Der alte Mann und das Bleiben in der Liebe. (Johannes 15,9-12)
Rolf Müller
Der Herr Jesus liebt seine Jünger. Er weiß, dass sie um seines Namens willen von der Welt gehasst werden. Aber was ist das schon gegen die Liebe Jesu? Wie der Vater ihn liebt, so liebt der Herr Jesus seine Jünger. Das ist eine Liebe, die alles Denken übersteigt.
„Wie sich ein Vater über Kinder erbarmt, so erbarmt sich der Herr über die, die ihn fürchten.“ (Psalm 103). Das ist eine Liebe, die höher ist als der Himmel. Diese Liebe ist tiefer als das Meer. Die Liebe ist Gottes Wesen.
Der alte Mann erkennt, dass der Gegenstand der Liebe Gottes der eingeborene Sohn ist. Er ist der Abglanz seiner Herrlichkeit. Gott liebt auch die Welt um seines Sohnes willen (Johannes 3,16). Auf ihm ruht die ganze Liebe des Vaters. Die Liebe zwischen Vater und Sohn ist einzigartig. Das übersteigt unsere Vorstellung. Sie ist unvergleichlich. „Das ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.“ Jesus sagt: „Wie mich mein Vater liebt, so liebe ich euch.“ So fest, so treu, so unveränderlich. Der Herr Jesus liebt alle, die ihm der Vater gegeben hat. Er liebt sie mit der gleichen Liebe, mit der ihn der Vater liebt.
Dem alten Mann ist bewusst, dass die Jünger auch nur Menschen waren. Sie waren von Natur aus nicht liebenswert. Jesus liebte sie in ihrem Elend, in ihrem verlorenen Zustand. Er liebte sie aus Erbarmen. Aus Liebe kam er zu uns herab. Aus Liebe ging er für uns ans Kreuz. Aus Liebe sandte er den Heiligen Geist. Aus Liebe rettet er noch immer die Verlorenen und schützt die Erretteten. Seine Liebe zu uns ist Grund und Quell unserer Liebe zu ihm. „Bleibet in meiner Liebe“ ist keine Forderung, sondern Folgerung.
Der alte Mann findet es tröstlich, dass der Herr seine Liebe zu uns nicht abhängig macht von unserer Liebe zu ihm. Bei uns findet man ja immer noch Lauheit und Trägheit. Unsere Liebe ist nicht vollkommen. Weil seine Liebe zu uns bleibt, können auch wir in seiner Liebe bleiben. Seine Liebe ist stärker als der Tod. Er wird uns nicht verlassen noch versäumen. Nichts kann uns von seiner Liebe scheiden.
Der alte Mann liest, dass Jesus seine Jünger zum Halten seiner Gebote auffordert. Seine Gebote sind sein Wort. Sein Wort soll unser teuerster Schatz sein. Wir sollen es im Herzen bewegen und bewahren. Wir haben den Herrn nur im Wort. Im Wort leuchtet seine Gnade und Wahrheit auf. Im Wort redet er zu uns. Wenn wir im Wort bleiben, bleiben wir in seiner Liebe.
Sein Wort ist der Grund unserer Freude. Unsere Freude ist der Herr Jesus Christus. Die Freude der Welt ist eine Scheinfreude. Durch den Sündenfall wurden die Menschen gottlos, friedlos und freudlos. Nur beim Herrn Jesus ist wahre Freude. Bei ihm ist Freude die Fülle. Die Freude am Herrn ist unsere Stärke. Die Jünger Jesu sind ein frohes Volk. Wir können uns allewege im Herrn freuen. Wir können Loblieder singen mitten in der Nacht. Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten.
„Gleich wie mich der Vater liebt, so liebe ich euch; bleibt in meiner Liebe! Wenn ihr meine Gebote haltet, so bleibt ihr in meiner Liebe, gleich wie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und in seiner Liebe geblieben bin. Dies habe ich zu euch geredet, damit meine Freude in euch bleibe und eure Freude völlig werde. Das ist mein Gebot, dass ihr einander liebt, gleich wie ich euch geliebt habe.“
Ich will dich lieben, meine Stärke,
ich will dich lieben, meine Zier;
ich will dich lieben mit dem Werke
und immerwährender Begier.
Ich will dich lieben, schönstes Licht,
bis mir das Herze bricht.
Ich will dich lieben, o mein Leben,
als meinen allerbesten Freund;
ich will dich lieben und erheben,
solange mich dein Glanz bescheint;
ich will dich lieben, Gottes Lamm,
als meinen Bräutigam.
Ach, dass ich dich so spät erkannte,
du hochgelobte Schönheit du,
dass ich nicht eher mein dich nannte,
du höchstes Gut und wahre Ruh;
es ist mir leid, ich bin betrübt,
dass ich so spät geliebt.
Ich will dich lieben, meine Krone,
ich will dich lieben, meinen Gott;
ich will dich lieben ohne Lohne
auch in der allergrößten Not;
ich will dich lieben, schönstes Licht,
bis mir das Herze bricht.
(Johann Scheffler)