Der alte Mann und Johannes der Täufer
Rolf Müller
Johannes verkündete dem Volk Israel, dass der Messias gekommen ist. Sein Lebensstil und seine Lehrmethoden machten ihn bei seinen Zuhörern unbeliebt. Johannes der Täufer hatte keine höhere Bildung. Er hatte keine gesellschaftliche Anerkennung vorzuweisen. Und doch war Johannes der größte Mensch, der bis zu diesem Zeitpunkt auf Erden gelebt hat. Das behauptet nicht der alte Mann, das sagt der Herr Jesus.
Johannes war ein Mann, der seine Begrenztheit zugeben konnte. Er war demütig. Demut ist immer ein Zeichen von Größe. Johannes war ein außergewöhnlicher Mensch. Er ging keine Kompromisse ein. Er schwächte seine Botschaft nicht ab. Als die führenden Juden zu ihm kamen, hätte er die Gelegenheit gehabt, sie auf seine Seite zu ziehen. Aber statt ihnen nach dem Mund zu reden, stieß er sie vor den Kopf. „Otternbrut! Wer hat euch gewiesen, dem kommenden Zorn zu entfliehen? Bringt nun würdige Frucht der Buße!“
Johannes hielt sich in der Wüste auf. Bequemlichkeit war nicht sein Ding. Johannes diente mit verzehrender Hingabe. „Er muss wachsen, ich muss abnehmen.“
Der alte Mann weist darauf hin, dass Selbstverleugnung nichts mit Kasteiung oder selbst auferlegter Bußübung zu tun hat. Selbstverleugnung ist der Verzicht auf irdische Annehmlichkeiten, um ein wertvolles Ziel zu erreichen. Im Gegensatz dazu ist Kasteiung eine Selbstbestrafung in der Hoffnung, sich dadurch Gottes Gunst verdienen zu können. Das ist unmöglich und unnötig. Niemand kann sich den Himmel verdienen. Das muss auch niemand, weil der Herr Jesus Christus für alle wahren Christen den vollen Eintrittspreis bezahlt hat. Der Schlüssel zum Heil ist Jesus Christus.
„Siehe, das ist Gottes Lamm, welches der Welt Sünde trägt.“ Johannes war der Vorbote eines Königs. Manche hielten ihn für den Messias. Johannes stellte die damalige Gesellschaft auf den Kopf. Er verursachte Konflikte. Wo er auftrat, gab es heftige Reaktionen. Johannes wirbelte Staub auf. Herodes ließ ihn ins Gefängnis werfen. Johannes war ein Werkzeug Gottes. Viele lehnten ihn ab, genauso wie sie später Jesus ablehnten.
Der alte Mann weiß, dass es unmöglich ist, es allen Menschen recht zu machen. Weil er in der Wüste fastete, wurde Johannes beschuldigt, von Dämonen besessen zu sein. Weil der Herr Jesus aß und trank, beschuldigte man ihn, ein Fresser und Säufer zu sein und ein Freund der Zöllner und Sünder.
Der alte Mann staunt und bewundert, wie Johannes unbestechlich seinen Weg ging. Er musste schließlich seine Standhaftigkeit mit dem Leben bezahlen.
Auch unser Herr Jesus Christus ging unbeirrt seinen Weg ans Kreuz. Er starb für unsere Sünden. Er sitzt zur Rechten des Vaters und vertritt uns. „So ist nun nichts Verdammliches an denen, die in Christus Jesus sind.“
Ein Lämmlein geht und trägt die Schuld
der Welt und ihrer Kinder;
es geht und büßet in Geduld
die Sünden aller Sünder;
es geht dahin, wird matt und krank,
ergibt sich auf die Würgebank,
entsaget allen Freuden;
es nimmet an Schmach, Hohn und Spott,
Angst, Wunden, Striemen, Kreuz und Tod
und spricht: “Ich wills gern leiden.“
(Paul Gerhardt)