Der alte Mann und Jairus (Lukas 8)
Rolf Müller
Jesus kommt nach Kapernaum, in seine Stadt. Die Leute nehmen ihn auf mit Freuden. Das war nicht immer so. Kurz vorher hatte er in Gerasa einen besessenen Menschen frei gemacht. Dort baten ihn die Leute: „Verschwinde!“ Auch zu uns kommt Jesus durch sein Wort. Es würde ihn freuen, wenn wir für das, was er uns sagen will, ein offenes Herz hätten.
Alle warten auf Jesus. Da ist zunächst Jairus. Er wendet sich ganz offiziell an Jesus. Natürlich nicht ohne Grund. Er war in Not. Sein einziges Kind lag im Sterben. Das ist biblischer Glaube, wenn sich ein Mensch in seiner Not an Jesus wendet. Wohin gehen wir in unserer Not?
Jairus wendet sich öffentlich an Jesus. Er steckt ihm nicht heimlich einen Wunschzettel zu. Er beugt seine Knie vor Jesus. „Ich kann nicht mehr weiter, aber du kannst vielleicht.“ Jairus bittet Jesus und der lässt sich nicht lange bitten.
Jesus eilt mit Jairus auf den Brennpunkt der Not zu. Die Not ist groß. Jairus weiß: Jesus hat meine Not in seine Hände genommen.
Jetzt kommt diese vielgeplagte Frau dazwischen. Ärgerlich ist das! Ausgerechnet jetzt! Trotzdem ist es gut, dass diese Frau dazwischen kam. Wir können viel von ihr lernen. Was die alles durchgemacht hat! Sie hat ihr Vermögen bei den Ärzten gelassen. Aber noch schlimmer ist ihr innerer Zustand. Sie galt als unrein. Sie durfte nicht in den Tempel. Sie konnte keinen Trost im Gottesdienst suchen. Man vermutete, wer so geplagt war wie diese Frau, der hatte Dreck am Stecken. Hinter solchem Leid konnte nur schwere Schuld stehen.
Obwohl sie eine eher schüchterne Frau ist, nimmt sie allen Mut zusammen und geht auf Jesus zu. Sie streckt ihre Hand nach Jesus aus. Jeder von uns darf es genauso machen. Es ist notwendig, sich nach Jesus auszustrecken. Er kann unsere Not wenden.
Der alte Mann stellt sich vor, wie es dem Jairus zumute gewesen sein muss. Ausgerechnet jetzt kommt diese Frau! Er hätte vorwurfsvoll zu Jesus sagen können: „Mein Kind stirbt und du gibst dich mit dieser Frau ab! Kümmere dich später um sie! Ich war zuerst da!“ Aber all das geschieht nicht.
In dieser spannungsgeladenen Situation beeindruckt Jesus am meisten. Jemand hat die Hand nach ihm ausgestreckt. Darüber geht Jesus nicht einfach zur Tagesordnung über. Sowas kriegt Jesus mit. Das übersieht er nicht. Da bleibt er stehen. Jesus kümmert sich um den Einzelnen. Er kümmert sich auch um deine und meine Not. Er bleibt auch unsertwegen stehen. Die Unreine rührt den Reinen an und wird rein.
„Dein Glaube hat dir geholfen.“ Wirklich? Hat nicht Jesus geholfen? Natürlich hat Jesus geholfen. Aber nicht ohne den Glauben und den Willen dieser Frau.
Als sich die Menschen mit Jesus und Jairus an der Spitze wieder in Bewegung setzen, scheint Jairus der Dumme zu sein. „Dein Kind ist tot, bemühe den Meister nicht!“ Das muss Jairus wie ein Messer ins Herz gefahren sein. „Bemühe den Meister nicht!“ Es ist schlimm, wenn Menschen einander von Jesus abhalten wollen. Wir müssen im Gegenteil den Menschen zurufen: „Bemühe den Meister! Wende dich an Jesus!“ Jesus sagt zu Jairus: „Fürchte dich nicht, glaube nur!“ Er kehrt mit Jairus in dessen Haus ein.
Jesus nutzt das Geschehen nicht für einen Reklamefeldzug. Im Gegenteil. Nur drei seiner Jünger und die Eltern des Kindes sind bei dem Wunder dabei. Die Hausbewohner des Jairus glauben dem Herrn Jesus nicht, als er sagt: „Das Mädchen ist nicht gestorben, es schläft.“ Sie verlachen ihn. Das ist auch heute so. Die Menschen glauben dem Herrn Jesus nicht.
„Fürchte dich nicht, glaube nur!“ Jesus betritt das Haus des Todes. Da kommt Leben in die Bude! Das tote Kind wird lebendig und sitzt auf dem Bett. Was tut man in einer solchen Situation? Wie sollen die Eltern damit umgehen? Jesus sagt: „Gebt ihr zu essen!“ Das tun die Eltern. Jetzt kann die Freude durchbrechen.
Auch wir brauchen Jesus alle Tage unseres Lebens. Wir brauchen ihn wegen unserer Sünden. Jesus freut sich, wenn wir uns vertrauensvoll an ihn wenden. Wer an Jesus glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt. Jesus macht uns gerecht. Der Gerechte wird aus Glauben leben.