Der alte Mann und die Verführung 
(2. Thess. 2,1-4)

 

Rolf Müller

 

Das Evangelium der Bibel ist in der Gefahr, manipuliert zu werden. Man will es attraktiv und populär machen. Es treten wortgewaltige Verkündiger auf, die anscheinend genau wissen, was Gott will. Sie verwirren die Gläubigen mit ihren scheinbaren Erfolgsrezepten. Und wenn der „Erfolg“ ausbleibt?

 

Christen haben die Aufgabe, alle Verkündigung am Wort Gottes zu prüfen. Das ist keine Lieblosigkeit, im Gegenteil. Der Herr Jesus mahnt seine Jünger: „Seht zu, dass euch niemand verführe.“ Die Kennzeichen der Endzeit sind Abfall vom Glauben und Verführung. Die oft behauptete Erweckung ganzer Völker ist Wunschdenken. Ein „neues Pfingsten“ für unsere Zeit verheißt die Bibel nicht.

 

Wenn man die Aussagen mancher moderner „Propheten“ betrachtet, fällt auf, dass vieles, was sie voraussagen, ihren eigenen eitlen Wunschträumen entspricht. Sie predigen positiv. Sie proklamieren ein Herrlichkeitsevangelium. Sie weissagen Lügen. Sie sind nicht von Gott gesandt. Er hat ihnen keinen Auftrag gegeben. Sie reden in ihrem eigenen Namen. Sie versprechen den Himmel schon jetzt.

 

Wenn sich ihre Prophetie nicht erfüllt, geben sie ihren Fehler nicht zu. Sie steigern sich in noch abenteuerlichere Aussagen, die von der Bibel nicht gedeckt sind und deshalb ebenfalls nicht eintreffen. Der alte Mann fragt sich, wenn solche Prophetien nicht von Gott kommen, aus welcher Quelle dann? Warum fallen viele Christen darauf herein?

 

Wenn die Menschen die gesunde Lehre des Evangeliums nicht hören wollen, geschieht keine Erweckung. Wer nach mystischen Erlebnissen verlangt, wird sie bekommen. Wem die Ohren nach mehr direktem Reden Gottes jucken, wird es hören. Innere Führungen und Eingebungen müssen nicht immer von Gott sein. Auch der Teufel kann Bilder und Visionen vermitteln.

 

Viele der von einem unbiblischen Schwarmgeist befallenen und angesteckten sogenannten „Erweckungsprediger“ haben ein ausgeprägtes und überhebliches Sendungsbewusstsein. Sie treten äußerst selbstbewusst auf. Vor solchen großen „Supermännern“ verblassen sogar die Wunder Christi und der Apostel. Sie verführen viele leichtgläubigen Christen. Durch ihre starke Persönlichkeit gewinnen sie zahlreiche Anhänger. Sie überschätzen sich selbst. Solche „Superapostel“ bauen keine Gemeinde, sie zerstören sie.

 

Wir befinden uns heute in einem theologischen Irrgarten. Es ist verrückt! Biblische Wahrheiten werden auf den Kopf gestellt. Offensichtliche Irrlehren werden geduldet. Dabei übernehmen die Kirchen die Vorreiterrolle. Sie demontieren die biblischen Aussagen. Die Menschen sind unbußfertig. Gott segnet nicht, wenn sein Name gelästert und sein Wort verachtet wird.

 

„Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker.“ Man tritt die Gebote Gottes mit Füßen. Es breitet sich überall eine himmelschreiende Gottlosigkeit aus. Wahrheit und Irrtum vermischen sich. Schwarz wird Weiß und Sauer wird Süß. Die Verführung der Gemeinde erreicht einen Höhepunkt. Unbiblisches Verhalten wird übersehen oder sogar geduldet.

 

Maßstab für das Christsein ist allein das unverfälschte Wort Gottes. Das ist der einzig wirksame Schutz gegen Verwirrung und Verführung.

 

Herr Jesus, Grundstein der Gemeinde,

von Ewigkeit bist du gelegt;

du bist es, der mit ewgen Kräften

und heilger Liebe alles trägt.

Der Fels des Heils allein du bist

für alle Zeit, Herr Jesus Christ.

 

Herr Jesus, Grundstein der Gemeinde,

kein andrer Grund ist außer dir.

Wer einen andern Grund wollt legen,

würd irregehen für und für.

Die Kirche steht auf dir allein

und wird drum unzerstörbar sein.

 

Herr Jesus, Grundstein der Gemeinde,

wir wollen bauen nur auf dich.

Was wir auf dich, den Fels gebauet,

das bleibt gebauet ewiglich.

Wohl mögen Stürme drübergehn,

es wird dies alles überstehn.

 

Herr Jesus, Grundstein der Gemeinde,

du wirst zu ewger Herrlichkeit

sie wunderbar dereinst vollenden

trotz Not und Nacht, trotz Kampf und Streit,

so dass sie wird am Ende sein

ganz heilig, fleckenlos und rein.

 

(Karl Eisele).