Der alte Mann und die Feindschaft der Welt (Johannes 15, 17-25)
Rolf Müller
Jünger Jesu sind Zeugen Jesu in einer feindlichen Welt. „Ihr müsst gehasst werden um meines Namens willen.“ Jesus sendet seine Leute als wehrlose Lämmer mitten unter die Wölfe.
Der alte Mann weiß, dass die Welt voller Hass und Unfrieden ist. Wenn Jesus vom Hass der Welt spricht, meint er den Hass gegen sich und seine Jünger. Wie ist das möglich? Die Welt hasst ihren Erlöser. Sie hasst ihren Wohltäter. Sie hasst den, der gekommen ist, zu suchen und selig zu machen was verloren ist. Die Welt verachtet ihren Retter. Der Hass der Welt gegen Jesus richtet sich auch gegen seine Nachfolger. Der Knecht ist nicht größer als sein Herr.
Es sollte uns deshalb nicht verwundern. Alle, die als Jünger Jesu leben, müssen Verfolgung leiden. Sie werden geschmäht um Jesu willen. Man verleumdet sie und verbreitet Lügen über sie. Aber wir müssen uns nicht fürchten. Der Herr selber steht hinter seiner Gemeinde. Der Hass der Welt äußert sich oft in Gewalt gegen Christen.
Manchmal aber verstellt sich Satan auch in einen Engel des Lichts. Er kommt fromm und religiös daher. Der Wolf tarnt sich mit einem Schafspelz. Das ist gefährlicher als Gewalt. Welt und Gemeinde gehen Arm in Arm. Die Welt gebärdet sich fromm, die Gemeinde wird weltlich.
Dem alten Mann ist aus Gottes Wort bekannt, dass die Welt, je mehr es dem Ende zugeht, die fromme Maske abwerfen wird. Dann zeigt Satan sein wahres Gesicht. Christenverfolgung wird zur Tagesordnung gehören.
Christen sind Fremdkörper in dieser Welt. Wer als Christ lebt, wird von der Welt gehasst. Weil sie Jesus angehören, werden sie verfolgt. Die Welt ist blind. Weil sie Gott nicht kennt, kennt sie auch seine Kinder nicht. Der Hass der Welt gegen Gott, Jesus Christus und die Christen ist ohne Ursache. Es handelt sich um eine angeborene Feindschaft. Der Unglaube ist nicht bloß eine Ansicht. Der Unglaube ist eine Sünde, die vom Heil ausschließt. Da gelten keine Ausrede und kein Vorwand. Wer nicht glaubt, wird verdammt.
Der alte Mann fragt sich, warum der Herr Jesus zulässt, dass seine Jünger der Hass der Welt trifft. Konnte er das nicht verhindern? Konnte er sie nicht schützen? Warum müssen sie da durch? Jesus hat seinen Jüngern vorhergesagt, was Nachfolge bedeutet. Christsein ist nicht nur Wandeln auf sonnigen Höhen. Christsein bewährt sich in den Stürmen des Lebens. Der Weg geht durch Leiden zur Herrlichkeit.
Der Herr lässt es zu, dass seine Gemeinde Verfolgung erdulden muss. Die Welt soll an den Christen erkennen, wie sieghafter Glaube aussieht. Die Welt soll erkennen, dass der Herr größer als alles ist. Sie soll erkennen, dass die Pforten der Hölle seine Gemeinde nicht überwältigen können. Alle Dinge, auch der Hass der Welt, müssen denen, die Gott lieben, zum Besten dienen. Es ruht ein Segen auf dem Leiden um Christi willen. Christen sind berufen, mit Christus zu leiden und mit ihm zur Herrlichkeit erhoben zu werden.
Und ob gleich alle Teufel hier wollten widerstehn,
so wird doch ohne Zweifel Gott nicht zurücke gehn;
was er sich vorgenommen und was er haben will,
das muss doch endlich kommen zu seinem Zweck und Ziel.
Hoff, o du arme Seele, hoff und sei unverzagt!
Gott wird dich aus der Höhle, da dich der Kummer plagt,
mit großen Gnaden rücken; erwarte nur die Zeit,
so wirst du schon erblicken die Sonn der höchsten Freud.
Auf, auf, gib deinem Schmerze und Sorgen gute Nacht,
lass fahren, was das Herze betrübt und traurig macht;
bist du doch nicht Regente, der alles führen soll,
Gott sitzt im Regimente und führet alles wohl.
Ihn, ihn lass tun und walten, er ist ein weiser Fürst
und wird sich so verhalten, dass du dich wundern wirst,
wenn er, wie ihm gebühret, mit wunderbarem Rat
das Werk hinausgeführet, das dich bekümmert hat.
Mach End, o Herr, mach Ende mit aller unsrer Not;
stärk unsre Füß und Hände und lass bis in den Tod
uns allzeit deiner Pflege und Treu empfohlen sein,
so gehen unsre Wege gewiss zum Himmel ein.
(Paul Gerhardt)