Der alte Mann und die Führerinnen im Volk Gottes

 

Rolf Müller

 

„Werdet nicht viele Lehrer, meine Brüder, da ihr wisst, dass wir ein schwereres Urteil empfangen werden; denn wir straucheln oft.“ (Jakobus 3, 1-2).

 

„Eine Frau lerne in der Stille in aller Unterordnung. Ich erlaube aber einer Frau nicht, zu lehren.“ (1. Timotheus 2, 11-12).

 

Diese Bibelstellen aus der  Gemeindeordnung des NT fordern zum Widerspruch heraus. Sie passen nicht in die heutige Zeit. Frauen sind heute auf allen Gebieten völlig gleichberechtigt. Ihnen stehen alle Möglichkeiten offen. Es gibt vorgeschriebene Frauenquoten.

 

Man sagt, Gott berufe nach Begabung und nicht nach Geschlecht. Wenn eine Frau von Gott berufen ist, warum soll sie dann nicht lehren und eine christliche Gemeinde leiten? Eine gebildete tüchtige Frau kann doch viel Segen bewirken. Auch in der Bibel hat es doch Frauen in führender Tätigkeit gegeben!

 

Der alte Mann macht darauf aufmerksam, dass es nicht Bildung und Tüchtigkeit sind, die einen Menschen zum Führer im Volk Gottes qualifizieren. Es ist Gott, der die Führer seines Volkes beruft. Er erwählt, rüstet aus und stellt in den Dienst. Gottes Berufung ist maßgebend.

 

Gott berief Propheten und Prophetinnen. Es gibt wahre und falsche Propheten. Gott selbst gebietet, sie zu prüfen (5. Mose 18,20-22). Von Mirjam wird in 4. Mose 12 berichtet. Sie versuchte, als ältere Schwester den von Gott eingesetzten Führer zu bevormunden, zu beeinflussen und zurechtzuweisen. Der Herr hielt sie mit väterlicher Strenge zurück. Ihr Ende stimmt traurig (5. Mose 24,9).

 

Isebel (1. Könige 16 -21) brachte die Propheten Baals zu Ehren und führte Götzendienst ein. Wir kennen das Gottesurteil auf dem Karmel. Isebel fand ein furchtbares Ende (2. Könige 9).

 

Atalja (2. Könige 11) rottete als Königin-Mutter fast das ganze davidische Königshaus aus. Sie setzte sich selbst auf den Stuhl Davids und förderte den Baalsdienst in Juda.  Erst ein Volksaufstand machte ihrer sechsjährigen Schreckensherr-schaft ein Ende.

 

Deborah (Richter 4-5) war Richterin. Sie selbst nennt sich „eine Mutter in Israel“. Die Söhne Israel gingen zu ihr hinauf zum Gericht. Ihr ging es nicht darum. Führerin zu werden. Sie stand auf, um im Auftrag des Herrn Führer zu berufen.

 

Hulda (2. Könige 22, 12 -20) war eine Prophetin, die die von Gott gewollte Stellung der Frau nicht missachtete. Sie trat nicht in der Öffentlichkeit auf. Wenn man sie nach dem Wort des Herrn befragen wollte, suchte man sie in ihrem Haus auf. Sie war eine gottesfürchtige Frau, eine Mutter in Israel. Das Wort des Herrn war in ihrem Mund.  

                             

Der Prophetin Hanna begegnen wir im Neuen Testament (Lukas 2, 36 -38). Sie ist ein nachahmenswertes Vorbild. Sie war eine Beterin, die Tag und  Nacht vor dem Herrn stand. Auch in ihrem  Mund war sein Wort.

 

In Apostelgeschichte 21, 8-9 werden die Töchter des Philippus genannt. Sie weissagten, aber es besteht kein Grund zu der Annahme, sie hätten deshalb dem Herrn nicht in dem der Frau gesteckten Rahmen gedient.

 

Das alles ist zu unserer Belehrung geschrieben (Römer 15,4). Wenn jemand etwas sagt, was dem Wort Gottes widerspricht, dann ist er im Unrecht. Der Herr hat dem Mann  wie der Frau den Rahmen für ihr Wirken in der Gemeinde gesteckt. Innerhalb dieses Rahmens teilt er uns seine Gaben zu wie er will. Da tut sich ein weites Feld vor uns auf. Er schenkt uns viele gute Dienstmöglichkeiten zu seiner Ehre.

 

Wir Christen sind sein Werk, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, welche Gott zuvor bereitet hat, auf dass wir in ihnen wandeln sollen (Epheser 2,10).

 

Gelegentlich wird  auch das Argument gebraucht, dass die ersten Zeugen der Auferstehung Jesu Frauen waren. Sie bekamen am Grab den Auftrag, das Geschehen den Jüngern zu berichten. Diesen Auftrag haben sie treu ausgeführt. Sie haben den Jüngern die gute Nachricht mitgeteilt. Sie haben aber deshalb keinen  Lehrstuhl besetzt  und sie haben auch nicht die Leitung der Gemeinde übernommen.

 

Wandeln heißt, in den Anweisungen Gottes zu bleiben. Wandeln heißt, dem Herrn gehorsam zu sein. Wandeln heißt, unter Gottes Segen zu stehen und dem Evangelium gemäß zu leben.