Rolf Müller
„Da beten wir schon so lange für die kranke Schwester und es änderte sich nichts!“ Die Frau in unserem Gebetskreis war traurig und entmutigt. Warum hilft Gott nicht? Kann er nicht oder will er nicht? Ist unser Glaube zu schwach?
Der alte Mann weiß, dass Gott nicht jedes Gebet erhört. Wir können auch den Zeitpunkt der Erhörung nicht bestimmen. Wir können dem Herrn durch unser Gebet nicht unseren Willen aufzwingen und seinen Arm bewegen. Es ist sein guter heiliger Wille, der geschieht, im Himmel und auch auf Erden.
Wenn Gott unser Gebet für kranke Glaubensgeschwister in jedem Fall erhören würde, säßen in unseren Gemeinden 200-300jährige gesunde und muntere Leute. Das hat Gott in seiner Weisheit so nicht vorgesehen.
„Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, so werdet ihr bitten was ihr wollt, und es wird euch geschehen.“ (Johannes 15,7). Das hat der Herr Jesus gesagt. Hat er das gar nicht so gemeint? Ist diese Verheißung gar nicht wahr? Der alte Mann hat schon ernstlich und vertrauensvoll gebetet und nicht bekommen, was er wollte. Das wirft Fragen auf.
Was ist der Wille Gottes für unser Leben? Woran erkennen wir ihn? In erster Linie erkennen wir seinen Willen in seinem Wort, der Bibel. Je mehr wir in seinem Wort zu Hause sind, desto mehr vertrauen wir uns seiner Führung an. Wir bleiben in ihm und seine Worte bleiben in uns. Wer wenig oder gar nicht in der Bibel liest, erlebt in der Regel selten eine Gebetserhörung. In Jesus bleiben, heißt in seinem Wort bleiben.
Der alte Mann muss prüfen, welchen Wert das Wort Gottes in seinem Leben hat. Wie viel Zeit widmet er dem Wort Gottes? Wie ernsthaft fragt er nach Gottes Willen? Bittet er, dass Gottes Wille geschieht oder will er den eigenen Willen durchsetzen?
Wir dürfen natürlich mit allen unseren Anliegen zum Herrn kommen. Wir dürfen ihm alles sagen, was uns bewegt. Wir dürfen ihn um seine Hilfe und seinen Beistand bitten. Aber wir müssen beachten, dass seine Wege und Gedanken oft anders als unsere Wege und Gedanken sind. Er hat den Überblick, der uns fehlt. Wenn nicht geschieht, was wir wollen, dann geschieht, was besser ist.
Wer betet, braucht manchmal einen langen Atem. Da ist Ausdauer und Ausharren nötig. Eins dürfen wir wissen: Unser Beten ist nicht umsonst. Gott hört uns und er erhört uns, wenn seine Stunde gekommen ist. Die Länge unserer Gebete ist nicht entscheidend. Auch die Lautstärke macht es nicht. Wir vertrauen auf den Herrn und seine Gnade.
Wenn wir das Wesen Christi widerspiegeln, erfahren wir sein Eingreifen als Antwort auf unsere Gebete. Im Bewusstsein unserer Schwachheit vertrauen wir seiner Kraft. Der treue Herr hilft uns, in ihm zu bleiben und nach seinem Willen zu beten. Er hilft uns, ausdauernd und demütig zu bitten. Er erhört uns zu seiner Zeit. Das bilden wir uns nicht ein, es ist fröhliche Wirklichkeit.
Was Gott tut, das ist wohlgetan,
es bleibt gerecht sein Wille,
wie er fängt meine Sachen an,
will ich ihm halten stille.
Er ist mein Gott, der in der Not
mich wohl weiß zu erhalten;
drum lass ich ihn nur walten.
Was Gott tut, das ist wohlgetan,
er wird mich nicht betrügen;
er führet mich auf rechter Bahn;
so lass ich mir genügen
an seiner Huld und hab Geduld,
er wird mein Unglück wenden,
es steht in seinen Händen.
Was Gott tut, das ist wohlgetan,
er ist mein Licht und Leben,
der mir nichts Böses gönnen kann;
ich will mich ihm ergeben
in Freud und Leid, es kommt die Zeit,
da öffentlich erscheinet
wie treulich er es meinet.
Was Gott tut, das ist wohlgetan,
dabei will ich verbleiben.
Es mag mich auf die raue Bahn
Not, Tod und Elend treiben,
so wird Gott mich ganz väterlich
in seinen Armen halten;
drum lass ich ihn nur walten.
(Samuel Rodigast)