Der alte Mann und die Sündlosigkeit (Joh. 8)
Rolf Müller
Die Schriftgelehrten und Pharisäer suchten Streit mit Jesus. Sie waren seine ärgsten Widersacher. Der Sündlose und Reine musste Widerspruch von den Sündern erdulden. Das hatte schon der greise Simeon geweissagt: „Er ist gesetzt zum Zeichen, dem widersprochen wird.“ (Lukas 2,34). Die Juden wollen sein Wort nicht hören. Sie sind nicht bereit, sachliche Argumente zu prüfen. Sie hassen die Wahrheit.
Der alte Mann hört den Herrn Jesus sagen: „Wer von euch kann mich einer Sünde zeihen?“ Er weist sie hin auf seine Person. Obwohl die Juden ihn überall kritisch und sehr argwöhnisch beobachteten, konnten sie ihm keine einzige Sünde nachweisen. Trotzdem gaben sie ihm nicht die Ehre. Sie lehnten ihn ab.
Jesus redete als Mensch zu ihnen. Er stand mitten unter seinen Feinden. Er war versucht wie wir. Er kannte Hunger und Durst, Müdigkeit und Trauer. Aber Jesus war nicht ein Mensch unter vielen. Er
war
d e r Mensch. Sündige Gedanken, Äußerungen und Handlungen waren ihm fremd. Er war vollkommen sündlos vor Menschen und vor Gott.
Der alte Mann weiß, dass wir Menschen allzumal Sünder sind. Wir sind alle verkauft unter die Sünde. Jesus allein ist sündlos. Er ist der einzig Reine. Seine Geburt ist ein Wunder göttlicher Allmacht. Er wurde vom Heiligen Geist empfangen und von der Jungfrau Maria geboren. „Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns.“ Jesus ist der Sohn Gottes. Er ist der Eingeborene des Vaters. Rein betrat er und rein verließ er die Welt nach seinem vollbrachten Werk der Erlösung. Er wurde versucht wie wir, blieb aber ohne Sünde. Nur ein sündloser Heiland konnte uns erlösen. Er ist das unschuldige, unbefleckte Gotteslamm. Er ist unser Hohepriester.
Als Jesus seine Feinde fragte, wer ihn einer Sünde zeihen könne, bekam er keine Antwort. Sie schwiegen und verstummten. Jesus sprach: „Wenn ich euch die Wahrheit sage, warum glaubt ihr mir nicht?“ Auch darauf blieben sie die Antwort schuldig. Sie beugten sich nicht vor seiner Heiligkeit. Sie glaubten seiner Wahrheit nicht. Der Herr Jesus deckt ihren Unglauben auf. „Ihr hört nicht, denn ihr seid nicht von Gott!“
Der alte Mann gibt zu bedenken, dass wir alle von Natur aus Sünder und gottlose Menschen sind. Von uns aus können wir nichts daran ändern. Mit unsrer Macht ist nichts getan. Gott selber muss uns das Herz auftun und Glauben schenken. Er muss unseren Sinn erwecken. Gott muss uns unsere Sündhaftigkeit klarmachen. Unsere Aufgabe ist es, umzukehren und Buße zu tun. Wer selbstgerecht bleiben und die Wahrheit nicht hören will, dem muss der Herr dasselbe wie damals den Juden sagen: „Ihr seid nicht von Gott!“
Einer nur ist ewig wert,
dass ihm Ehre widerfährt,
Einer nur, dass alle Welt
betend vor ihm niederfällt:
Jesus, der vom Himmel kam.
Einer hat der Menschheit Last
in den treuen Arm gefasst;
Einer nahm ins eigne Grab
aller Sünden Schuld hinab:
Jesus, der am Kreuze starb.
Einer hat aus Todesnacht
Leben an das Licht gebracht,
dass ein Strahl aus jener Welt
unsrer Tage Nacht erhellt:
Jesus, der vom Tod erstand.
Einer hat den Zorn gestillt,
dessen Opfer ewig gilt,
der den Sündern jeder Frist
ein barmherzger Priester ist:
Jesus, der gen Himmel fuhr.
Einer wohnt im Heiligtum
und vollendet Gottes Ruhm,
sammelt, heiligt und erbaut
seinen Tempel, seine Braut:
Jesus, der vom Himmel kommt.
(Samuel Preiswerk).