Jude Mardochai weigerte sich. Er wollte nur vor Gott niederknien.

 

Daraufhin beschloss Hamann, alle Juden  töten zu lassen.  Er hasste dieses Volk, weil es anders war als andere Völker. Hamann setzte einen Tag fest, an dem er sein Vorhaben ausführen wollte.

 

Der Jude Mardochai war ein älterer Cousin von Esther und gleichzeitig ihr Vormund. Er erfuhr von dem Mordplan Hamanns und teilte es Esther mit. Esther riskierte ihr Leben und trat vor dem König für ihr Volk ein. Der König hob das Todesurteil für die Juden auf und ließ Hamann mit seinen Söhnen hinrichten.  Zum Gedenken an dieses Ereignis feiern die Juden bis heute an diesem Tag ihr Purinfest.

 

Es gab viele Hamanns in der Geschichte, die den Juden den Garaus machen wollten. Sie traten unter  Namen wie Römer, Kreuzfahrer, Inquisition  Hitler und Islam auf. Alle Versuche hatten am Ende keinen Erfolg. Gott bewahrt sein Volk. Wer Gottes Volk antastet, tastet Gottes Augapfel an.

 

Stehen wir als Christen an der Seite Israels? Israel ist anders, es ist Gottes Volk. Antisemitismus ist Hass auf Gottes Volk und letztendlich Auflehnung gegen Gott.