Der alte Mann und das Trauerhaus (Johannes 11, 17-28)

 

Rolf Müller

 

Lazarus lag im Grab. Im Haus von Martha und Maria herrschte tiefe Trauer. Nicht nur wegen des Verlustes des Bruders, sondern auch wegen der unverständlichen Haltung des Herrn. Dann kam Jesus. Hätte er nicht früher kommen sollen? Jetzt war scheinbar alle Hoffnung dahin. Als sie Jesus so nötig brauchten, war er nicht da.

 

Martha hörte als Erste, dass Jesus gekommen war. Sie hatte Maria nichts davon gesagt. Sie hatte alles ringsum vergessen. Sie wollte Jesus sehen. „Herr, wärest du hier gewesen, mein Bruder wäre nicht gestorben.“ Jesus gab ihr die große Verheißung: „Dein Bruder soll auferstehen.“ Martha konnte diese Verheißung nicht recht fassen. „Ich weiß wohl, dass er auferstehen wird am jüngsten Tag.“

 

Der alte Mann vernimmt die Botschaft Jesu: „Ich bin die Auferstehung und das Leben.“ Jesus belehrt nicht über die Auferstehung, er sagt,  ich bin die Auferstehung. Wo Jesus ist, muss der Tod weichen. Wer Jesus hat, hat das Leben. Und das Leben haben wir durch den Glauben an ihn. Glauben heißt, sich vertrauensvoll in die Arme Jesu fallen lassen. Auch Gotteskinder müssen sterben. Und doch ist ihr Sterben kein Sterben, sondern ein Entschlafen. Der Tod kann sie nicht töten. Sie gehen heim zum Herrn. Jesus sagt: „Wer an mich glaubt, wird leben, ob er gleich stürbe. Wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben. Glaubst du das?“ Martha antwortet: „Herr, ich glaube, dass du bist Christus, der Sohn Gottes, der in die Welt gekommen ist.“ Welch ein mutiges Bekenntnis der Martha! Mit diesem Bekenntnis zieht man sich bis heute den Hass der Welt zu.

 

„Der Meister ist da und ruft dich!“ Maria konnte es kaum fassen. Martha teilte es ihr mit. Maria sprang auf. Sie konnte gar nicht schnell genug zu Jesus kommen. Sie fiel zu seinen Füßen nieder. „Herr, wärest du hier gewesen, mein Bruder wäre nicht gestorben!“ Das brannte ihr auf der Seele. Ihr Bruder würde noch leben, wenn Jesus dagewesen wäre. Jetzt war er da. Anbetend lag Maria zu seinen Füßen.

 

Der alte Mann kann verstehen, dass am Grab alle weinten. Kein Auge blieb trocken. Auch Jesus trauerte. „Er ergrimmte im Geist und betrübte sich sehr.“ Ihm gingen sie Augen über. Jesus weinte. Einige, die ihn weinen sahen, sagten: „Wie hat er ihn so lieb gehabt!“ Andere kritisierten: „Konnte der, der dem Blinden die Augen aufgetan hat, nicht verschaffen, dass auch dieser nicht stürbe?“ Die Tränen, die der Herr Jesus vergoss, deuteten viele als Zeichen seiner Ohnmacht. Sie glaubten, der Tod habe gesiegt. Niemand ahnte, was sich ereignen würde. Wie es der Herr vorhergesagt hatte, sollte am Grab die Herrlichkeit Gottes offenbar werden.

 

 

Dankt dem Herrn mit frohem Mut,

er ist freundlich, er ist gut.

Seine Güt ermüdet nie,

ewig, ewig währet sie.

  

Dankt dem Herrn, gebt ihm nur Ehr,

er ist aller Herren Herr.

Seine Güt ermüdet nie,

ewig, ewig währet sie.

  

Der sein Heil uns zu verleihn,

große Wunder tat allein.

Seine Güt ermüdet nie, ewig, ewig währet sie.

 

Der mit Weisheit, Ordnung, Pracht

Himmel schuf und an uns dacht.

Seine Güt ermüdet nie,

ewig, ewig währet sie.

 

Der sein Volk durch Wüsten führt

und doch väterlich regiert.

Seine Güt ermüdet nie,

ewig, ewig währet sie.

 

Der auch in der tiefsten Nacht

huldreich stets an uns gedacht.

Seine Güt ermüdet nie,

ewig, ewig währet sie.

 

Bringt dem Gott des Himmels Dank;

schweige nie, mein Lobgesang!

Seine Güt ermüdet nie,

ewig, ewig währet sie.

 

(Matthias Jorissen).