Das Nadelöhr
Rolf Müller
Lassen wir gelten, was die Bibel sagt? Hat die Bibel bei uns Autorität, auch wenn sie unserer Logik widerspricht? In der Bibel wird von der Begegnung Jesu mit dem reichen Jüngling, berichtet. Der hat nach eigener Aussage alle Gebote Gottes von Jugend an gehalten. Als Jesus ihn in seine Nachfolge rief, ging er traurig weg.
Der Herr sagte daraufhin den zum Sprichwort gewordenen Satz: "Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes kommt." Der alte Mann versteht diesen Satz so, dass es unmöglich ist, ein Kamel durch ein Nadelöhr zu fädeln. Auch die damaligen Jünger Jesu erschraken. Sie fragten: "Wer kann da selig werden?" Niemand!
Viele Christen können sich mit dieser Aussage nicht abfinden. Sie suchen nach anderen Erklärungsmöglichkeiten. Sie wollen die Botschaft der Schrift abschwächen und umdeuten. Sie vermuten, es sei hier kein wirkliches Nadelöhr gemeint. Es gäbe in der Stadtmauer von Jerusalem ein schmales Tor, "Nadelöhr" genannt. Dort könnte sich unter Umständen ein junges, schlankes Kamel ohne viel Gepäck durchzwängen.
Andere Ausleger sagen, es sei kein Kamel gemeint. Es handle sich um eine Art Strick, der durch ein Nadelöhr nur schlecht durchpasst. Warum diese Kunstgriffe? Man maßt sich an, besser als Jesus zu wissen, wie sein Wort zu verstehen ist. Man misstraut der Bibel.
Es muss doch machbar sein, dass man durch seinen guten Wandel und durch das Halten der Gebote Gottes in den Himmel kommt! Der Herr Jesus sagt: "Nein!" Das geht nicht! Aber er fügt hinzu: "Bei den Menschen ist es unmöglich, aber bei Gott sind alle Dinge möglich." Selig werden kann man nur nach Gottes Bedingungen. Unsere menschlichen Anstrengungen richten nichts aus. Rettung finden wir nur bei Jesus. Warum glauben wir nicht einfach, was die Schrift sagt? "Suche Jesus und sein Licht, alles andre hilft dir nicht!"
Christi Blut und Gerechtigkeit,
das ist mein Schmuck und Ehrenkleid,
damit will ich vor Gott bestehn,
wenn ich zum Himmel werd eingehn.
Ich glaub an Jesus, welcher spricht:
"Wer glaubt, der kommt nicht ins Gericht."
Gottlob, ich bin schon freigemacht,
und meine Schuld ist weggebracht.
Und würd ich durch des Herrn Verdienst
auch noch so treu in seinem Dienst,
gewönn den Sieg dem Bösen ab
und sündigte nicht bis ins Grab,
so will ich, wenn ich zu ihm komm,
nicht denken mehr an gut und fromm,
sondern: Da kommt ein Sünder her,
der gern ums Lösgeld selig wär.
(Nikolaus Ludwig von Zinzendorf)